Metformin in der Schwangerschaft: Risiken und aktuelle Studien

Metformin und Schwangerschaft: Was wir wissen

Diabetikerinnen stehen möglicherweise in der Schwangerschaft vor der Frage, ob sie Metformin einnehmen können, ohne ihrem Kind zu schaden. Die Ergebnisse einer jüngst durchgeführten Beobachtungsstudie, basierend auf Real-World-Daten des US-Gesundheitsprogrammes Medicaid, 2000-2018, werteten Daten von 2400 Schwangeren zwischen 15 und 55 Jahren mit Typ-2-Diabetes aus.

Risiko für Nicht-Lebendgeburten und kongenitale Fehlbildungen

In beiden Gruppen war das Risiko für eine Nicht-Lebendgeburt annähernd gleich mit etwas mehr als 30 %. Auch weisen die Studien nicht auf ein erhöhtes Risiko kongenitaler Fehlbildungen hin. In beiden Gruppen waren Fehlbildungen des Herzens am häufigsten und unterschieden sich in der Anzahl nicht signifikant.

Begrenzte Langzeitdaten: Was fehlt in der Forschung?

Allerdings wurden in der Studie weder Daten zum Body-Mass-Index noch zur glykämischen Kontrolle erfasst und die Kinder wurden nur über 90 Tage nach der Geburt beobachtet, was also über Langzeitfolgen nichts aussagt. Allerdings werden schwere angeborene Fehlbildungen meist in den ersten 3 Lebensmonaten bemerkt.

Leitlinien und Expertenmeinungen

Bisher wird in der S1-Leitlinie von einer routinemäßigen Metformin-Einnahme in der Schwangerschaft abgeraten, obwohl keine Hinweise für ein teratogenes Risiko des Medikaments vorliegen. Grund dafür ist, dass das Medikament plazentagängig ist und über Langzeitfolgen noch nichts ausgesagt werden kann.

Risiken und potenzielle Nebenwirkungen

Es liegen noch zu wenige Studien vor, die auch teilweise widersprüchlich sind. Während einige Studien sogar Vorteile von Metformin gegenüber Insulin sehen, weil es seltener zu Sectio, Gestationshypertonie und neonatalen Hypoglykämien kommt, deuten andere z.B. auf eine Wachstumsretardierung unter Metformin hin. Tendenziell könnte es unter Metformin zu einem höheren BMI und einer veränderten Fettverteilung kommen.

Meinung von Experten wie Prof. Ute Schäfer-Graf

Der Einsatz von Metformin sollte momentan nur zum Einsatz kommen, wenn Schwangere aufgrund einer ausgeprägten Insulinresistenz trotz sehr hoher Insulindosierung nicht gut eingestellt werden können, ist die Meinung von Prof. Ute Schäfer-Graf.

Neue Entwicklungen und Zulassungen

Allerdings sind seit einer Kohortenstudie 2022 einige Metforminpräparate für Schwangere mit Typ II Diabetes zugelassen. Die neue Studie regt zum Nachdenken der Leitlinie an. Es gibt bisher keinen Hinweis dafür, dass die Einnahme von Metformin in der Schwangerschaft zu einem erhöhten Fehlbildungsrisiko führt, wohingegen sich das Fehlbildungsrisiko mit der Höhe des HbA1c bei Konzeption erhöht.

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