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Spondylodese

15.04.2014:

Erfahrungsbericht zum Thema Spondylodese

Link zum Fachartikel Spondylodese

Am 12.09.2013 wurde ich im Helios Klinikum Erfurt, Wirbelsäulenchirurgie, an der LWS operiert. Geplant war eine Fusion (Versteifung) der Wirbel L4/5 mittels PLIF und einsetzen eines Cage. Während der OP haben die Ärzte dann festgestellt, dass meine Seitenverbiegung der Wirbelsäule (Skoliose) ebenfalls neu ausgerichtet werden musste.

Vorgeschichte:
Gründe für diese OP waren Lähmungserscheinungen in beiden Beinen, so dass meine Gehstrecke dann nur noch bei 50 – 100 Metern lag. Anfangs waren es „nur normale“ Rückenschmerzen, später kam dann im rechten Bein das Taubheitsgefühl dazu, aber eher sporadisch. In Laufe von etwa 6 Monaten häufte sich diese Taubheit, bis dann auch das linke Bein dazu kam. Ich musste mich dann immer hinsetzen und /oder nach vorn beugen, so dass eine kleine Dehnung der LWS eintrat und die Nerven wieder etwas frei waren. Schmerzen waren dabei minimal, jedoch konnte ich nicht laufen, da meine Beine total taub waren, bis runter zu den Zehen.

Konservativ hatte ich viele Jahre alles ausgeschöpft was es nur gab. Manuelle Therapien, Magnetfeldbehandlungen, Akupunktur, Massagen, Kraft- und Ausdauertraining, Joga, Rückenschule, Spritzen, Tabletten, Streckbank, Krankengymnastik, Reizstrom etc..

Nun kam der Tag, wo keine dieser Maßnahmen mehr half. Es wurde ein MRT und CT der Wirbelsäule gemacht.

Dabei wurde festgestellt, dass ich meine Wirbel L 3/4/5 gleiten, eine sehr massive Spinalkanalstenose bestand und sich Verknöcherungen gebildet haben, welche zusätzlich die Nerven einklemmten. Dazu kamen noch degenerative (verschleißbedingte) Veränderungen der Bandscheiben.

Ich habe mir die Meinung von 6 Ärzten eingeholt. 4 davon kannten mich gar nicht und sollten mir nur anhand des MRT sagen, was gemacht werden müsste/könnte/sollte. Ich war immer in der Hoffnung, dass einer der Ärzte eine andere Idee – als die Versteifung –hat. Doch so war es nicht.

Die OP und die ersten Tage danach:
Am OP-Tag selbst war ich erstaunlicher Weise sehr ruhig, bis zu dem Zeitpunkt, als ich „abgeholt“ wurde. Da kam dann die Angst und unzählige Gedanken. Was ist, wenn es schief geht, wenn ich gelähmt bin … wie soll dann mein Leben werden. Man bemerkte im Vorbereitungsraum meine Unruhe und versetzte mich in Narkose.

Aufgewacht bin ich auf der Intensivstation, auf welcher man 24 Stunden verbleibt. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen, jedoch hatte ich wahnsinnigen Durst. Ich spürte einen starken stechenden Druck im Rücken. Meine Füße und mein rechtes Bein waren taub. Das Gefühl in den Füßen kam innerhalb von 24 h wieder, mein Bein blieb taub. Die Blasenentleerung auf dem sogen. Schieber war sehr unangenehm und schmerzhaft. Daher sollte man darauf bestehen, dass der Blasenkatheter, welchen man während der OP gelegt bekommt, drin bleibt.

Wieder auf Station angekommen fühlte ich mich auch relativ gut und dachte: „Was die nur alle haben, so schlimm ist das doch gar nicht.“ Was ich nicht wusste, dass man mich mit Schmerzmitteln vollgepumpt hatte und daher dieses „Wohlgefühl“ kam, so dass ich mich scheinbar zu viel bewegte. Fazit für das nächste Mal: RUHE halten.

Am zweiten bis zum fünften Tag waren die Schmerzen höllisch, grauenhaft stark. Schmerzmittel rund um die Uhr konnten diese aber gut lindern.
Jeder Gang zur Toilette war wie eine Weltreise, Körperpflege war Schwerstarbeit.Hinlegen, Aufstehen, Rumdrehen ging nur sehr beschwerlich und unter Schmerzen.
Ab dem 3. Tag kam auch noch die Physiotherapie mit Anspannungs- und Gehübungen. Das nervte mich total.
Ab dem 6. Tag habe ich meine Gehstrecke auf dem Stationsgang erweitert, aber war noch sehr wackelig auf den Beinen.

Das Gefühl in meinem rechten Bein kam auch nicht wieder, was mir Angst machte. Es fühlte sich an, als wenn man beim Zahnarzt eine Spritze bekommt und dann außen an die Wange fasst. Gehgefühl in den Füßen hatte ich jedoch.

Am 10. Tag wurde ich entlassen. Und die nächsten 6 Wochen verbrachte ich zu 90 % mit liegen. Im Beisein meines Sohnes (als Sicherheit) machte ich ab der 3. Woche kleine Spaziergänge. Alltagsübliche Dinge konnte ich ausführen, jedoch immer mit geradem Rücken, langsam und sehr dosiert. Das Korsett habe ich in den ersten 6 Wochen Tag und Nacht getragen. Dann nur noch tagsüber bei Bewegung.

Am ersten Tag der 7. Woche begann meine ambulante Reha (AHB). Es gibt auch die Möglichkeit der stationären Reha. Der Unterschied … ambulant hat man mehr Behandlungen … stationär mehr Ruhe und weniger Behandlungen. Das war echt nicht schön und ich würde das nie wieder so früh machen. Man kann fast keine Übungen mitmachen, da man nicht rotieren und sich nicht bücken darf und die Wirbelsäule darf auch noch nicht belastet werden. Dazu kam, die körperliche Erschöpfung. Erst hat man 6 Wochen gelegen und dann ist man plötzlich 6 Stunden gefordert. Das geht gar nicht und kann daher von mir NICHT empfohlen werden. Im Krankenhaus hat mir der Sozialdienst gesagt, dass ich das ab der 7. Woche machen MUSS, da es sonst Schwierigkeiten geben würde, wenn man das über den behandelnden Arzt später erst beantragt. Dem ist nicht so, weiß ich heute! Da bei mir irgendwann auch noch die Versteifung L3/4 gemacht werden muss (ist jetzt schon aufklappbar und verengt), werde ich die Reha erst ab Ende der 12. Woche machen, wenn überhaupt.

Ab der 3. bis zur 12. Woche machen sich unterschiedliche Beschwerden bemerkbar. Schmerzen an der OP Stelle, Muskelverspannungen, Schmerzen in der Hüfte, Blockaden, unruhige Beine Syndrom (RLS) … sprich jeden Tag tut einem etwas anders weh.

Jetzt nach Ende der 12. Woche mache ich eine ambulante Physiotherapie. Hier werden überwiegend Verspannungen gelöst und die WS stabilisiert. Auch gehe ich alle 2 – 3 Tage wieder ins Fitnessstudio. Aber ich trainiere nur max. 45 min. incl. Erwärmung und mit ganz ganz wenig Gewicht (bis max. 10 kg). Viele Geräte kann ich noch nicht nutzen, da sie noch Schmerzen auslösen. Das muss aber jeder für sich herausfinden.

Ebenso gehe ich seit Ende 12. Woche zwei Mal wöchentlich zum schwimmen, aber nur Rückenschwimmen im 27,5 Grad warmen Wasser. Dies tut mir sehr gut und ruft keine Schmerzen hervor.

Nicht zu unterschätzen ist auch der psychische Faktor. Wenn man ständig Schmerzen hat, bewegungseingeschränkt ist, sich immer und überall konzentrieren muss, sich nur rückengerecht zu bewegen, nicht zu rotieren und „es“ einfach nicht besser werden will, und man überall nur hört … Sie müssen Geduld haben … dann zehrt das mächtig an der Psyche.

16. Woche.
Im Fitnessstudio trainiere ich jetzt etwa 1,5 Stunden inkl. Erwärmung von 30 min.. Aber immer noch mit wenig Gewicht und nicht alle Geräte. Rumpftraining geht auch noch nicht so gut. Der Muskelkater hält sich in Grenzen und seitdem ich mich weit zurückgenommen habe und sofort aufhöre, wenn mir mein Rücken signalisiert das es reicht, dann habe ich auch nach dem Sport keine Schmerzen.
Laufen geht gut. Meine Beine werden nicht mehr taub, so wie vor der OP. Längste Strecke war bis jetzt 4 km.
Nach Anstrengungen wie einkaufen, Haushalt, langem sitzen … verspüre ich ein Stechschmerz und ein Druckgefühl Höhe L4/5. Die Blockade zwischen L2 und TH11 löst sich auch immer weiter. Das Gefühl in meinem rechten Bein kommt auch langsam wieder.

Manchmal plagen mich heftige Hüftschmerzen, aber ich hoffe das geht auch noch vorbei. Schmerzen im Rücken sind bei Überbelastung auch noch da.

Ratschlag für alle, die es noch vor sich haben:
Habt keine Angst. Lasst euch keine Panik machen, von den schlechten Berichten im Netz. Jeder Fall ist einzigartig. Holt euch mehrere Meinungen ein. Diese OP sollte die LETZTE Möglichkeit sein. Wenn jedoch gar nichts mehr möglich ist, dann wartet nicht zu lange, damit die Nerven nicht zu sehr geschädigt werden. Und lasst euch nur von einem Chirurg operieren, welcher direkt dafür spezialisiert ist und ihr ein gutes Gefühl habt. Alles Gute!

Liebe S.,

wir haben uns sehr über Ihren ausführlichen Erfahrungsbericht gefreut, da er sicher vielen Betroffenen die Angst nimmt und auch mit vielen Ratschlägen gespickt ist und schließlich die Botschaft übermittelt, dass man viel Geduld und Durchhaltevermögen sowie Eigeninitiative braucht, diese sich aber letztlich lohnt. Ihnen von Herzen weiterhin alles Gute!

Ihr Biowellmed Team

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