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Analfissur

12.11.2020:

Erfahrungsbericht zum Thema Analfissur

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Erfahrungsbericht Fissurektomie/ Analfissur OP vor 4 Wochen

Ich wurde vor genau 4 Wochen operiert (Fissurektomie/ Analfissur OP) und will von meinen Erfahrungen berichten. Es wird ein langer Bericht, denn ich habe auch eine lange Zeit mit „meiner“ Fissur verbracht.

Zur Vorgeschichte:

Ich bin weiblich, 33 Jahre alt. Nach der Geburt meines Kindes 2014 habe ich wenige Wochen nach der Geburt durch die Hormonumstellungen Verstopfungen bekommen und es hat sich eine Analfissur gebildet. Ich hatte damals keine Ahnung was diese höllischen Schmerzen verursachte, meine Hebamme meinte nur, das wären wieder die Hämorrhoiden aus der Schwangerschaft und hat mich mit anthroposophischen Zäpfchen aus der Apotheke versorgt. Ein großer Fehler.
Ich habe gelernt: Suche dir eine/n Spezialisten/in in Proktologie, dem/der du bei diesem sensiblen Thema vertrauen kannst. Bei Schmerzen am Po sofort zum Arzt!!!! Ich bin erst ein paar Wochen später zum Arzt und wusste endlich was ich habe. Im Nachhinein und mit dem jetzigen Wissen kann ich sagen dass ich auch lange Jahr zuvor meine Verdauung und meinen Po vernachlässigt habe. Verstopfung, Durchfall, falsche Stellung auf dem Klo (bitte lest das Buch „Darm mit Charme“ da wird das super erklärt), ich hatte keine Ahnung.
Die nächsten Monate und Jahre hatte ich immer wieder schlechte und gute Phasen (teilweise sogar einige Monate schmerzfrei, jedoch nie ganz ausgeheilt) und habe viele Cremes und Methoden probiert (immer ausduschen, Flohsamenschalen, Leinsamen, Klistier/Einläufe, Sitzbäder mit Meersalz/Eichenrinde/Kamille…, versch. Salben von der Ärztin verschrieben (Diltiazem etc.), Analdehner, Posterisan akut/ protect, Faktu Lind, Hametum, Ölivenöl, Kokosöl, Repatin Öl, Weleda Baby Popo Creme, Penatencreme, selbstgemachte Ringelblumensalbe….. oder auch dazwischen mal gar keine Cremes…., ich habe wohl hunderte Euro ausgegeben….)
Am Ende habe ich mir nach zwischenzeitlich 3 Jahren ohne Arztbesuch (aufgrund einer negativen Erfahrung mit einem groben, wortkargen, uneinfühlsamen Arzt wollte ich nicht mehr hin), habe ich mich nochmal auf die Suche gemacht und wirklich ein Herz von einer Ärztin gefunden! Einfühlsam, geduldig, total lieb, erklärt alles, und mit langjähriger Erfahrung in Proktologie und Chirurgie. Sie hat mir sofort nach meinem ersten Besuch zur OP geraten. Zitat „Ihr Körper müht sich seit Jahren ab. Wir müssen ihn ein bisschen unterstützen.“ Nach zwei Tagen Bedenkzeit habe ich mich für die OP entschieden.

OP-Vorbereitung:

Aufklärungsgespräch mit der Ärztin, Gespräch mit der Anästhesistin, Blut- und Urintest beim Hausarzt. Alle Fragen geklärt! Essen einkaufen, Gang zur Apotheke. Kinderbetreuung organisieren (ich bin alleinerziehende Mama). Begleitung/ Betreuung für mich organisieren. In der Arbeit alles organisieren für eine längere Fehlzeit. Nochmal ein leckeres Abendessen beim Italiener;)

OP Verlauf und erster Tag und erster Stuhlgang:

Ich habe mich für einen ambulanten Eingriff unter kurzer Vollnarkose entschieden in der Fachpraxis für Proktologie und Chirurgie. Ich musste komplett nüchtern und „abgeführt“ erscheinen. Es geht sehr schnell. Eine Dreiviertelstunde nachdem ich aufgerufen wurde, lag ich schon wieder im Aufwachraum, Tamponade im Po und Mullverband und Netzhöschen darüber. Leichte Schmerzen, die schnell zunahmen, ich habe gleich im Aufwachraum nach mehr Schmerzmittel gebeten und bekommen. Kreislauf war nach Wasser trinken und Traubenzucker essen stabil. Keine Blutungen. Ich konnte eine Stunde später wackelig aber auf eigenen Beinen die Praxis verlassen und wurde (liegend auf der Rücksitzbank…) von meiner Freundin heimgefahren.

Zu den Fakten:
Es wurde aus der Fissur (6 Uhr SSL) eine flache Wunde gemacht (Schließmuskel unverletzt), alles vernarbte Gewebe entfernt, eine mittelgroße Vorpostenfalte entfernt sowie zwei mittelgroße Analpolypen und eine kleine chronifizierte und daher schmerzlose Analvenentrombose. Also echt das volle Programm und eine große Wunde.

Ich will nichts beschönigen, der erste Tag war schlimm. Man braucht unbedingt eine sehr vertraute Person, die einen die ersten zwei Tage versorgt und betreut und die einem zur Not auf dem Klo und beim Ausduschen die Hand hält, die Socken anzieht, was auch immer, sorry aber so ist es. Da möchte man nicht jeden dabei haben. Ich habe am ersten Tag schlimm geweint und war voller Panik und Verzweiflung vor dem ersten Stuhlgang und überhaupt erst mal vor dem Entfernen der Tamponade (ich hab sie mir selbst rausgezogen), ich war ziemlich am Ende und hatte trotz insgesamt an dem Tag 5 Ibuprofen 600 noch Schmerzen und habe am ganzen Körper gezittert. Wahrscheinlich war es aber auch viel psychisch bedingt. Nicht schön bis ich endlich abends schlafen konnte. Aber es wurde nach dem ersten Tag besser!

Erster Stuhlgang am Morgen nach der OP eine Stunde nach einer Ibu 600. Ich hatte mittlere Schmerzen die danach stärker wurden aber nicht vergleichbar mit manchen Stuhlgängen die ich schon vor der OP durchgestanden hatte! Danach ausduschen mit zentriertem Wasserstrahl, abtupfen mit weichem Baumwolltuch, fönen, Kompresse drauf (gibt’s beim dm oder in der Apotheke, man braucht viele viele viele!!) und völlig fertig wieder ins Bett und sich versorgen lassen mit lecker gesundem Essen und Ablenkung.

Wundheilung und –pflege:

Ich habe die ersten Tage und auch die ersten 10-14 Tage fast nur liegend verbracht und wurde so lang von Freundinnen und meiner Schwester versorgt. Mich selbst um mich und mein Kind kümmern war unmöglich. Vom Einkaufen gehen ganz zu schweigen. Auch unmöglich. Aufstehen und gehen schmerzhaft, da der Schließmuskel total verkrampft. Sitzen nur kurz auf medizinischem Ringkissen möglich. Pinkeln fiel mir in der Zeit schwer, da alles so verkrampft ist; mein Tipp: beim Wunde abduschen einfach in die Badewanne pinkeln, da gings bei mir dann.

Nach dem Stuhlgang (Tipp: eine Stunde vorher Schmerzmittel nehmen, zur Not Wecker früh stellen, Medis nehmen und weiterschlafen, wenn man wie ich immer gleich morgens aufs Klo muss. Und: Für die anatomisch günstige Haltung Füße immer auf einen Hocker hoch stellen beim Klo gehen!) mit lauwarmen Wasserstrahl abduschen, ruhig etwas länger, mir hat es mittel wehgetan. 1-2mal täglich duschen. Keine Cremes etc. Ich habe noch einmal täglich ein warmes Sitzbad mit Kamillosan Wund- und Heilbad gemacht. Ansonsten luftige Kleidung, Baumwollwäsche, Kompresse auf Wunde. Ich hab mich auch immer mal Po-frei hingelegt und Luft drangelassen.

Die ersten 14 Tage hat die Wunde leicht geblutet und durchsichtig genässt. Dann wurde es eher gelblich und weniger flüssig. Nach 14 Tagen kam bei mir leichtes Stuhlschmieren hinzu, da habe ich dann öfter abgeduscht, die Ärztin sagt es sei normal und kein Grund zur Sorge, das geht vorbei. Mittlerweile ist es auch weniger geworden.

Ich habe ehrlichgesagt psychisch nicht geschafft, die Wunde anzuschauen, daher weiß ich dazu nichts. Jetzt nach 4 Wochen merke ich eine deutliche Verbesserung, der Schließmuskel ist weniger verkrampft, kaum noch Schmerzen, weniger Wundsekret an der Kompresse.

Schmerzmedikation:

Ibuprofen 600 3-4mal täglich habe ich nicht vertragen (Durchfall und Blähungen, das letzte was man bei so einer OP will), daher ab Tag 8 nur noch morgens genommen, das ging gut. Da Ibu aber auch entzündungshemmend und abschwellend ist, ist es erst mal Mittel der Wahl.

Zusätzlich (weil mir die Ibus nicht reichten) Novaminsulfon 500 2-4mal täglich. (Also morgens hab ich vor dem Stuhlgang beide genommen. Achtung Ibu nicht auf nüchternen Magen. Mit den Medis war der Stuhlgang mittel bis etwas stärker schmerzhaft aber auszuhalten.)

Nach drei Wochen nur noch Novaminsulfon. Jetzt nach 4 Wochen nehme ich noch eine Novaminsulfon morgens, und komme mit leichten bis kaum Schmerzen durch den Tag und den morgendlichen Stuhlgang.

Der Heilungsverlauf und die Schmerzen verbessern sich laut Ärztin nicht linear sondern gehen von Tag zu Tag auf und ab aber insgesamt nach oben. Das kann ich nur bestätigen. Manchmal war ich total positiv weil der Tag gut war und den nächsten Tag lag ich heulend im Bett weil die Schmerzen wieder mehr wurden. Manchmal war es ein blitzartiges heftiges Stechen, manchmal ein dauerhaftes brennen, alles normal.

Insgesamt hatte ich vor der OP schon weitaus schlimmere Fissur Schmerzen! Die Schmerzmittel sind sehr wichtig zu nehmen, auch durchaus für länger (so wie ich), man sollte Schmerzen möglichst gering halten, sonst verkrampft sich der Schließmuskel noch viel mehr und es entsteht ein Teufelskreis aus Angst, Schmerzen, Verkrampfung!

Kontrolluntersuchungen:

Erster Tag nach OP, eine Woche nach OP, zwei Wochen, vier Wochen und der nächste geplante Termin ist dann sechs Wochen nach OP.
Immer nur vorsichtig von außen geguckt, während ich auf der Seite lag. Ich denke die vielen Kontrollen sind gut zur eigenen Beruhigung und man kann alle Fragen stellen, die so aufkommen. Ich würde also immer auf den Kontrollen bestehen, falls sie einem nicht ohnehin angeboten werden.

Laut Ärztin wird sie erst von innen gucken, wenn ich schmerzfrei bin und die Wunde komplett geheilt ist.

Naturheilkundliche Unterstützung:

Ich habe folgendes noch zusätzlich genommen: Ein Tag vor der OP, am OP Tag und am Tag danach jeweils drei Arnica C30 Globuli, das Notfallmittel bei Wunden, Verletzungen und OPs. Danach dreimal täglich jeweils zwei Tabletten Schüsslersalze „Nr. 3“ und „Nr.4“ für bessere Wundheilung. Außerdem hilft eine kreisende Bauchmassage mit Lavendelöl der Verdauung auf die Sprünge, das habe ich täglich einmal gemacht. Außerdem den TCM-Kräutertee (traditionelle chinesische Medizin) den ich von der Ernährungsberatung habe. (Ich bin zu einer TCM Ernährungsberatung gegangen und kann es nur empfehlen.)

Ernährung:

Ich habe nach der OP das verschriebene Abführmittel (das wäre Laxoberal) nicht genommen, da ich eher zu einem breiigen Stuhl neige. Da muss man individuell schauen wie es bei einem ist.
Morgens erst mal ein Glas warmes (!) Wasser dann Porridge/Haferbrei mit Apfelmus, das wirkt Wunder, ich esse das seither jeden Tag, gibt leckere Rezepte im Internet.
Ansonsten: Kein Fleisch, nichts Scharfes, kein Alkohol, kaum Zucker, nur ein Kaffee am Tag, keine Milch, wenig Milchprodukte, viel Vollkorn, gekochtes Gemüse und Hülsenfrüchte. Damit habe ich meine Verdauung annährend im Griff nach der OP. Dazu einmal täglich Leinsamen mit viel viel Wasser. Der „gute“ Stuhlgang ist das A und O nach der OP!

Bewegung:

Meinen ersten „Spaziergang“ (5-10 Minuten) habe ich nach zweieinhalb Wochen gemacht und gehe seither jeden Tag einmal spazieren, mittlerweile 40 Minuten möglich.

Leichtes Yoga und Dehnübungen mache ich seit dem zweiten Tag, anfangs nur 10 Minuten und ganz vorsichtig.

Gedankenarbeit:

Ist vielleicht nicht für jeden etwas aber mir hat es geholfen. „Heilung Visualisieren“ geht so:
1) Entspannen und atmen
2) sich genau vorstellen, wie sein wird, wenn alles geheilt ist, z.B. „Alles ist gut“ „ Ich bin schmerzfrei“ „ Die Fissur ist weg, sie gehört nicht mehr zu mir.“ usw.
3) sich vorstellen, es wäre schon alles geheilt, und das freudige und dankbare Gefühl fühlen, als wäre es schon geschehen!

Außerdem hat mir meine Ärztin geraten, sich auch gedanklich vom Po zu lösen, nicht ständig nachgrübeln, sorgen oder recherchieren. Ablenkung tut gut. Und nichts überstürzen es dauert laaaaaange.


Ich bin momentan noch krankgeschrieben und werde voraussichtlich nächste Woche (5 Wochen nach OP) wieder arbeiten.
Insgesamt geht es mir in den letzten Tagen zunehmend besser, ich habe nur noch sehr leichte Schmerzen (nehme aber ja auch noch einmal täglich die Novaminsulfon) und kann länger auf den Beinen sein, Auto fahren und mich allein um alles hier zu Hause kümmern, inkl. Kind
.
Ich bin sehr zuversichtlich und kann es manchmal noch gar nicht fassen, dass das Leid bald ein Ende hat. Ich habe die OP nicht bereut, da ich wohl ohne niemals geheilt wäre. Ich freu mich auf Sport, Campen, Hüttenübernachtungen ohne Dusche (ich habe allerdings eine mobile Podusche „happypo“- kann ich nur empfehlen, gibt’s beim dm), Fahrrad fahren und einfach unbeschwert das Leben zu genießen.
Und ich habe meinem Po schon hoch und heilig geschworen, jetzt immer gut auf ihn aufzupassen Sowas will ich nie wieder erleben. Aber ich habs nicht bereut.

Ich hoffe ich konnte mit meinem Bericht Mut machen.
Ich wünsche euch allen Leidensgenossen von Herzen alles Gute, viel Mut und eine gute Besserung. Und nicht vergessen: Ihr seid nicht allein.

Liebe Leserin,

vielen Dank für Ihren ausführlichen Erfahrungsbericht. Liebe Grüße

Ihr Biowellmed Team



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