Ein bis dahin gesundes, 14 jähriges Mädchen wurde von uns routinemäßig in der Vorweihnachtszeit geimpft. Gleich zu Beginn des neuen Jahres kam die besorgte Mutter mit dem Mädchen zu uns und erzählte, dass seit der Impfung etwas nicht stimme. Ihre Tochter trinke bis zu 10 Litern Flüssigkeit pro Tag, müsse ständig auf die Toilette rennen, esse nicht mehr, habe 3 kg an Gewicht abgenommen und sei völlig erschöpft. Die allgemeine Untersuchung war unauffällig. Allerdings ergab sich bei dieser Vorgeschichte natürlich sofort der Verdacht, dass ein erhöhter Zuckerspiegel die Ursache der Beschwerden sein könnte, was sich auch bestätigte. Der Zuckerwert lag bei über 500 mg/dl und war mit unserem Gerät nicht mehr messbar. Deshalb wurde das Mädchen von uns postwendend in die internistische Abteilung des örtlichen Krankenhauses eingewiesen, um zunächst eine Notfallversorgung zu gewährleisten, denn das nächste Kinderkrankenhaus ist fast eine Fahrstunde entfernt. In der Klinik stellte man noch keine Elektrolytentgleisung, jedoch bereits eine Dehydratation(Austrocknung) fest. Man gab ihr Flüssigkeit zu trinken und behandelte zunächst mit Insulin in Form von Spritzen. Am nächsten Tag wurde das Mädchen in die Kinderklinik verlegt und erhielt zusammen mit den Eltern ein Schulungsprogramm einschließlich Kochunterricht. Die junge Patientin erhielt 26,5 KE pro Tag, verteilt auf 7 Mahlzeiten. Dabei wurde die Zuckerdiät mit 55 % Kohlenhydraten, 15 % Eiweiß und 30 % Fett festgelegt. Die Kohlenhydrateinheiten (KE) wurden wie folgt auf den Tag verteilt: 3,5(Frühstück)- 4,5 (1. Zwischenmahlzeit)- 1 (2. Zwischenmahlzeit) – 5 (Mittagessen)- 2,5 (Zwischenmahlzeit) -5,5-(Abendessen) – 4,5 (Spätmahlzeit). Das Mädchen wurde mit einem Verzögerungsinsulin von 12 Einheiten morgens, 5 Einheiten mittags und 1 Einheit abends eingestellt und spritzt zusätzlich nach Plan noch schnell wirksames Insulin 3 Mal täglich(intensivierte Insulintherapie). Bei der Untersuchung fand man Insulin-Antikörper und Inselzell-Antikörper und stellte die Diagnose eines Erstauftretens einer Zuckerkrankheit Typ I. Sonstige Erkrankungen wurden nicht festgestellt. In der Familie war bisher keine Zuckerkrankheit aufgetreten. Man will jedoch die Geschwister noch genauer untersuchen. Inzwischen sind ein paar Wochen vergangen und nach dem ersten Schrecken kommt das Mädchen und die Familie mit der Umstellung gut zurecht und hat sich bereits fast an die veränderten Lebensbedingungen gewöhnt.
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