Herausforderungen bei der Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln
Von welcher Rinderrasse stammt mein Filet? Woher kommt der Honig im Glas? Enthält das Futter Bestandteile gentechnisch veränderter Organismen? Um solche Fragen zu beantworten, brauchen die Lebensmittelüberwachungsbehörden und die Industrie verlässliche Nachweismethoden für die geografische und biologische Herkunft von Lebensmitteln, die obendrein schnell und preiswert sein sollen.
Auf dem Workshop „Molecular Methods for Traceability Purposes“ am 18. und 19. Dezember 2008 stellten Fachleute aus 16 Ländern im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin vor, welche molekularen Methoden heute schon alltagstauglich sind. Ferner zeigten sie, welche Entwicklungen in naher Zukunft die Arbeit der Überwachungsbehörden erleichtern sowie die Qualitätssicherung in der Lebensmittelherstellung verbessern können.
Bedeutung der geografischen und biologischen Herkunft
„Angesichts weltweit gehandelter Lebensmittel und dem zunehmenden Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen für Futter- und Lebensmittel sind der Herkunftsnachweis und die Bestimmung des geografischen Ursprungs eines Produktes eine Herausforderung für Industrie und Überwachungsbehörden“, betonte BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.
„Der Verbraucher soll sicher sein, dass drin ist, was draufsteht.“ Die Identifizierung der regionalen Herkunft mit naturwissenschaftlichen Methoden im Lebensmittel selbst dient aber nicht nur dem Schutz vor Täuschung, sondern auch der Lebensmittelsicherheit, vor allem wenn Kontaminationen von Lebensmitteln regional klar begrenzt sind.
Einsatz moderner molekularbiologischer Methoden
Das Etikett und der Begleitschein zeigen zwar an, woher ein Produkt stammt. In Zweifelsfällen erscheint es jedoch sinnvoll, wenn man die Herkunft am Produkt selbst ablesen und nachweisen kann. Darüber hinaus schreckt eine sichere Nachweismethode vor Verfälschung ab und kann somit als Präventivmaßnahme angesehen werden.
Wissenschaftler der Abteilung Lebensmittelsicherheit am BfR haben im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln „Trace“ gezeigt, dass die geografische Herkunft von Honig mit molekularbiologischen Methoden prinzipiell bestimmt werden kann. Ausgangspunkt ist dabei das Pollenprofil im Produkt.
Pollenprofile zur Bestimmung von Honigherkunft
Denn die Zusammensetzung der Pollen aus der lokalen Flora, von deren Blüten die Bienen den Nektar sammeln, ist typisch für eine geografische Lage und schlägt sich im daraus gewonnenen Honig nieder. Zunächst bestimmten die BfR-Wissenschaftler das typische Pollenprofil der Flora auf Korsika mit molekularbiologischen Methoden und legten es als geografischen DNA-Fingerabdruck in einer Datenbank ab.
Dann ermittelten sie den DNA-Fingerabdruck der Pollen aus verschiedenen Honigproben. Die Untersuchungen zeigten, dass man mit diesem Ansatz auf dem richtigen Weg ist, zuverlässig und schnell den geografischen Ursprung des Honigs nachweisen zu können.
Fischartenbestimmung in Dosenprodukten
Ähnliche Methoden wurden von spanischen Forschern für die Bestimmung der Herkunft von Thunfischstücken in der Dose entwickelt. Hier ging es darum, den teuren weißen Thunfisch mittels molekularbiologischen Techniken wie der polymerasen Kettenreaktion PCR vom preiswerteren Bonito zu unterscheiden.
Doch die modernen molekularbiologischen Methoden können noch mehr. Italienischen Forschern gelang es, im Filet nachzuweisen, von welcher Rinderrasse es gewonnen wurde.
Vorteile und Anwendungsbereiche der Nachweismethoden
Auch der Nachweis, ob das Bioprodukt tatsächlich aus ökologischem Anbau stammt oder nicht, wird schon bald auf diese Weise schnell und zuverlässig erbracht werden. Im Workshop wurde festgestellt, dass der exakte Nachweis der Tierspezies in Proben aus Futtermitteln, die einen hohen Verarbeitungsgrad aufweisen ein Problem darstellt.
Hier ist eine weitere Methodenentwicklung unter anderem auch durch das Nationale Referenzlabor für tierisches Protein in Futtermitteln am BfR erforderlich.
Ausblick: Innovationen und zukünftige Entwicklungen
Neben der Entwicklung solcher molekularer Nachweismethoden verfolgt das Projekt „Trace“ aber noch ein zweites Ziel. Parallel wird eine Datenbank aufgebaut, in der die molekularen Nachweisverfahren und Fingerabdrücke von Lebensmitteln sortiert nach geografischer und biologischer Herkunft abgelegt werden.
Den Überwachungsbehörden und der Industrie soll sie später zur Verfügung stehen, wenn es um Fragen des Herkunftsnachweises und der Produktidentität geht. Das Europäische Forschungsprojekt, an dem 54 wissenschaftliche Einrichtungen und Firmen.
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Eine Antwort auf „Molekularbiologische Methoden zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln“
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Schreiben Sie Ihren eigenen Erfahrungsbericht
Dass Sorten- und Herkunftsbezeichnungen in Honig mittels einer mikroskopischen Pollenanalyse erfolgen können ist keine Neigkeit. Es kommt hier zu erstaunlicher Präzision, je nachdem wie die Vorinformationen über das vemutete Erntegebiet eingeengt werden können und nach dem Kenntnisstand des Analytikers. Es ist etwas schade, dass das Fachgebiet der Melissopalynologie häufig sehr im Schatten der 'Apparateanalytik' steht und dass in diesem Bereich die Interdisziplinarität doch ziemlich vernachlässigt wird. Trotzdem gibt es entsprechende Gruppen wie z.B. den Pollenworkshop in Deutschland, die sich auf hohem Niveau mit dem Thema Sorten- und Herkunftsdeklaration beschäftigen und immer wieder Stellungnahmen und Standardisierungsvorschläge einbringen.
Die Erstellung einer molekularbiologischen Datenbank ist zwar in der Theorie ein folgerichtiger Gedankengang um sichere Schlüsse auf die Biodiversität der einzelnen Herkunftsgebiete ziehen zu können. Allein die Abgrenzeung von unterschiedlichen Erntegebieten in den einzelnen Ländern/Landschaften und die Veränderung durch sich verändernde Landwirtschaft und Bewirtschaftung einzelner Florenräume würden die gebotene Aktualität einer solchen Datenbank vor große Anfoderungen stellen und vermutlich zu einem Untersuchungspreis führen, der nicht mehr als wirtschaftlich bezeichnet werden kann. Aus diesem Grund halte ich die herkömmliche mikroskopische Pollenanalyse momentan immer noch für das geotene Mittel der Wahl.
mfG