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Analfissur

05.11.2022:

Erfahrungsbericht zum Thema Analfissur

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Liebe Leser:innen,

wie so viele hier habe auch ich einen mittlerweile langen Leidensweg hinter mir.
Nach einer ersten Fissur vor ca. 10 Jahren (damals war ich um die 30) folgten weitere, alle 1-3 Jahre. Angenehm war das Ganze nie, aber die Heilung kam immer binnen zweier Wochen, außerdem gingen die Schmerzen auch innerhalb der Akutphase spätestens gegen Abend zurück, oft konnte ich sogar schon ab dem Nachmittag schmerzfrei sitzen.

Seit Dezember letzten Jahres sieht die Sache anders aus - und verschlechterte sich über die folgenden Monate sogar. Seit Dezember hatte ich langanhaltende Schmerzen nach jedem Stuhlgang, die bis in die Nacht anhielten. Im Liegen war das Ganze zunächst noch auszuhalten, die stark brennenden Schmerzen gingen in dieser Position zurück - eine Heilung kam so auch mit altbewährten Mitteln (Nifedipin-Salbe sowie Analdehner), aber erst nach langer Zeit nach - bzw. während einer 14tägigen Heilfastenkur Mitte Ende/ Januar. Wahrscheinlich hatte die Heilung gar nicht mal so viel mit der Fastenkur zu tun, dazu später mehr.
Leider hatte ich schon vorher großen, ab Februar jedoch vermehrten Stress im Zusammenhang mit der Arbeit, hier außerdem sehr ungünstige Toilettenbedingungen. Der nächste Rückfall kam im März, hier wieder Heilung durch 7tägiges Fasten (wie ich dachte - würde ich aus heutiger Sicht aber niemandem empfehlen bzw. nur einmalig, da es die gesamte Verdauung durcheinander bringt). Spätestens seit dieser Kur litt ich an Verstopfung, hatte zudem Heißhungerattacken - der Körper wollte wohl vor dem nächsten Hungern vorsorgen.

Der nächste Rückfall kam schon einen Monat später. Als Mittel griff ich wieder auf das vermeintliche Wundermittel zurück, dreiwöchiges Fasten, diesmal mit Saft und Pflanzenmilch, brachte diesmal gar nichts mehr, ich hatte jeden T ag Stuhlgang - ohne Abführmaßnahmen zu ergreifen (an schonende Spülungen traute ich mich da noch nicht ran, hatte bei den vorherigen Malen auch immer weichen Stuhl alle drei Tage), und zwar Verstopfung, schied feste Klumpen aus. Die Schmerzen waren unerträglich, ich wachte in der Nacht von ihnen auf, konnte nicht mehr auf dem Rücken liegen und verbrachte die meiste Zeit nach dem Stuhlgang im Bett, den Po in die Luft gedrückt, da es so am Aushaltbarsten war. Zwischendurch versuchte ich, mich durch Hin- und Hergehen zu entspannen, was aber nicht gelang. Den Rest des Tages und die Nacht verbrachte ich liegend auf der Seite. Immer wieder hatte ich schmerzhafte Krämpfe und ohnehin das Gefühl, dass die gesamte Beckenbodenregion unter Spannung steht. Die Nifedipin- und pflegende Salben halfen nicht, erneuter Facharztbesuch (hier wurde die Bildung einer Fisteltasche festgestellt), mit einer Cortisonsalbe (über 10 Tage angewendet mit ärztlicher Erlaubnis) gelang eine langsame Hei lung. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon vieles umgestellt: Ernährung mit ca. 50g Ballaststoffen am Tag, viel Flüssigkeit, Klohocker, Podusche, Po- bzw. Analkanal- und Bauchmassage, Sitzbäder, Darmaufbaukur, schon seit Januar täglich lange Spaziergänge, erste Versuche mit Lactulose, etwa 5-10 ml pro Tag.
Im Juni ging es mir wieder richtig gut. Im Juli war ich im Urlaub (Radwandern), fuhr täglich 5-6 Stunden Rad. Ich hatte also großen Hunger und aß so auch wieder vermehrt (Vollkorn-)Brot, außerdem erstmalig wieder Kuchen. Am Tag der Rückreise Mitte Juli (-> Stress, Züge durch das 9€-Ticket oft zu voll für die Fahrrad-Mitnahme) hatte ich morgens leider starke Verstopfung. Am Vortag hatte ich ein Stück Schokoladenkuchen gegessen, einen Brownie - sicher eine Herausforderung für die Verdauung, die anderes gewohnt war! Ich war recht angespannt - und hatte meine 10 ml Lactulose am Vorabend vergessen. Beim St uhlgang war ich schon in Zeitnot. Es fühlte sich an, wie ein Propfen, der nicht hinauswill, ich habe deutlich gepresst. Der durch Anspannung wahrscheinlich verengte Kanal vertrug das nicht und die Narbe riss erneut. Es blutete stark und ich schaffte es halbwegs zurück nach Hause.

Dieses Mal dauerte die Heilung erheblich länger. Erneut half letztlich wieder nur die Cortisonsalbe. Bei einem Besuch in der proktologischen Sprechstunde eines Krankenhaus im August (meine Ärztin war im Urlaub, es wurde aber trotz Cortison zuerst nicht besser) drang die Chirurgin auf OP. Die Wunde sei zu breit, um nachhaltig zu heilen.
Bis zum OP-Termin Ende August ging es mir dann aber schon besser, auch meine Fachärztin gab mir bei einem Termin Mitte August noch etwas Zeit und riet mir, es nochmal konservativ zu versuchen - da der Bereich noch zu schmerzhaft für andere Formen der Untersuchung war, war das allerdings nur ein Tastbefund.
Heute geht es mir wieder ganz gut, allerdings in ich noch nicht g anz beschwerdefrei. Ich habe, teils nur zwischenzeitig, mein Repertoire erweitert. Zunächst mehr Lactulose zur Stuhlerweichung, auf Anraten der Ärztin 3x Magnesium/ Tag, was ich bis heute reduziert (1x) beibehalten habe. Oft hatte ich morgens auf der Toilette noch Schwierigkeiten überhaupt lockerzulassen, hier half ein Klistier mit lauwarmem Wasser (etwa 200 ml). Ernährung mit viel Joghurt, Gemüse, Hülsen- und Trockenfrüchten, auf Kohlenhydrate in Form von Pasta, weißem Reis und Brot und auch auf Käse verzichtete ich zwischenzeitig ganz. Wenn die Schmerzspitzen zwar auch nicht ganz so schlimm waren wie das Mal davor, konnte ich sehr lange nicht richtig sitzen und/oder lange auf dem Rücken liegen. Einen winzigen Rückfall mit etwas Blut gab es Ende August sogar auch, danach aber eine sehr schnelle Heilung - und, oh Wunder, ein Besuch bei der Proktologin Mitte September ergab, dass die Wunde zugeheilt ist. Ich entschied mich trotzdem für eine Botoxinjektion Ende September, da mein Kanal sehr eng war und ich dadurch immer wieder sehr dünnen Stuhl und Probleme bei der Ausscheidung hatte. Mitte August hatte ich außerdem schon mit einer speziellen Physiotherapie zur Beckenbodenentspannung begonnen. Dieser erwies sich in einer vorhergehenden Untersuchung als sehr unflexibel/ in Dauerspannung. Auch der Schließmuskeldruck wurde vor der Botoxinjektion gemessen, 90 zu 160 - also ebenfalls sehr hoch.

Nach der Botoxinjektion ging es mir nochmal viel besser, seitdem kann ich wieder ganz gut sitzen und wieder etwas Sport treiben. Beim Radfahren merke ich die Wunde aber noch, zuerst nur ein wenig, seit kurzem sogar wieder etwas stärker - wenn ich länger als 30-40 Minuten fahre.
Mittlerweile nehme ich, da ohne Blähungen als Nebenwirkung, morgens und abends 1 Beutel Macrogol - viel besser als der Milchzucker! Der Stuhlgang ist oft weich und lässt sich gut ausscheiden, nur das erste Stück am Morgen kann sich manchmal noch etwas zu fest anfühlen. Nun, einen Monat nach der Botoxinjektion, hat meine Muskulatur allerdings wieder "angezogen". Beim Stuhlgang muss ich zwar noch nicht wieder aufs Klistier zurückgreifen, manchmal verengt der Kanal aber zum Ende des Stuhlgangs hin und der Stuhl wird wieder dünner. Auch habe ich immer mal kurze, stechende Schmerzen, leichtes Jucken - und insgesamt das Gefühl, dass nicht alles in Ordnung ist. Vor vierzehn Tagen, in der Nachuntersuchung, wurde ein nur geringfügig niedrigerer Schließmuskeldruck festgestellt, meine Ärztin wollte aber nicht nochmal nachspritzen, um mich nicht in eine Inkontinenz rutschen zu lassen. Zu dem Zeitpunkt war auch noch alles prima.

Die erneuten Beschwerden seit zwei, drei Wochen irritieren mich nun aber und meine Aufmerksamkeit und Angst ist wieder zurück. Seit mehreren Tagen nehme ich wieder den Analdehner. Dieser scheint zu helfen, der dünne Stuhl bleibt aus. Das kurze Stec hen vergeht jedoch nicht. Ich mache mir große Sorgen, vielleicht doch an schwerwiegenderem zu leiden. Kann ein Analkrebs übersehen worden sein? Für die Botoxinjektion wurde im Vorfeld mit Ultraschall untersucht, hier müsste ein Tumor doch auffallen?!
Meine Vorpostenfalte ist wieder sehr dünn geworden (beim Einreißen schwillt sie sehr schnell an und bleibt lange prall), allerdings fühle ich einen harten Strang in ihrem Grund, der über den Muskel läuft. Direkt auf dem Muskel eine leichte Erhebung, eine Art knorpelige Spitze, sehr klein, diese liegt auch im Inneren der Falte. Sind solche Verhärtungen normal (auf Druck fühle ich einen sehr leichten Schmerz, mehr unangenehm als schmerzhaft)?
Vor zwei Jahren wurde bei mir eine HPV-Infektion festgestellt. Diese Info hat die Fachärztin noch nicht - ich dachte, es sei nicht wichtig, da ich nie Analverkehr hatte, las kürzlich aber, dass das egal sei - und mache mir nun große Sorgen. Ist es normal, dass die Wunde s ich noch bemerkbar macht (gerade in Zusammenhang mit erneut anwachsendem Schließmuskeldruck), also juckt und manchmal weh tut? Sollte ich besser nochmal zum Facharzt, um Krebs auszuschließen - oder mich evtl. mit dem Gedanken einer OP anfreunden, da eine große Wunde möglicherweise eben doch nicht nachhaltig heilt?
Über einenRat wäre ich sehr dankbar!

An alle Leidensgenossen: das Klistier, Magnesium, Po-Hocker, Po-Dusche, Macrogol, gesunde Ernährung und bestenfalls viel Ruhe und fließende Bewegung - und viel Geduld! - sind meine Empfehlungen, um eine OP zu umgehen. Ob ich das nun geschafft habe, ist die zweite Frage. Ich hätte es gewiss, hätte ich einige Maßnahmen früher ergriffen. Insbesondere das Macrogol hätte ich gern schon früher entdeckt - und trotz meinem Respekt vor "Abführmitteln" genommen, damit wäre mir vieles erspart geblieben und die Wunde nicht in die Breite und Tiefe gegangen.

Vielen Dank und viele Grüße

Liebe*r Leser*in,

herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Erfahrungsbericht und liebe Grüße

Ihr Biowellmed Team

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