Kurz und bündig: Schilddrüsenkrankheiten sind häufig. In Deutschland hat ca. jeder Dritte eine krankhafte Veränderung der Schilddrüse. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankungsrate steigt mit dem Alter an.
Symptome und Diagnose von Schilddrüsenkrankheiten
Symptome können bei der Vergrößerung der Schilddrüse auftreten im Sinne mechanischer Probleme durch Druck, Atembeschwerden, Schluckbeschwerden oder ästhetische Probleme durch Kropfwachstum. Ist die Funktion der Schilddrüse gestört, kann es zu einer Unterfunktion kommen mit Müdigkeit, Haarausfall, Gewichtszunahme oder zu einer Überfunktion mit Herzrasen, Schlafstörung, Gewichtsabnahme, Haarausfall.
Entscheidend sind zunächst Anamnese und klinischer Untersuchungsbefund. Besteht der Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung folgen Laborwerte wie TSH, fT3, fT4 und Schilddrüsensonographie und -szintigraphie. Eventuell sind BSG, BB und die Bestimmung der Antikörper notwendig, bei kalten Knoten Calcitonin, bei suspekten Knoten über 1 cm FNP. Besteht eine neu aufgetretene Rekurrensparese (Stimmbandlähmung) oder der Verdacht auf einen infiltrativen Prozess, sollte ein MRT der Halsweichteile durchgeführt werden. Manchmal ist es sinnvoll, ein Bronchialkarzinom auszuschließen durch eine Röntgenaufnahme der Lunge. Ist eine Operation geplant, sollte vorher immer eine HNO-Abklärung zum Ausschluss einer Rekurrensparese erfolgen sowie die Bestimmung des Calciums im Serum.
Überblick: Schilddrüsenkrankheiten und ihre Typen
Struma (Kropf): kann diffus vergrößert sein, knotig (nodosa), zystisch oder ein inhomogenes atrophes Parenchym aufweisen. Nach der Größe wird sie eingeteilt in:
- Grad 0: keine Vergrößerung tastbar oder sichtbar
- Grad I: Vergrößerung tastbar, jedoch nicht sichtbar
- Grad II: Vergrößerung sichtbar
- Grad III: starke Vergrößerung
Als Ursache betrachtet man einen Jodmangel, der zum einen TSH stimuliert, zum anderen Wachstumsfaktoren stimuliert. Hierdurch vermehren sich Fibroblasten und Thyreozyten. Das Gewebe hypertrophiert und wächst.
Schilddrüsenautonomie: in ca. 50 % der Fälle liegt ein autonomes Adenom vor, in ca. 30 % ist die Autonomie multifokal, in ca. 20 % disseminiert. Auch hier wird ein Jodmangel als Ursache angenommen.
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse: Morbus Basedow, Hashimoto. Als Ursache vermutet man Virusinfekte und/oder übermäßige Jodzufuhr. Während bei der Hashimoto Thyreoiditis Antikörper gegen Thyreoperoxidase (TPO) gebildet werden, die zellzerstörend wirken und dadurch eine Atrophie verursachen mit meistens Unterfunktion der Schilddrüse, werden bei Morbus Basedow Antikörper gebildet, die an den TSH-Rezeptor binden (TRAK) und dadurch Wachstum und Funktion der Schilddrüse steigern, sodass eine Überfunktion entsteht. Während bei Hashimoto das Krebsrisiko deutlich erhöht zu sein scheint, ist dies bei Basedow nicht bekannt.
Wann besteht eine Operationsindikation?
Wenn der Verdacht auf Bösartigkeit besteht oder bestätigt ist. Wenn ein mechanisches Problem auftritt (z. B. durch eine retrosternale Struma, die nach innen wächst und Beschwerden verursacht oder wenn die Schilddrüse in Richtung Brustkorb wächst). Wenn das Wachstum stark zunimmt bei jungen Patienten, vor allem bei Frauen. Wenn mehrere Knoten vorliegen, von denen einer kalt ist. Bei kalten Knoten, die zu Entartung neigen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter, bei denen eine Radiojodtherapie nicht in Frage kommt. Bei Morbus Basedow, wenn eine endokrine Orbitopathie besteht, wenn ein mechanisches Problem vorliegt oder mehrere Knoten vorhanden sind. Wenn von Seiten des Patienten ein hoher Leidensdruck besteht.
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