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Lichen sclerosus et atrophicans = Craurosis vulvae

04.05.2017:

Erfahrungsbericht zum Thema Lichen sclerosus et atrophicans = Craurosis vulvae

Link zum Fachartikel Lichen sclerosus et atrophicans = Craurosis vulvae

Bei mir wurde im Teenageralter die Diagnose Lichen sclerosus gestellt, glücklicherweise damals noch in einem recht frühen Stadium. Mittlerweile bin ich Mitte Zwanzig und selber Ärztin. Selbst habe ich längere symptomlose aber auch längere schwere Verläufe dieser Krankheit erlebt. Mit meinen Erfahrungen (persönlich und durch Studium) hoffe ich vielen von euch wertvolle Tipps geben zu können.
(Da der Text etwas länger geworden ist: Hier die Gliederung: Grundsätzlich – Die Grundlage – Das Cortison – Die Entzündung – Akuthilfe – Sexualität und Intimes – Homöopathie, Ernährung und das Leben.

Grundsätzlich:
Überrascht, hier noch keinen Hinweis darauf gefunden zu haben: Ein richtiges Hoch in der Medizin erlebte in den letzten Jahren das Vitamin D (Cholecalciferol) durch seine immunmodulierende Wirkung. Nachgewiesenermaßen können hochnormale Vitamin-D-Spiegel nicht nur den Ausbruch von Autoimmunkrankheiten bei Risikopatienten verhindern, sondern auch bei bereits bestehenden die Schubfrequenz und Intensität senken. In unseren Breiten sind zu niedrige Spiegel eher die Regel als die Ausnahme. Sprecht mit euren Hausärzten über eine Bestimmung eures Blutwertes um einen möglichst hohen Normwert erreichen zu können (Eine ärztliche Kontrolle ist unbedingt sinnvoll wenn ihr hochdosiert Vitamin D substituiert, da es bei Überdosierung, z.B. bei Einnahme anderer Medikamente und Nahrungsersatzstoffen zu Vergiftungen kommen kann).

Die Grundlage:
Klar, für die tägliche Pflege ist das Fetten der Haut das A und O. Aber auch nur fettige Salben ohne „richtigen“ Inhaltsstoffe sind sehr verschieden. Wichtig ist auszuprobieren was ihr gut vertragt und welche Konsistenz (eher flüssig oder eher okkludierend?) euch angenehm ist. Bei mir persönlich variiert das nach Beschwerdestärke aber auch Außentemperatur (z.B. zu flüssig bei Hitze im Sommer). Gute Produkte prinzipiell sind z.B. Deumavan, Linola-Schutzbalsam, Biochemie 8 Creme, Melkfett, ggf. auch Eucerin-Produkte, wobei letztere mehr Inhaltsstoffe haben und es keine Produkte speziell für den Intimbereich gibt (daher fraglich zur Dauerbehandlung).

Das Cortison:
Die zweite Säule der Standart-Lichen sclerosus-Behandlung ist die Immunmodulation, meistens durch Glucocorticoide da diese auch den positiven antientzündlichen Effekt haben. Unterschiede zwischen den Präparaten sind nicht nur die enormen Wirkunterschiede der Präparate (am besten ihr recherchiert die Klasse eures Wirkstoffes von 1 (schwach wirksam wie z.B. Dexamethason) bis 4 (sehr stark, z.B. Clobetasolpropionat). Ob ihr eine Salbe/Creme vertragt oder nicht, hängt aber genauso wieder von der Basis ab. Beispielsweise enthalten Clobetasol Fettsalbe sowie die Dermovate Creme/Salbe denselben Inhaltsstoff, ich selbst vertrage erstere aufgrund der fettigeren Grundlage aber deutlich besser. Es hat also Sinn „herumzuprobieren“, bitten euren behandelten Arzt gegebenenfalls direkt um diese Möglichkeit.
Andere immunmodulierende Salben wie Tacrolimus haben ein ähnliches Wirkprinzip. Da sie die Haut weniger dünn machen, werden sie manchmal besser vertragen, andererseits fehlt ihnen die starke Entzündungshemmung.

Die Entzündung:
Dauerhafte Cortisonbehandlungen schädigen die Haut und sind nicht immer sinnvoll. Es gibt jedoch noch andere Möglichkeiten chronische Entzündungen besser in den Griff zu bekommen. Anwendungen gibt es als Salben/Cremen sowie Sitzbäder. Dabei gibt es einerseits pflanzliche Wirkstoffe (Rosmarinus prunus Gel von Weleda, Kamillesitzbäder, Rosmarin-, Thymianöl oder –sitzbäder, Granatapfelregenerationsöl), oder hilft durch physikalisch/chemische Reaktion wie Backpulver-Sitzbäder oder Tannolact (Sitzbäder oder Fettcreme für den Intimbereich).
Auch in den Bereich fallen Wundsalben wie Bepanthen oder VitaWund.
Eine andere Möglichkeit, mit denen ich gute Erfahrung gemacht habe, sind kalte Quarkwickel im Intimbereich. Ist zwar ein bisschen eine Kleckerei (setzt euch auf ein Handtuch!), wirkt aber entzündungshemmend und kühlend, wodurch es auch relativ akut helfen kann.
Andere „natürliche“ Mittel die antientzündlich wirken sind Colostrum- oder auch Propolis- Produkte. Da diese wieder eine Vielzahl an Inhaltsstoffen enthalten aber erst mal vorsichtig testen ob ihr sie vertragt!

Akuthilfe:
Die bisher beschriebenen Möglichkeiten helfen selten sofort, aber viele von euch werden Momente kennen, in denen der Juckreiz, das Brennen oder die Schmerzen unerträglich scheinen. Folgende Dinge könnt ihr in solchen Momenten probieren:
- Kälte: Oft ist ein Eispack zwischen den Beinen eine einfache und wirkungsvolle Soforthilfe.
- Lokalanästhetikum (Betäubung): Am üblichsten ist Emla (enthält einen Kurz- und ein langwirksamen Wirkstoff). Bei gereizter Haut kann das Auftragen immens brennen – so lange wies geht durchhalten, dann abspülen. Die Haut fühlt sich rasch taub an, was die Beschwerden dämpft. Eine Alternative sind Hämorrhoiden-Salben (z.B. Hädensa), da diese auch schleimhautverträgliches Anästhetikum beinhalten, außerdem oft noch eine kühlende Komponente wie Menthol.
- Schmerzmittel zum Einnehmen: Ibuprofen, Paracetamol, Novamin oder was ihr ansonsten kennt und vertragt: Schmerzmittel können auch gegen Juckreiz helfen. Natürlich ist das keine Dauerlösung, aber im Notfall manchmal gut zu wissen.
- Antihistaminika: Sind die üblichsten Tabletten gegen Juckreiz, manch einer kennt sie vielleicht von Allergien. In dieser Form helfen sie auch akut, in dem Fall eben systemisch, was auch mehr Nebenwirkungen macht (z.B. starke Müdigkeit, es handelt sich schließlich um potente Medikamente). Salben und Cremen reizen durch ihre Zusätze meist zu stark, als dass sie akut Linderung schaffen würden. Aber: Da der Wirkstoff nicht das Problem ist, könnt ihr euch ggf. etwas in der Apotheke anrühren lassen. Eure Ärzte können Rezepte wie Kochrezepte schreiben, die Apotheker freuen sich sogar oft wenn sie nicht nur fertige Mittelchen verkaufen müssen. Ich persönlich mag ganz gerne eine Mischung aus Antihistaminikum gegen den Juckreiz und leichtem Anästhetikum für den schnellen Wirkeintritt (z.B. Diphenhydraminhydrochlorid 1,0 et Lidocainhydrochlorid 1,0 ad Ultralip 50 – aber lasst euch von einem guten Apotheker zu verschiedenen Wirkstoffklassen beraten. Das Rezept schreibt natürlich euer Arzt).

Sexualität und Intimes:
Sex ist wichtig, insbesondere in einer Partnerschaft können Schwierigkeiten in diesem Bereich zu ernsthaften Problem werden. Deshalb ist es unbedingt nötig, sich damit auseinanderzusetzen, allein und mit dem Partner: Wichtig ist insbesondere, dass sexuelle Aktivitäten nicht allgemein einen negativen Beigeschmack erhalten, was leider schnell passiert wenn es durch Schmerzen zu negativen Erfahrungen oder Schuldfragen beim Auslösen von Krankheitsschüben kommt. Dazu gehört eine ehrliche Gesprächsbasis. Erklärt die Krankheit, was geht und was schwierig ist. Hinterfragt was euch selbst und eurem Partner gefällt und befriedigt – und auf welchen Wegen das zu erreichen geht. Sex ist viel mehr als Penetration, die hohe mechanische Anforderung stellt die häufig Probleme machen – direkt oder zeitverzögert durch das Auslösen eines Schubes. Je besser ihr wisst was funktioniert, desto effektiver könnt ihr beim Sex den mechanisch anspruchsvollen Teil reduzieren. Traut euch außerdem mit Spielzeugen zu experimentieren, auch wenn die gegebenenfalls einen seltsamen Ruf haben. Niemand außer euch weiß, was ihr im Schlafzimmer probiert und solange es funktioniert ist alles erlaubt! Wichtig ist meiner Meinung nach aber auch, dass sobald ihr merkt dass etwas doch unangenehm wird (etwa weil die Haut doch zu überlastet wird), ihr das sofort kommuniziert. Das verhindert widerholte schlechte Erfahrungen mit Sex im Allgemeinen für euch selbst und euren Partner (der das meistens dann auch nicht genießen kann wenn es euch schlecht geht).

Die Homöopathie, Ernährung und das Leben:
„Ich glaube nicht an Homöopathie“ habe ich meiner Frauenärztin gesagt. „Das akzeptiere ich.“ War ihre Antwort, „Haben Sie Einwände es dennoch zu versuchen?“ Homöopathie schadet nicht, aber es bringt einen großen Vorteil: Die Ärzte die sich damit beschäftigen, nehmen sich meist insgesamt mehr Zeit, für sowohl die vielen klassischen als auch die vielen komplementären Behandlungsmöglichkeiten. Auch wer also nicht an Homöopathie glaubt kann von so einem Arzt mit Zusatzqualifikation profitieren, insbesondere wenn ihr euch zu oberflächlich behandelt fühlt.

Ich persönlich habe nie durch Ernährungsumstellungen profifiert, war aber möglicherweise auch nie konsequent genug. Wenn ihr den Verdacht habt bestimmte Nahrungsmittel haben einen Einfluss, dann ist die beste (wenn auch mühsame) Variante ein Ernährungstagebuch mit Auslass- und nachfolgendem Provokationsversuch durchzuführen (also testen obs durch den Verzicht besser wird, durch die erneute Aufnahme aber auch wirklich wieder schlechter). Ebenso „modern“ ist aktuell (auch schulmedizinisch) die Darmsanierung. Gerade wenn ihr auch andere Darmprobleme bemerkt, können Entzündungen, die Schadstoffe durch den Darm in den Körper lassen, zu einer erhöhten Krankheitsaktivität des Lichen sclerosus führen. Eine „Darmkur“ kann helfen – dann sollte es danach aber auch zu einer deutlichen Verbesserung kommen. Permanent Pulverchen und Säfte zu nehmen hilft mehr der Herstellungsfirma als euch.

Die Beschäftigung mit sich selbst und dem eigenen Körper hat insgesamt einen enormen Einfluss auf Autoimmunerkrankungen, deren Aktivität ja wissenschaftlich bewiesen durch Stress- und Sexualhormone beeinflusst wird. Dazu gehört Stressverarbeitung und die Lebenseinstellung im Allgemeinen. Es lohnt sich daher sich auch mal zu fragen „Gibt es in meinem Leben etwas, das mich ständig stresst oder unglücklich macht?“ Schon die Erkenntnis hilft oft viel, die Veränderung natürlich am meisten. Autoimmunkrankheiten sind auch nicht selten mit leichten Depressionen oder ähnlichen Problemen vergesellschaftet. Seid mutig euch Hilfe zu holen! Gespräche mit einem Psychotherapeuten sind dabei übrigens sinnvoller als das „leichte Antidepressivum“ vom Hausarzt alleine, gegebenenfalls ist aber eine Kombination am besten. Je früher ihr euch dem stellt, desto besser und schneller können diese Behandlungen euch helfen, eine „Dauerbehandlung“ ist fast nie nötig.

Ich hoffe, meine Ausführungen können dem ein und anderen von euch helfen. Alles Gute und Kopf hoch! Die nächste symptomlose Phase wartet schon :).

Liebe Leserin,

Haben Sie herzlichen Dank für diesen sehr engagierten und hilfreichen Artikel. Liebe Grüße

Ihr Biowellmed Team

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