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Bulimie

13.08.2014:

Erfahrungsbericht zum Thema Bulimie

Link zum Fachartikel Bulimie

Hallo alle zusammen,

ich litt jahrelang unter Bulimie und Magersucht. Als ich 12 Jahre alt war ging meine Magersucht los. Ich fühlte mich damals einfach zu dick (obwohl ich 1,65 groß war und 45kg wog). Am Anfang konnte ich das gut verbergen. Doch irgendwann bemerkte mein Vater, dass was mit mir nicht stimmte und fing an sich Sorgen zu machen. Ich hatte bisher kein einfaches Leben gehabt. In der Grundschule wurde ich oft verprügelt und gehänselt und schließlich litt meine schulischen Leistungen so stark darunter, dass ich eine Klasse wiederholen musste.
Er ging davon aus, dass ich wieder irgendwelchen nervlichen Stress hatte und deshalb abgenommen hatte (war vorher auch der Fall gewesen- nur das ich da normal gegessen hatte).
Auf jeden Fall meinte ich damals zu ihm, dass alles in Ordnung sei. Er ließ aber nicht locker und irgendwann bemerkte er, dass ich kaum was aß. So kam es, dass er jeden Tag mein Essen kontrollierte. Er zeigte mir auf, welche Folgen auftreten können, wenn ich nichts essen würde und redete mir Mut zu.
Es half aber nur für zwei Jahre. Als ich 14 war trennten sich meine Eltern und ich musste bei meiner Mutter bleiben, dies wollte ich eigentlich gar nicht, weil mein Vater mir viel wichtiger war und es mit ihm einfach entspannter war. Meine Mutter hat immer sehr viel Alkohol zu sich genommen und so gut wie gar nichts gegessen. Das war für mich nicht einfach. Als ich dann bei ihr wohnte ging das Theater auch gleich los. Sie meinte zu mir (im besofenen Kopf), dass ich zu dick sei (heute glaube ich, dass sie eifersüchtig war, dass ich so viel essen konnte und sie sich das verbot). Na ja, ich rannte natürlich gleich zur Waage und wog mich 48,4 kg bei einer Größe von 1,68. Ich glaube kaum, dass man da von dick reden kann!!!
So ging es dann langsam los, dass ich wieder das Essen verweigerte und es störte niemanden!! Als ich dann einmal nur 200g zunahm und sie nicht wieder runter bekam fing ich an mein Sportprogramm extrem hoch zu gestalten ( ich habe immer viel Sport gemacht- es war immer ein Ausgleich für mich). Nur dieser Sport war anderes. Ich hatte es nicht gemacht um den Kopf frei zu bekommen oder weil es mir Spass gemacht hat, wie es sonst der Fall war.
Aus meiner Verzweiflung fing ich nach einiger Zeit (ich war 15 Jahre alt) mit der Kotzerei an. Ich erbrach einfach alles. Bevor ich meine Essanfälle hatte wog ich mich und danach wieder um so zu kontrollieren, ob alles draußen war. Dadurch nahm ich noch mehr ab und das schlimme war, obwohl es mir ziemlich beschissen ging, war ich Stolz drauf.
Als ich nun schließlich meine Vater in den Ferien besuchen durfte war meine Bulimie so weit fortgeschritten, dass selbst er mir nicht mehr helfen konnte. Es muss glaube ich nicht erwähnt werden, dass er aus allen Wolken gefallen ist, als er mich sah. Ich wog damals nur noch 37,6kg. Wie mein Papa halt so ist versuchte er auch hierfür eine Lösung zu finden. Das Resultat war, dass ich zu ihm zog. Dies änderte aber nichts an meiner Bulimie. Das hat er natürlich auch gleich festgestellt. Die Krönung war, als ich ihm sagte das ich sterben möchte (ich wollte dies wirklich, weil ich das ständige kotzen nicht mehr ertrug und ebenso wenig damit aufhören konnte). Am nächsten Tag waren wir beim Arzt und ich landete in einer Psychiatrie. War keine tolle Erfahrung. Dort blieb ich dann 3 Monate. Natürlich nahm ich an Gewicht zu. Doch bei 48 kg war dann Schluss. Selbst bei einer kcal- Zufuhr von 2500 kcal am Tag- ich nahm nicht weiter zu... ich erbrach auch nicht! Als mein Dad mich so sah war sein einziges Kommentar:,, Ach du siehst ja wieder aus, wie ich mein Kind kenne!' Dadurch, dass das Gewicht für Außenstehende immer noch zu gering war hat er mächtig ärger mit der Psychologin bekommen.
Sie war dann auch diejenige die das Jugendamt informiert hat, weil sie der Meinung war, dass es besser ist, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern lebe. Für mich (und auch für meinen Dad) ist damals eine Welt zusammengebrochen. Ich bin dann in eine andere Stadt gekommen und wohnte dort in einem Heim. In der Zeit als ich dort lebte ist auch mein Vater dem Alkohol verfallen. Es war einfach schlimm mit ansehen zu müssen wie er unter dem ganzen litt und sich die Vorwürfe machte.
In dieser Wohngruppe konnte ich machen was ich wollte- es kontrollierte mich niemand. Als ich schließlich mit meinem Freund Probleme bekam half mir auch niemand. Er schlug mich schließlich ins Krankenhaus. Zwei Jahre erlebte ich die Hölle auf Erden und rutschte wieder in die Bulimie ab und nahm auch wieder an Gewicht ab. Es war jeden Tag ein Kampf. Als ich mit 17 Jahren im Krankenhaus landete und mehrer Knochenbrüche aufwies wurde endlich was unternommen. Ich musste auf Kur und zur Reha. Doch die Bulimie blieb. Mein Vater wollte mir wieder helfen- doch das wollte ich nicht. Denn er hatte sich total verändert durch den Alkoholkonsum und das sagte ich ihm auch. Also hat er eine Therapie gemacht. Als er ein Jahr trocken war und ich immer noch am kotzen war (ich war 18 Jahre alt) hats ihm langsam gereicht.
so kam es, dass er mich aus der Reha abholte und mich vor die Wahl gestellt hat entweder zurück in die Wohngruppe oder bei ihm leben und aufhören mit dem Scheiß.
Ich zog zu ihm und fing an eine Therapie zu machen. Die Therapie half nicht viel. So hatten wir uns überlegt wie wir das ganze angehen. Nun fing ich an alles aufzuschreiben, wirklich alles... alle Kotzanfälle und alles was mich belastet. Das tat wirklich gut!
Meinem Vater zu liebe habe ich mich zusammengerissen und irgendwann komplett aufgehört zu erbrechen. Es war nicht einfach und es war eine verdammt harte Zeit. Doch ich habe es geschafft.
Heute wiege ich wieder 48kg- manchmal auch 49kg. ich bin Veganerin und setzte mich für den Tierschutz ein. Mein Abi habe ich nachgeholt (Schnitt 1,3) und studiere. Ach ja ich bin 22 Jahre alt.
Mir geht es sehr gut und ich bin froh, dass ich es geschafft habe davon los zu kommen- auch wenn es ein ständiger Kampf mit mir selbst war. Doch durch die Unterstützung von meinem Vater habe ich es schließlich geschafft.
Ich kann jedem nur raten sich so schnell wie möglich davon zu befreien- auch wenns schwer ist!!!
Ich dachte auch, dass mir niemand helfen kann und bin davon ausgegangen oder besser gesagt habe ich daraus geredet, dass ich ja so ein schlimmes leben gehabt hätte. Ja, es war nicht einfach, aber ohne die Bulimie und die Magersucht wäre es einfacher gewesen. Sie ist es nicht wert!!!!

Ich drücke allen die Daumen und wünsche euch alles gute.
Habt den Mut was dagegen zu tun.


PS: Alle die glauben, dass die vegane Ernähung nicht kcalreich genug wäre- sollte sich darüber schlau machen Ich esse auch Nudeln, Pizza, Süßigkeiten usw ;)

Liebe Leserin,

vielen Dank für Ihren engagierten und sehr interessanten Bericht. Wir freuen uns für Sie, dass es Ihnen gut geht und hoffen, dass der Bericht vielen Betroffenen Mut macht, etwas zu ändern. Liebe Grüße

Ihr Biowellmed Team

Ganz liebe Grüße

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