Ein jetzt ca. 49 jähriger Patient klagt seit vielen Jahren unter den verschiedensten Beschwerden. Er ist Spanier und spricht kaum Deutsch, daher ist die Verständigung sehr schwierig. Soweit das zu verstehen ist, beziehen sich seine Beschwerden immer wieder auf die Gelenke(Schultergelenke, Ellbogengelenke etc.), auf Nervosität, immer wieder auftretenden Durchfall und häufige Ohr- und Nebenhöhlenentzündungen, oft gepaart mit übermäßigem Schwitzen und Schlaflosigkeit. Er klagt oft über Halsbeschwerden und das Gefühl, ihm hänge was im Hals. Auch fühlt er sich schlapp, unsicher und wackelig. Immer, wenn der Patient zu uns kommt, ist dies ein Dauerzustand, die Fachärzte finden nichts Gravierendes außer den akuten Entzündungen, die dann nach der Behandlung jedes Mal wieder abklingen. Der Patient ist leicht übergewichtig und hat außer leicht erhöhten Fettwerten ein normales Blutbild. Da er seine Beschwerden immer sehr eindrucksvoll beschreibt und nichts gefunden wird, was besorgniserregend wäre, vermuten wir eine psychische Mitbeteiligung. Eines Tages kommt er von sich aus zu uns und möchte einen Aids-Test durchführen lassen, da er eine Lebenspartnerin habe, die unter Aidsverdacht stehe. Der Test ist eindeutig positiv und so kommt der Patient schließlich an die Universitätsklinik zur Abklärung. Dort stellt man die Diagnose HIV-Infektion Stadium 3 mit Schleimhautentzündung, es tritt erstmals ein Krampfanfall auf und man äußert den Verdacht auf HIV – Enzephalopathie und ein Psychosyndrom. Der Patient erhält Lamictal wegen des Krampfanfalles und wird mit Combivir und Kaletra behandelt und unter Antibiotikaschutz gestellt. Mit dieser Therapie hat er keinen Krampfanfall mehr, fühlt sich jedoch vergesslich, nervös und hat weiterhin Schlafstörungen. Er klagt über Schmerzen in den Oberschenkeln, über Schwindel und gelegentlichen Durchfall. Man vermutet derzeit, dass die Muskelschmerzen im Rahmen einer Neuropathie bei HIV-Infektion auftreten. Der weitere Verlauf der Erkrankung muss abgewartet werden.
