Kurz und bündig: Etwa 50 % der Typ II Diabetiker weltweit sind chronisch nierenkrank. Wenn man bedenkt, dass sie eine deutlich erhöhte Sterblichkeitsrate aufweisen und kardiovaskuläre Erkrankungen bei ihnen deutlich häufiger auftreten, muss es das Ziel sein, ein Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden.
Was ist der Zusammenhang zwischen Diabetes und chronischer Nierenerkrankung?
Glucosebedarf und Nierenfunktion: Ein Überblick
Wir benötigen pro Tag ca. 250 g Glucose, davon 50 % das Gehirn und 25 – 35 g die Niere, die restlichen ca. 100 g benötigt der übrige Körper. 180 g Glucose nehmen wir über die Nahrung auf, 70 g über Gluconeogenese und Glykogenolyse bereitgestellt, 20 % werden in der Niere produziert. Filtriert und resorbiert werden 180 g pro Tag. Die Rückresorption von Glucose erfolgen zu 30 % im proximalen Tubulus, zu 10 % im distalen Tubulus der Niere. Die Nieren filtern ca. 1800 ml Blut pro Tag.
Bei Typ II Diabetes ist die zelluläre Glukoseaufnahme erhöht durch eine erhöhte Bereitstellung von Glucose – Transportern.
Wie Diabetes die Nieren schädigt
Es kommt zu einer Glomerulosklerose, hierdurch zu Albuminurie, verminderter GFR und interstitiellen Veränderungen. Zu Beginn einer Nephropathie steigt die GFR an und damit die Natrium – und Wasser – Rückresorption. Dies kann durch SGLT 2 – Hemmer verhindert werden.
Risikofaktoren für eine chronische Niereninsuffizienz bei Diabetikern
Die Rolle von Hyperglykämie und Hypertonie
Hyperglykämie (zu hoher Blutzucker) und Hypertonie (zu hoher Blutdruck) sind entscheidende Risikofaktoren. Weitere Risikofaktoren umfassen eine erhöhte Albuminausscheidungsrate (Eiweißverlust), Nikotinabusus, Hyperlipoproteinämie, verringertes HDL und BMI-Erhöhung.
Auswirkungen von Rauchen und Übergewicht auf die Niere
Nikotinabusus führt zu vergleichbaren Veränderungen der Nierenglomeruli wie Diabetes. Übergewicht und eine erhöhte LDL- und Triglyzerid-Konzentration verschlechtern die Nierenfunktion ebenfalls deutlich.
Welche Werte sollten Diabetiker anstreben?
Zielwerte für HBA1c, Blutdruck und Cholesterin
HBA1c sollte unter 6,5 % liegen, der Blutdruck unter 130/80 mmHg, Triglyzeride unter 150 mg/dl und das Gesamtcholesterin unter 175 mg/dl.
Warum regelmäßige Kontrollen wichtig sind
Regelmäßige Kontrollen der glomerulären Filtrationsrate (GFR), Eiweißausscheidung und Blutdruck können helfen, eine frühzeitige Verschlechterung zu erkennen und zu behandeln.
Wann ist ein Besuch beim Nephrologen notwendig?
Warnzeichen wie Albuminurie oder abfallende GFR
Ein Besuch beim Nephrologen ist notwendig, wenn die GFR rasch absinkt, eine konstante Albuminurie über 300 mg/g Kreatinin vorliegt oder eine therapieresistente Hypertonie besteht.
Mikrohämaturie und ihre Bedeutung
Das Vorliegen von Erythrozyten im Urin oder Mikrohämaturie, insbesondere mit Akanthozyten, kann auf eine Nierenerkrankung hinweisen und erfordert eine Abklärung durch den Spezialisten.
Allgemeinmaßnahmen zur Vermeidung einer Progression
Ernährungstipps bei Niereninsuffizienz
Die Beschränkung der Eiweißzufuhr auf täglich 0,8-1 g/kg Körpergewicht kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Der Verzicht auf Rauchen verdoppelt die Zeit bis zur Dialysepflicht.
Lebensstiländerungen zur Blutdrucksenkung
Maßnahmen wie eine Kochsalzreduktion auf 5-6 g pro Tag, regelmäßige Bewegung und ein BMI von unter 25 kg/m² können helfen, den Blutdruck nachhaltig zu senken.
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