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Fersenbeinbruch

12.04.2019:

Erfahrungsbericht zum Thema Fersenbeinbruch

Link zum Fachartikel Fersenbeinbruch

Vor sechs Monaten habe ich mir beim Paragliden in Spanien das Fersenbein und untere Sprunggelenk zertrümmert und wurde mit einer Platte, 14 Schrauben und unter Auffüllung mit Hüftknochen anderer operiert. Es war ein ziemlich schwieriger Befund: 2/3 der Ferse waren in 8 Stücke zerbrochen, 1/3 komplett zerbröselt, ein großes Stück des Sprunggelenks war an die Zehenwurzel getrieben und der Bruch war an zwei Stellen offen. In meinem Erfahrungsbericht gebe ich so etwas wie Tipps, die ich mir im Nachhinein gern selbst gegeben hätte, aber bedenkt, dass das nur für meinen Fall gelten kann und ich keine medizinische Ausbildung habe.
Also, nach dem Unfall habe ich mich für die Notaufnahme in einem öffentlichen, einheimischen Krankenhaus entschieden, weil ich davon ausging, dass die medizinische Versorgung genauso gut ist und man dort am ehesten mit der Situation „Kein Geld, kein Ausweis, keine Krankenkassenkarte dabei“ zurechtkommt. Das war auch die richtige Entscheidung und innerhalb von nicht einmal 30min war ich geröntgt, genäht, eingegipst, noch einmal geröntgt, mit Antibiotika und Schmerzmitteln vollgepumpt und in ein Bett gelegt.
Tipp 1: Holt Euch möglichst schon da Termine für eine gute Physiotherapie, weil es doch einige Woche dauert, eh da ein Termin frei ist. Sie muss mindestens Lymphdrainage können, Schmerzpunktmassage beim Fuß, mit einem Narbenroller umgehen können und ich finde, idealerweise schon den ein oder anderen Fersenbeinbruch behandelt haben. Ich habe schon in der Notaufnahme sobald ich die Diagnose hatte Physiotherapien abtelefoniert.
Tipp 2: Holt Euch am besten auch gleich Termine bei Fachärzt*innen: einer Schmerztherapie, die ihr spätestens ab dem 3. Monat bei der Vollbelastung braucht, einer*m Fußspezialist*in, evtl. noch einem*r für die Zweitmeinung und einem*r Orthopäd*in, wo Ihr dann Physio-Rezepte bekommen könnt. Da wartet man oft auch einige Wochen bis Monate auf Termine.
Tipp 3: Recherchiert ein gutes Krankenhaus, das Euch operieren kann. Es ist eine ziemlich komplizierte OP und nur wenige können das, also konsultiert die Weiße Liste, ruft ggf. bei Eurer Krankenkasse an, ruft das Krankenhaus selbst an, etc.
Als die Blutung aufgehört hat, wurde ich im Gips mit Krücken, Heparin und Schmerzmitteln wieder in die Pension geschickt. Das klingt ein bisschen gruslig, ist aber gut gewesen: der Fuß muss ca. eine Woche abschwellen und durch ausreichend Antibiose war ich auch wegen des offenen Bruchs sicher. Ein paar Tage später ging mein Flieger zurück nach Deutschland. Falls es euch auch im Ausland passiert:
Tipp 4. Holt Euch für den Flug das „Fit to Fly“ vom Krankenhaus, bestellt bei der Airline „special support“, Heparin nicht vergessen und bucht die beiden Plätze neben Eurem gleich mit, weil der Fuß unbedingt immer über Hüfthöhe liegen muss.
Zurück in Deutschland bin ich gleich in die nächste Notaufnahme des Spezialkrankenhauses, das ich vorher gefunden hatte, und wurde da zwei Tage später sehr gut operiert. Eine Woche blieb ich noch im Krankenhaus, wo ich eine Orthese, Lymphdrainage gegen die Schwellung und Physiotherapie für den Umgang mit den Krücken bekommen habe, was alles sehr wichtig war.
Nach der Entlassung wurden von der Krankenkasse keine Transporte oder Haushaltshilfe übernommen. Da ich auf dem Land lebe, gab es auch keine Taxis und die 6km zur nächsten Bahn habe ich auf Krücken nicht geschafft. Also musste ich mich selbst um Verbandswechsel und Fädenziehen kümmern. Das war natürlich suboptimal. Für die Essensversorgung musste ich die Tür offengelassen, damit der Postbote mir die AllYouNeedFresh-Pakete ans Bett stellen konnte. Für alle, die auf dem Land ähnliche Probleme haben:
Tipp 5. Man kann sich in ein Krankenhaus „einmieten“. Für 50 Euro am Tag erhält man Bett, Verpflegung und medizinische Versorgung (Verbandswechsel, Fädenziehen).
Die Wochen im Bett waren natürlich eine Herausforderung. Ich habe mir eine Liste von Sachen gemacht, die ich schon lange einmal lernen wollte: Sprachen, Musikinstrumente, Onlinekurse, etc. und das dann konsequent durchgezogen. Außerdem habe ich einen Haufen Nahrungsergänzungsmittel genommen, um die Heilung zu fördern: Calcium, Vitamin C, Vitamin D, Magnesium, Eisen, Prolin, Lysin, Keuschlammfrüchte und alles, wozu ich sonst noch Studien gefunden habe. Die Wunde ist super abgeheilt.
Tipp 6: Beantragt schon innerhalb der 3 Monate Bettruhe / Teilbelastung die Reha. Die Rentenversicherung braucht 6-10 Wochen Bearbeitungszeit und das Rehazentrum dann oft auch noch 4-6 Wochen. Die Reha kann theoretisch schon mit Vollbelastung in Monat 4 beginnen und nach Genehmigung habt Ihr 6 Monate, um die Reha anzutreten.
Nach vier Wochen dann erste Lymphdrainage, schlimm schmerzhafte, aber gute Narbenbehandlung und leichte Krankengymnastik. Die Hämatome waren nach sechs Wochen weg. Die Taubheit um die Narbe herum hat innerhalb der ersten 4.5 Monate aufgehört. Nach drei Monaten hat der Arzt dann das Go für die Vollbelastung gegeben. Das war im Nachhinein falsch (dafür braucht Ihr die Zweitmeinung ;)): Auf dem Röntgenbild sieht man vieles nicht, was in einem CT sichtbar wird. Bei mir waren Schrauben durch den Knochen gebrochen und in die Gelenke geraten, wo sie den Knorpel zerstört haben. Da hätte ich nicht in die Vollbelastung gehen sollen.
Tipp 7: Lasst Euch vom Arzt ein CT verschreiben oder nehmt zur Not selbst Geld in die Hand.
Mein Befund nach 3 Monaten: Materialfehllagerung, Arthrose, Stufenbildung von 2.5mm, Ostheopenie und zu ca. 70-80% zusammengewachsen.
Die ersten zwei Wochen in Vollbelastung waren extrem schmerzhaft. Ich bin 2-3 Stunden am Tag gehumpelt, konnte höchsten 3km/h schaffen und bekam ca. 1.500-3.000mg Novamin und 150-250 Tilidin. Außerdem bekam ich Einlagen und eine Bandage (die aber irgendwie wirkungslos sind). Die Physiotherapie war genial: 3x wöchentlich Schmerzpunktmassage, Krankengymnastik, Narbenbehandlung, Elektrobehandlung für die Waden, Kältekammer (wo ich die Übungen machen konnte, die ich sonst schmerzbedingt nicht tun konnte).
Außerdem habe ich mir selbst so etwas wie Reha zusammengestellt: neben der Physio gehe ich täglich drei Stunden in ein Fitnessstudio, das sich mit Rehamaßnahmen auskennt. Ich fahre 1 Stunde Rad, dann Geräte ohne Fußbelastung und die Physioübungen auf der Matte. Außerdem mache ich ein, zwei Sportkurse (Faszientraining, Yoga, Pilates oder Wirbelsäulengymnastik) und gehe in die Sauna (was man wirklich erst frühestens nach Entzündungsabklingen darf).
Es wurde schrittweise besser, so dass ich jetzt, im 6. Monat, 200m komplett schmerz- und humpelfrei gehen kann, 1.000m humpelfrei unter Schmerzen (v.a. Kapsel des inneren Fußgelenks, Spann, Achillessehne, 1. und 5. Strang und unter dem Außenknöchel) und sonst weiter mit Krücken gehe, was eigentlich in Anbetracht des Ursprungsbefunds wirklich gut ist und sehr auf ein positives Ende hoffen lässt. Ich kann zwar noch nicht die Treppen runterlaufen, Gewicht auf den Ballen verlegen (Abrollen, einbeiniger Zehenstand, etc.), schneller als 4km/h laufen oder auf einem Bein stehen, aber innerhalb des 1. Jahres ist ja noch vieles möglich.
Aktuell bin ich im Hamburger Modell zur Wiedereingliederung. Da ich an einem Arbeitstag 12-20km laufen muss, nehme ich auf der Arbeit einfach die Krücken. Demnächst kann auch das Material entfernt werden, was immer frühestens nach 6 Monaten möglich ist. Ich berichte dann nächstes Jahr wieder.

Liebe K.,

vielen Dank für diesen wundervollen, ausführlichen Bericht, der für Betroffene so viele Fragen beantwortet. Wir wünschen Ihnen von ganzem Herzen gute Besserung und dass alles wieder gut wird. Liebe Grüße

Ihr Biowellmed Team

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