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Grippaler Infekt = Erkältung

Eine Studentin kommt mit einer Erkältung in meine Praxis. Sie ist sehr schmal, leicht untergewichtig – so, wie es dem momentanen Schönheitsideal entspricht – und erzählt mir, dass sie sich schlecht fühlt. Sie habe Schnupfen, Husten, Halsweh, Gliederschmerzen und erhöhte Temperatur und fühle sich kaum in der Lage, die 3 Stockwerke zur Praxis hoch zu laufen. „Bitte geben Sie mir ein gutes Medikament, damit ich nächste Woche meine Klausur schreiben kann. Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für Erkältung. Überhaupt nervt mich das. Alle 2-3 Monate habe ich einen Infekt. Da muss man doch etwas machen können. Irgendetwas stimmt doch da nicht mit meinem Körper. Nach der Untersuchung erkläre ich der Patientin, dass sie einen Virusinfekt hat und wir nur die Beschwerden lindern, nicht wegzaubern können. „Dann geben Sie mir ein Antibiotikum“ ist die Antwort. „Das kann die Viren auch nicht wegzaubern“, erkläre ich ihr, „es wirkt nur gegen Bakterien. Und wenn sie bei jedem leichten Infekt ein Antibiotikum nehmen, ist das für Ihren Körper sicher nicht gut. Solche Medikamente sollten wir bereit haben für Erkrankungen, bei denen wir sie brauchen.“ „Was empfehlen Sie dann?“ „Sie könnten mir zunächst erzählen, wie Ihr Lebensstil ist. Was essen Sie, wie viel schlafen Sie, bewegen Sie sich regelmäßig? Trinken Sie genug? Wenn ich nicht gerade über meinen Büchern brüte, was oft vorkommt oder bei einer Party bin, was nicht so selten ist, schlafe ich genug. Auf das Trinken achte ich nicht. Ich trinke, wenn ich Durst habe. Frühstück brauche ich nicht. Ich hole mir in der Pause was vom Bäcker. Mittags gehe ich meistens zum Schnellimbiss und abends mache ich mir dann ein Wurstbrot oder so. Ich achte vor allem darauf, dass ich nicht zu viel esse. Meine Linie ist mir schon sehr wichtig, lasse auch immer wieder mal das Essen ausfallen. Für Sport habe ich wirklich keine Zeit. Die Pflichten reichen mir voll und ganz. Das Leben kann ja nicht nur aus Pflichten bestehen. Außerdem war ich noch nie sportlich. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile und es war nicht ganz einfach, der Studentin einen gesünderen Lebensstil ans Herz zu legen. Mit der Ernährung konnten wir uns zumindest auf regelmäßig und gesünder einigen. Vielleicht habe ich auch ein Mehr an Verständnis und Verantwortung für ihren Körper erreicht und ein Umdenken, dass unser Körper nicht dazu da ist, für uns zu funktionieren, sondern dass wir dazu da sind, unseren Körper zu unterstützen, damit er funktionieren kann. Mit ein paar Tipps und pflanzlichen Medikamenten zur Steigerung der Körperabwehr und zur Schleimlösung habe ich dann die Patientin auf das gemütliche Sofa entlassen, auf dem sie sich zunächst ausruhen soll. Bücher lesen ist ja durchaus erlaubt.

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