Selbstfindung in der Jugend – Eine Geschichte über Identität, Träume und Herausforderungen

Die Suche nach der eigenen Identität

Manuel Zip kam sich in diesem Augenblick, als er über die für ihn bedrohlich wirkende Frage seines Ethik-Lehrers, ob er ein Wagnis eingehen würde, das sein Leben kosten könnte, nachdachte, wieder einmal vor wie in den Momenten, als er in seinem Zimmer saß und über den Mathematik-Aufgaben brütete, während beruhigende Regentropfen auf das in der Schräge eingebaute Dachfenster prasselten. Sein Blick wanderte immer wieder zu den Tropfen, die langsam die Scheibe hinab glitten. Alle möglichen Gedanken gingen ihm dann durch den Kopf. Er fragte sich, warum gerade ihn das Schicksal traf, jetzt Hausaufgaben machen zu müssen, insbesondere solche.

Jugend und Selbstzweifel

Ja, Lesen im Deutschunterricht oder spannende Romane lesen zu Hause, das war schon etwas anderes oder Ideen umsetzen im Kunstunterricht wie neulich, als er diese provokative Aufgabe erhielt, bei der es darum ging, den Beobachter zum Nachdenken anzuregen und ihn mit einem kritischen Thema zu konfrontieren. Das Thema Fernsehen hatte er gewählt und aus Pappmache Menschen hergestellt, die auf Sesseln ihre fetten Leiber zusammenquetschten, während sie kauend den stilisierten Fernsehgott betrachteten.

Rebellion und Sehnsucht

Dafür hatte er ein Werbeplakat gedruckt, das eine hintereinander her laufende Gänsefamilie zeigte. Dieses hängte er in eine Kastenform aus Holzlatten und nagelte das Ganze an ein Kreuz. Richtig Spaß hatte ihm die Aufgabe gemacht, im Keller rumzuwühlen und nach entsprechenden Materialien zu suchen. Was hatte er nicht alles entdeckt. Den ganzen Tag hätte er dort verbringen können. Und was gab es da nicht alles an Gerümpel, aus dem man wahre Kunstschätze produzieren könnte. Modern war es ja ohnehin, aus Abfall Kunst zu machen.

Schule und Persönlichkeitsentwicklung

Wer weiß, vielleicht würde er eines Tages berühmt werden wie Josef Beuys, von dem er mal was gesehen hatte, als er mit seiner Mutter im Kunsthaus gewesen war. Kunst liebte er oder Sportunterricht! Das war auch nicht schlecht. Raus aus den Klamotten, Sporthose und T-Shirt übergezogen und dann zum Antreten. Da fragte keiner nach vergessenen Hausaufgaben oder nach einer Formel. Da war man einfach Mensch, mit 2 Füssen, die rennen mussten, zwei Armen, die einen Ball fangen mussten, einem Hinterteil, das man mühsam über einen Kasten hieven musste oder einem Kopf, den man auf seinem Hals kreisen lassen durfte, bis man Sorge hatte, er würde einem abfallen.

Die Rolle des Ethikunterrichts

Das war doch das echte Leben. Da spürte man wenigstens, dass man da war. Da war der Kopf plötzlich wieder ein Körperteil wie es sich gehörte, ein Körperteil, das man wahrnehmen konnte, aber nicht wie bei Mathe ein „Nichts“, von dem man nicht wirklich wusste, ob es existierte. Und dann diese Gesichter, die ihn in seinem Lieblingsunterricht erwarteten. Herr Wurz, der zu klein geratene, kurz vor der Pensionierung stehende Mathelehrer mit seinem kleinen Spitzbauch, den er vor sich hertrug, als wollte er damit seine Wichtigkeit unterstreichen und mit seinen spärlichen strohweißen Haaren.

Freundschaft als Halt

Nur Zahlen und Formeln hatte er im Kopf und sah einen über seine Hornbrille weg immer mitleidig an als wolle er sagen: „Meine Güte, was geht auch nur in deinem Kopf vor! Wie kann man von diesem Jungen, der immer abwesend ist und dessen Gedanken sich in Träumen verlieren oder womöglich gar nicht existieren, auch nur eine richtig gelöste Mathe-Aufgabe erwarten.“ Natürlich nahm Zip das diesem weltfremden „Einsteinchen“, so nannten sie ihn in der Klasse, nicht übel. Was wusste auch der vom richtigen Leben. Bestimmt hatte er noch nie im Dreckhaufen gewühlt, fuhr weder Ski noch war er je auf einen Baum geklettert, dessen Äste so dünn waren, dass das Wagnis einem Roulettespiel glich.

Familie und Vater-Sohn-Beziehung

Verständnis konnte man also von so einem nicht erwarten. So wenig wie von seinem Vater. Der sagte ihm immer wieder, dass Zahlen soooo wichtig seien. Ohne Zahlen sei ein Leben nicht denkbar. “ Sohn“, sagte er, „Mathe ist das wichtigste Fach in der Schule und Zahlen sind wie Geldscheine. Sie öffnen dir Türen, wenn du sie beherrschst. Schau nur mich an – hätte ich es je so weit gebracht, wenn ich nicht den ganzen Tag Zahlen im Kopf hätte? Umsätze, Gewinne, Einkaufspreise, Telefonnummern, Bankkonten, Zinsen – alles Zahlen“.

Die Rolle des Vaters

Und dann rechnete er im allgemeinen seine Erfolge auf, wie er aus seinem armseligen Dasein bei seiner armen und unfähigen Familie ausgebrochen war und schon von jüngster Jugend an Pläne im Kopf hatte und die Gewissheit, sie Realität werden zu lassen, wie er sich schon als Junge ausgerechnet hatte, was er an Geld brauchte, um sich ein Auto zu kaufen, ein Haus zu bauen und all das umsetzen zu können, was er sich wünschte. Und während er erzählte mit diesem gewissen Unterton in der Stimme, der seiner Familie gleichzeitig zeigen sollte, wie fähig er war und dem Sohn dessen eigene Unfähigkeit demonstrierte, betrachtete ihn Manuel oft aus seinen Augenwinkeln.

Die Mutter als stiller Begleiter

Er musste ihn ja bewundern. Er hatte es zu etwas gebracht und das musste man neidlos anerkennen. Aber irgendetwas im Gesicht und in der Stimme, ja in der ganzen Haltung des Vaters weckte seinen inneren Protest, seine Abscheu und manchmal seinen Ekel, obwohl ihn sein Gewissen ständig ermahnte, seinen Vater zu lieben. In seltenen Augenblicken wenn sie den gleichen Gedanken hatten oder über etwas lachen mussten, das niemand außer ihnen lustig fand und sie sich vor Lachen bogen und prusteten und einen roten Kopf bekamen, weil ihnen vor Lachen die Luft ausging, in solch seltenen Augenblicken, in denen auch der Vater seine Umgebung vergaß und sogar die Etikette missachtete, gelang so eine Art Ahnung von Liebe zum Vater in seinem Inneren aufzuleuchten, aber halten konnte er dieses Gefühl nicht.

Träume und Kreativität als Fluchtweg

Immer wieder hatte er sich gefragt, was es mit diesem ambivalenten Gefühl auf sich hatte, das ihn seit frühester Jugend verfolgte und das ihm nicht selten ein schlechtes Gewissen gemacht hatte, zumal es wenig gegeben hatte, das er seinem Vater wirklich hatte vorwerfen können. Der war oft großzügig gewesen und hatte die Eskapaden seines Sohnes mit Würde mitgetragen. Aber die meiste Zeit hatte er eben Zahlen im Kopf und seine Firma. Dann hatte sich Manuel immer wieder geschworen: „So nicht!“. Anders, ganz anders sollte es bei ihm werden. Wie, wusste er selbst noch nicht, aber dass es anders werden musste, das wusste er genau.

Kunst und Fantasie

Sein Herz hatte ganz anderen Dingen gehört als Materiellem. Gedichte hatte er geliebt von tragischen Helden und Sehnsüchten, von Verlassenen und Verlorenen. Wie oft hatte er mit ihnen gelitten und sich in ihren Kummer hineinversetzt als ob es sein eigener wäre. Ganze Tage und Wochen hatte er in Trauer verbracht und Herz zerbrechend geweint, bis er sich fühlte wie ein ausgelaugter Schwamm, wie ein ausgewrungenes Turnhemd, aus dem man keinen Tropfen mehr herausdrücken konnte.

Literatur und emotionale Welt

Danach war ein merkwürdiger Zustand über ihn hereingebrochen, eine Mischung aus Müdigkeit, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit und er brauchte oft tagelang, um wieder Fuß zu fassen in der Welt. In solchen Phasen hatte er unter seiner Umgebung regelrecht gelitten, weil er immer das Gefühl hatte, dass keiner ihn verstand, ihn liebte wie er war und mit ihm in seine Welt eintauchen wollte. Er hätte sich in solchen Augenblicken einen Menschen gewünscht, der ihn einfach in den Arm nahm und bei ihm saß. Aber das war nie eingetreten.

Der Wendepunkt: Begegnung mit dem Ethik-Lehrer

Sicher, seine Mutter war ihm in manchen Dingen verwandt. Sie liebte wie er die Natur, hatte ähnliche Vorstellungen von Ästhetik, hatte mehr Beziehung zur Welt der inneren Werte. Aber sie zeigte kaum Gefühlsäußerungen, man hatte immer den Eindruck, dass sie sich davor scheute wie ein Reh, dessen Heimat die Stille ist und das bei jeder menschlichen Wahrnehmung in den Wald flüchtet. Auch jetzt würde er einen Menschen brauchen, der ihn verstand, der ihn tröstete und der ihn aus seinen Fluchtgedanken herausholte.

Meditation und Trance

Natürlich hatte er seine Vision von einem anderen Dasein nicht vergessen und er liebte sie noch immer, so wie er schon als kleiner Junge in der Grundschule seine unklaren, unbestimmten Träume und Visionen geliebt hatte. Damals hatte er oft im Schuppen hinter dem Haus Theater gespielt mit den Nachbarskindern. Von Rittern und Hofdamen hatten sie geträumt mit edlen Gewändern, zu denen man mit Hochachtung aufblicken konnte, da sie alle erstrebenswerten Eigenschaften verkörperten wie Treue, Liebe, Achtung, Respekt, Wissen, Reichtum, Gerechtigkeit, Kampfgeist, Disziplin, Kultur und Anstand.

Die Bedeutung von Mut und Offenheit

Getanzt hatten sie, gesungen und gelacht, Reden gehalten und das „Schreiten“ geübt. Ihre Fantasie hatte den alten Schuppen zu einem herrlichen Schloss gemacht, das inmitten prächtiger Wälder mit atemberaubendem Ausblick hoch oben auf einem Felsvorsprung lag. Die einfache Kleidung, die sie trugen, wurde in ihrer Vorstellung zu Brokatgewändern, zu schweren Samtroben, zu funkelnden, edelsten Stoffen, die schon beim Tragen das Gefühl erzeugten, etwas Besonderes zu sein und die hörbar waren, wenn der Stoff auf dem Boden entlang glitt.

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