Hintergrund der Studie der Universität Frankfurt am Main
In einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung von Mineralwässern unterschiedlicher Hersteller haben Wissenschaftler der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main festgestellt, dass ein Teil der untersuchten Proben in einem in vitro Testsystem die Anwesenheit von nicht näher identifizierten Substanzen mit hormonartiger Wirkung anzeigte. Die Wissenschaftler geben an, dass die Wirkung insbesondere bei Proben nachgewiesen wurde, die in Flaschen aus dem Kunststoff PET abgefüllt waren.
Östrogenartige Wirkungen in Mineralwasser
Dies hat in der Öffentlichkeit Fragen nach möglichen gesundheitlichen Auswirkungen beim Konsum von Mineralwässern aus PET-Flaschen aufgeworfen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat eine erste vorläufige Bewertung der Studienergebnisse vorgenommen.
Methodik und Ergebnisse der Untersuchungen
Bei einer ersten Durchsicht der Studie stellt das BfR fest, dass die Studie Hinweise auf die Anwesenheit von Kontaminationen mit östrogenartiger Aktivität in einigen der untersuchten Proben gibt. Allerdings wurde nicht untersucht, welche Substanzen für die Ergebnisse verantwortlich sind. Der Wirkungsnachweis erfolgte in einem artifiziellen in vitro-System mit genetisch veränderten Hefezellen (YES-Test).
In-vitro-Testsystem (YES-Test): Nachweis hormoneller Aktivität
Die Hefezellen enthalten Teile der menschlichen Hormonsignal-Kaskade und reagieren sehr empfindlich auf das Hormon 17β-Estradiol und ähnlich wirksame Substanzen. Die Autoren interpretieren ihre Ergebnisse dahingehend, dass Substanzen in einer effektiven östrogenen Wirkkonzentration vorliegen müssen.
Schneckenmodell: Vergleich von Glas- und PET-Flaschen
In einem zweiten Versuch wurde ein Schnecken-Modell verwendet. Hier wurden die Schnecken in handelsüblichen Glas- bzw. PET-Flaschen mit speziellem zugefügtem Wasser als Kulturmedium (also kein Mineralwasser) gehalten. Nach 54 Tagen wurde die Zahl der von den Schnecken produzierten Embryonen gezählt.
Ursachen für östrogenartige Aktivität in Mineralwasser
Dem BfR sind keine bei der PET-Herstellung eingesetzten Substanzen bekannt, die in das Mineralwasser übergehen und für die östrogenartige Aktivität in den Proben aus PET-Flaschen verantwortlich sein könnten. Es ist bekannt, dass zum Beispiel in Kunststoffen wie PVC bestimmte Weichmacher verwendet werden, die sich als endokrine Modulatoren erwiesen haben.
Potenzielle Quellen: Verpackungsmaterialien und Deckeldichtungen
Eine mögliche Erklärung für die Kontamination in den untersuchten Mineralwässern könnten Deckeldichtungen sein. Hier gab es in der Vergangenheit Probleme mit Nonylphenol, einer Chemikalie, die eine östrogenartige Wirkung aufweist.
Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR)
Bisher ist nicht bekannt, dass unverarbeitetes Mineralwasser direkt aus der Quelle östrogenartige Aktivität zeigt. Mineralwasser wird aus tiefen Schichten hochgepumpt und kann daher kaum mit östrogen wirkenden Umweltkontaminanten in Berührung kommen.
Relevanz der Testergebnisse für Verbraucher
Grundsätzlich hält das BfR östrogenartige Wirkungen durch Mineralwässer für problematisch. Aus Sicht des BfR ist eine Bestätigung der vorliegenden Testergebnisse allerdings erforderlich.
Warum kein Verzicht auf PET-Flaschen erforderlich ist
Aus den Ergebnissen der Studie ergibt sich nach Ansicht des BfR für die Verbraucher keine Notwendigkeit, auf Mineralwasser aus PET-Flaschen zu verzichten und auf glasverpackte Produkte auszuweichen.
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