Seit dem 1. April 2024 können Ärzte Cannabis für medizinische Zwecke unter bestimmten Voraussetzungen verordnen:
- Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen können Cannabis auf Rezept erhalten, wenn:
- Standardtherapien nicht ausreichend wirksam waren
- Standardtherapien nicht vertragen wurden
- Standardtherapien nicht angewendet werden können.
- Welche Patienten genau sind damit gemeint?
- -Patienten mit chronischen Schmerzen, bei denen andere Therapien nicht ausreichend wirksam ware
- -Menschen mit Multipler Sklerose oder Paraplegie, die unter Spastik leiden
- -Epilepsie-Patienten, bei denen herkömmliche Behandlungen nicht anschlagen
- -Krebspatienten, die unter Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapie leiden
- -HIV/AIDS-Patienten mit starkem Gewichtsverlust, bei denen eine Appetitsteigerung notwendig ist
- -Patienten mit schweren Schlafstörungen, für die andere Behandlungen nicht erfolgreich waren
- -Menschen mit Tourette-Syndrom, deren Symptome durch Standardtherapien nicht ausreichend kontrolliert werden können.
- -ADHS-Patienten, bei denen herkömmliche Therapien nicht wirksam sind.
- -Patienten mit schweren Angststörungen, die auf andere Behandlungen nicht ansprechen.
- -Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), deren Symptome durch Standardtherapien nicht ausreichend gelindert werden.
Es ist wichtig zu betonen, dass eine Verordnung nur für schwerkranke Patienten in Frage kommt, bei denen andere Therapieoptionen nicht ausreichend wirksam waren oder nicht angewendet werden können.
Warum gibt es solche Einschränkungen?
Mehrere Studien haben die Auswirkungen des Langzeitgebrauchs von THC untersucht und dabei sowohl potenzielle Risiken als auch mögliche therapeutische Anwendungen aufgezeigt:
Kognitive Auswirkungen
Eine Langzeitstudie der Universität Queensland in Australien aus dem Jahr 2020 untersuchte die Auswirkungen des regelmäßigen Cannabiskonsums auf die kognitive Funktion. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass nur ein sehr starker Konsum – der für therapeutische Zwecke unüblich ist – zu irreversiblen kognitiven Einbußen führen kann.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2025 mit 1003 jungen Erwachsenen in den USA zeigte, dass häufiger Cannabiskonsum die Hirnaktivität bei Aufgaben des Arbeitsgedächtnisses beeinflusst. Personen, die kurz vor dem Experiment Cannabis konsumiert hatten, schnitten bei Arbeitsgedächtnistests messbar schlechter ab.
Psychische Gesundheit
Eine internationale Studie des King’s College London aus dem Jahr 2021 untersuchte den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychischen Erkrankungen. Die Ergebnisse zeigten ein erhöhtes Risiko für psychische Probleme bei häufigem Konsum, insbesondere bei Jugendlichen.
Langfristiger Cannabiskonsum kann das Risiko für Angststörungen, Depressionen und bipolare Störungen erhöhen. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Psychose, besonders bei psychisch vorbelasteten Personen.
Körperliche Auswirkungen
Studien haben gezeigt, dass chronischer Cannabiskonsum zu Problemen der Atemwege führen kann, ähnlich wie beim Tabakrauchen. Es besteht ein erhöhtes Risiko für chronische Bronchitis und möglicherweise für die Entwicklung einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).
Eine neuseeländische Studie ergab, dass ein Joint etwa 2,5 bis 6 Mal so gefährlich für die Lunge sein kann wie eine Zigarette, wenn man den Effekt der Atemwegsverengung betrachtet.
Therapeutische Anwendungen
Trotz der Risiken zeigen Studien auch potenzielle therapeutische Anwendungen. Eine Schweizer Studie aus dem Jahr 2022 evaluierte die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabisarzneimitteln für schwerkranke Patienten und zeigte vielversprechende Ergebnisse zur Linderung von Symptomen.
Eine kanadische Studie untersuchte die Verwendung von Cannabis als Alternative zu Benzodiazepinen. Nach der Einführung einer medizinischen Cannabis-Therapie setzten 44,5% der Patienten ihre Benzodiazepine ab.
Es ist wichtig zu beachten, dass weitere Langzeitstudien erforderlich sind, um die vollständigen Auswirkungen des chronischen THC-Konsums zu verstehen und die Sicherheit bei langfristiger medizinischer Anwendung zu gewährleisten.