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Bulimie

06.01.2017:

Erfahrungsbericht zum Thema Bulimie

Link zum Fachartikel Bulimie

Hallo ihr da draußen.
Wie auch Ihr bin ich aus einem bestimmten Grund auf dieser Seite gelandet. Ich bin verzweifelt und am Ende meiner Kräfte. Ich habe das Gefühl mein Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben, obwohl ich nach außen hin das Gegenteil suggeriere. Ich habe das Gefühl nicht echt zu sein und ein Leben zu führen, welches durchzogen von Lügen und Versteckspiel ist.
Trotz der ganzen Tiefschläge Tag für Tag möchte ich mein Leben nicht der Bulimie, und der Magersucht überlassen. Sie hat mir bereits wichtige Jahre meiner Kindheit und der Jugendzeit genommen. Ich finde es schlimm, ja sogar ziemlich traurig, wenn ich daran zurückdenke, wie meine Essstörung viele Phasen meines jungen Lebens eingenommen hat und den Erinnerungen an Geburtstage, Weihnachten und gemeinsame Abende mit Freunden oder Familie einen faden Beigeschmack verleiht. Aus diesem Grund möchte ich meine Geschichte mit euch teilen. Zum einen, um Betroffenen das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind. Und zum Anderen, mich aus meiner Geheimnistuerei und Versteckspiel herauszubringen, und mich zu offenbaren. Zu offenbaren das ich krank bin. Immer noch. Nach fast 9 Jahren.

Mein Name ist Leni, mittlerweile fast 20 Jahre jung und ich leide seit meinem 11/12 Lebensjahr an Magersucht und fast genauso lange an Bulimie. Ich kann mich nicht beklagen. Ich habe ein schönes Leben, meine Eltern haben mich nie geschlagen, geschweige denn misshandelt, und auch haben sie nie auch nur Alkohol angerührt. Nein, sie haben mich immer geliebt und werden mich auch immer lieben. Warum also die Essstörung, wenn ich so behütet aufgewachsen bin? Ja, diese Frage habe ich mir sehr lange gestellt und beschäftigt mich in letzter Zeit sehr.
Da meine Eltern selbst durch Ihre eigene nicht sehr harmonisch verlaufende Vergangenheit geprägt sind, haben sie versucht uns (meinen drei Geschwistern und mir) immer alles zu ermöglichen. Doch durch die starke, dominante Präsenz meiner Mutter zu Hause und gleichzeitige Abwesenheit meines Vaters führte leider zu starken Streitigkeiten zwischen meinen Eltern. Schule hatte auf Seiten meines Vaters einen hohen Stellenwert und war teilweise die einzige Ansprache an uns Kinder, sobald er mal Zeit für uns hatte. Der fehlenden Vaterrolle spreche ich ebenfalls meinen Vaterkomplex bezüglich meiner Männerwahl zu. Das Gefühl nur aus Leistung zu bestehen und nur bei Erfolg die Liebe zu spüren habe ich auch heute noch. Meine Mutter kontrollierte jede Bewegung, die wir taten und nahm uns somit die Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich versuchte ich so über mein Essverhalten ein wenig Selbstständigkeit zu erhalten. Zu damaligen Zeit kamen Hänseleien und meine kräftige Figur hinzu, welche mich stark verunsicherte. Wie viele andere Betroffene gehörte ich nie zu den Dicken, sondern war leider eins der Mädchen, das durch eine frühe Entwicklung schnell kurvig wurde und damit wenig klar kam. Wie auch, wenn alle Freundinnen klein und zierlich blieben. So zog es sich hin das sich die Essstörung mit 15 auf der Spitze befand und ich mit starkem Untergewicht in die Klinik eingeliefert wurde. Da ich am Ende nichts mehr gegessen hatte und Abführmittel in Unmengen missbrauchte, war ich nur noch eine Hülle meiner selbst. Am Ende meiner Kräfte fand ich eine Gruppe von lieben Gleichgesinnten, die mir zeigten wie wichtig Miteinander und Zusammenhalt ist. Das so tolle Menschen an mich glaubten war unheimlich motivierend und so hielt ich nach der Entlassung lange ohne Rückfall durch. Zu meiner Abiturzeit fing ich wieder an zu brechen. Nur einmal. Einmal keine Kontrolle. Und das Drama fing von vorne an.
Dieser Rückfall hält bis heute an. Meine bulimische Seite ist ausgeprägter denn je. Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht unter Kontrolle habe, mir hunderte Kalorien innerhalb kürzester Zeit reinschlage und anschließend erbreche. Einmal, Zweimal, Dreimal, Viermal. Als wäre mein Körper nicht bereits am Ende, muss ich immer noch eins drauf setzen. Nachdem ich einen meiner schlimmsten Kreislaufzusammenbrüche hatte, indem ich nicht aufstehen konnte ohne zusammenzubrechen, dachte ich, ich hätte es gelernt. Dem war leider nicht so. Manchmal kommt mir der Gedanke, ob ich wirklich jemals die 25 erreiche. Mir ist bewusst, das jammern nichts bringt. Doch den Kampf jeden Tag auf das Neue auszufechten erscheint mir immer schwieriger.

Ich habe fast meine Familie zerstört und die Ehe meiner Eltern ruiniert. Nach Jahrelanger harter Arbeit, zusammen mit Therapeuten, schwierigen Gesprächen, vielen Tränen und genauso vielen Vorwürfen möchte ich dieses Fass nicht mehr aufmachen. Ich bin ein wenig verzweifelt. Die Frage nach dem, wie und ob ich jemals wieder gesund werde stellt sich mir immer wieder.


Das Leben hält doch viel mehr bereit, als der Gang zur Toilettenschüssel. Ich will lieben, leben und lachen. Und dafür kämpfe ich!


Vielen lieben Dank fürs Lesen!

Alles Liebe und Gute

L.

Liebe L.,

wir danken Ihnen für Ihre Offenheit und Ihren ehrlichen Bericht. Wir würden uns freuen, wenn Sie nochmals den Gang zum Psychologen auf sich nehmen und einen neuen Start versuchen würden. Alles Liebe für Sie

Ihr Biowellmed Team

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