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Fersenbeinbruch

21.06.2018:

Erfahrungsbericht zum Thema Fersenbeinbruch

Link zum Fachartikel Fersenbeinbruch

Ich bin Mitte April 2018 aus einer Höhe von 3m senkrecht von der Leiter in unserer Einfahrt auf das Pflaster gestürzt.
Ich erinnere mich noch an den Sturz und die Erkenntnis, dass es so schnell geht, dass man noch nicht mal Angst bekommt. An den Aufprall habe ich keine Erinnerung, weil wohl der Schmerz zu heftig war. Ich weiß auch nicht wie ich hingefallen bin. Dafür war der Schmerz danach extrem, ich lag wie ein Käfer auf dem Rücken und konnte mit Mühe meine Frau rufen, damit sie den Notarzt ruft.
Der kam zügig und hat mich zum Transport ins Johannes Wesling Klinikum mit Ketanest abgeschossen. Das ist ein hochpotentes LSD und entsprechend war der Rausch. Schmerzen weg, bunte verzerrte Bilder, wobei ich aber wohl ansprechbar war. Über das Abklingen der Wirkung war ich fast dankbar, da mein Gehirn anscheinend auf Volldampf lief und ich das Ganze als psychisch sehr anstrengend empfand.
Ich kam im Schockraum wieder zu mir, wo man mir nach dem Ganzkörper Traumascan mitteilte, der linke und rechte Calcaneus seien zertrümmert, links schlimmer (Sanders Typ 4) und rechts nicht so schlimm (Typ 2), sonst sei aber nichts weiter verletzt.
Danach ging es auf die Station.
Die Nachtschwester beobachtete mich sehr genau und achtete auf genügend Schmerzmittel. Ihr fiel auf, dass der linke Vorffuss zunehmend anschwoll. Auf die Frage hin, wie es mit den Schmerzen sei, teilte ich ihr mit, dass wir mit dieser Medikation wohl nicht durch die Nacht kämen. Sie besprach sich mit dem Oberarzt. Daraufhin wurde mit einem Messgerät geprüft, ob links ein Kompartment vorliegt, Ergebnis positiv.
Innerhalb von einer Stunde war ich im OP und die Faszie wurde gespalten, um der Schwellung, die durch die massiven Weichteilverletzungen und Einblutungen entstanden war, Raum zu geben. Danach hatte ich eine 14x6cm offene Stelle am Fußrücken, die mit einem Verband abgedeckt war.
Nach einer Woche Wartezeit zum Abschwellen wurden beide Brüche operativ gerichtet. Es wurde minimalinvasiv mit Nägeln/Schrauben und zwei Platten operiert und die Öffnung vom Kompartment geschlossen. Man sagte mir, dass die OP sehr gut verlaufen sei, allerdings hatte ich schon im Aufwachraum starke Schmerzen. Wie ich später erfuhr, hat man mir schon dort soviel Schmerzmittel gegeben, dass diese für eine erneute Narkose gereicht hätten.
Zurück auf dem Zimmer würde ich weiter mit Schmerzmitteln versorgt (Dipi) allerdings half das nicht. Die Schwestern reagierte zuerst nicht auf meine Bitte, dass ein Arzt kommen möge. Nachdem ich massiv wurde, kam schließlich der Stationsarzt und meinte, das mit den Schmerzen wäre halt so. Er hat sich den Fuß nicht angesehen, der Verband blieb drum. Die Frage meiner Frau (arbeitet auf Intensiv) ob das ein neues Kompartment sein könne, wurde mit „Kann nicht sein, ist mir in sechs Jahren Beruf nicht untergekommen“ abgewiesen. Ich habe mich dann unter stärker werdenden Schmerzen durch die Nacht gequält. Eine andere Nachtschwester hat den Verband aufgrund der Schmerzen aufgeschnitten, könnte aber nichts erkennen.
Morgens bei der Visite war mein Chirurg dabei. Ein Blick - sekundäres Kompartment - und wieder Not-OP. Man hat mich in diesen Schmerzen allerdings bis 11:00 liegen lassen, heulend, stöhnend und zeitweilig weggetreten, weil ich hyperventilierte.
Danach war es mit den Schmerzen Ok.
Der Chefarzt kam und entschuldigte sich in einem längeren Gespräch für das Personal, den Vollpfosten von Stationsarzt habe ich nicht mehr wiedergesehen. Es war zu merken, dass der Vorfall Kreise gezogen hatte. Ein dort arbeitender Bekannter sagte mir noch, die Schwestern hätten sich intern wohl erzählt, ich sei wehleidig...anscheinend wussten sie nicht, dass ein Kompartment stärkste Schmerzen verursachen kann und Medis nicht wirken...
Danach wurde es von Tag zu Tag besser. Das erneut geöffnete Kompartment wurde eine Woche darauf mit Spalthaut verschlossen.
Die Entnahmestelle für die Haut sollte so schnell wie möglich ohne Abdeckung an der Luft heilen. Allerdings tat das sehr weh, da ich immer wieder mit der Bettdecke in Kontakt kam. Ich habe mir dann selbst Hydrokolloidpflaster besorgt, was für Schmerzfreiheit und schnelleres Abheilen sorgte. Von den Ärzten habe ich mir darauf anhören müssen, dass das nicht sein dürfe, Luft wäre besser. Egal, ist sehr gut verheilt.
Allerdings hatte ich seitdem Nervenirritationen und taube Stellen, die nur langsam besser werden. Ich versuche seitdem mit Mutterkraut das Nervenwachstum positiv zu beeinflussen, Vitamin D3 nehme ich für das Knochenwachstum. Mit fortschreiten des Heilungsprozesses traten andere Dinge in den Vordergrund wie die Entmündigung durch das Pflegepersonal (wann man sich wie zu waschen hat, wann man Stuhlgang haben muss, Toilettenstühle werden durchs Zimmer gekickt, Nachts müssen Vorhänge zugezogen sein, obwohl man gern auf den See und die Sterne blicken möchte usw.). Fußnote: Privatpatient. Was mich auch belastet hat ist, dass ich (47Jahre) nur mit 88 bzw 94 jährigen Männern zusammenlag. Bei allem Respekt befinden sich diese doch in einer anderen Lebenssituation, was einen echt runterziehen kann.
Nach 3,5 Wochen wurde ich im Rollstuhl entlassen.
Ich bekam noch in der Klinik eine Perpedes-Orthese (1000€) für den rechten Fuß. Meine Frau ist KG und wir waren uns sofort einig, dass ich aufgrund der beidseitigen Frakturen damit nichts anfangen kann. Wie sich herausstellte, hatten die Ärzte sich beim Verschreiben auf das Sanitätshaus verlassen und umgekehrt. Das Sanitätshaus wiederum setzte mich unter Druck, die Orthese anzunehmen, weil ich sonst zeitnah nichts bekommen würde. Weil ich es nicht besser wüsste, unterschrieb ich. Seitdem habe ich die Orthese fünfmal kurz getragen, um sie vorzuführen. Nutzen bringt sie nicht. Man kann sagen, dass in Bezug auf die Wiederherstellung nach der Krankenhauszeit und entsprechende Orthopädische Hilfsmittel ziemliche Planlosigkeit bestand.
Seit Entlassung bekomme ich zweimal die Woche Lymphdrainage und KG zu Hause.
Weil wir im Haus sehr viele Treppen haben, habe ich mir Knieschutzgummis für Fliesenleger aus dem Baumarkt besorgt. Damit krabbelte ich durchs Haus, was ziemlich gut ging/geht, außerdem hat unser Hund jetzt ein Herrchen, das ihm auf Augenhöhe begegnet...
Sieben Wochen nach der OP war erneuter Termin beim Prof.
Alles gut verheilt, ich darf voll belasten, wobei stehen auch sofort einigermaßen ging.
Auf Schmerzmittel hatte ich schon ab der zweiten Woche nach OP verzichtet, was absolut auszuhalten war. Allerdings stellen die jetzt aufkommenden Belastungsschmerzen, die äußeren Sprunggelenke und auch die Peronäussehne eine Herausforderung dar. Ich laufe seit vier Tagen an Stützen jeden Tag ein paar Meter mehr und die Füße tun jetzt gut weh. Man kann es damit vergleichen, als wenn man den ganzen Tag auf den Beinen war und das Ganze mal zwei oder drei, dazu kommen Schwellungen. Evtl. greife ich doch wieder zu Schmerzmitteln.
Aktuell ist die Aussicht, dass ich dieses Jahr in Bezug auf Normalität vergessen kann. Obwohl die OP wohl sehr gut verlaufen ist - alle sind des Lobes voll in Bezug auf die Beweglichkeit und Heilung der Wunden. Dr. Grünwald scheint ein wahrer Künstler in Bezug auf diesen Bruch zu sein und er hat bei mir eine neue tschechische Methode angewendet, die schon ab sechs Wochen wieder Vollbelastung zulassen soll und kaum Infektionen oder Wundheilungsstörungen aufweist. Die Verzögerung ergab sich bei mir, weil externe Ärzte eben diese Methode nicht kannten und daher auf einen neuen Termin in der Klinik verwiesen.
Zeitlich erwarte ich, in gut einem Monat wieder ohne Stützen laufen zu können, wobei dass nicht heißt, dass man rund geht. In gut zwei Wochen soll Autofahren wieder gehen. Bis Ende des Jahres weiterer Belastungsaufbau. Man sagte mir, dass der rechte Fuß komplett wieder werden sollte. Der linke Fuß hat mit seinem massiven Trümmerbruch und vielen Bruchstellen inkl. Gelenk die Sanders-Skala gesprengt. Daher besteht ein Arthroserisiko, auch wenn Gelenkflächen und Fussachse komplett wieder rekonstruiert werden konnten. Man rechnet mit 80-90% Funktionalität, was sehr gut sei.
Ich bin gespannt, wie sich die Sache weiter entwickelt. Zum Glück arbeite ich am Schreibtisch und meine Hobbys werde ich auch weiter ausüben können, da ich gern Radfahre, Skate oder spazieren gehe.

Lieber M.S.,

vielen Dank für diesen sehr interessanten Bericht, der die Probleme schildert, aber auch Hoffnung lässt. Gespannt sind wir natürlich auf das Ergebnis mit der neuen Operationsmethode. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns und unsere Leser auf dem Laufenden halten. Gute Besserung wünscht

Ihr Biowellmed Team

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