Eines Abends kommt eine knapp 50 jährige Patientin nach der Arbeit in unsere Praxis und berichtet, dass sie seit 3 Tagen nicht mehr essen könne, da sie keinen Appetit habe, ihr sei regelrecht schlecht, der Stuhlgang gehe auch nicht mehr und ihr Bauch sei furchtbar aufgetrieben. Sie fühle sich auch müde. Die Patientin, die mir seit langem bekannt ist, war bisher immer gesund, so dass ich sie allenfalls sah, wenn sie zu einer Routineuntersuchung oder wegen einer Erkältung zu mir kam. Beim Abtasten des Bauches vermute ich bereits Wasser im Bauch, die Darmgeräusche sind auffällig und der Unterbauch weist auf etwas hin, das da nicht hingehört. Daher betrachte ich den Bauch sofort mit Ultraschall. Es bewahrheitet sich der Verdacht. Wasser ist im gesamten Bauchraum zu sehen. Der Darm ist mächtig aufgetrieben. Ich sehe einen Tumor im Unterbauch, den ich jedoch nicht zuordnen kann. Leider muss ich die Patientin sofort in die Klinik einweisen. Sie ist natürlich sehr schockiert darüber, hatte sie doch eher mit einem Darminfekt gerechnet. Leider stellt sich bei der dortigen ausführlichen Diagnostik heraus, dass die Patientin an einem fortgeschrittenen Eierstockkrebs leidet und sofort in die gynäkologische Abteilung der Universitätsklinik verlegt werden muss, wo die Weiterbehandlung mit Operation und Chemotherapie erfolgt. Dabei entfernt man die Gebärmutter und beide Eierstöcke und die Beckenlymphknoten sowie die neben der Bauchschlagader gelegenen Lymphknoten und ein Stück des Dickdarmes, das große Netz, den Douglas und die Metastasen im Peritoneum. An Chemotherapie erfolgt eine Serie von 6 Gaben Carboplatin und Taxol. Begleitend führt die Patientin auf Wunsch eine Misteltherapie durch. Wieder Erwarten verträgt sie die ersten 2 Chemotherapien sehr gut. Nach der dritten Chemotherapie geht es ihr jedoch zunehmend schlecht. Sie leidet unter Übelkeit, die Haare fallen aus, sie wird blutarm und ist dadurch völlig erschöpft und hat große Probleme mit dem Kreislauf. Mehrmals hat sie das Gefühl, umzufallen und wie sie sagt nicht mehr aufzustehen. Sie ist ohne Antrieb und nicht mehr leistungsfähig. Ihr Mann, der sehr verständnisvoll mit ihr umgeht, nimmt ihr alle Arbeiten einschließlich der Hausarbeit ab. Sie leidet zunehmend unter Durchfall und ist dadurch zusätzlich erschöpft. Nach Beendigung der Chemotherapie tritt sie ein stationäres Heilverfahren an. In der Klinik erholt sie sich nach eigenen Angaben sehr gut. Nach ihrer Aussage hilft ihr auch das Schicksal der Mitbewohner, so sehr es sie gleichzeitig belastet. Sie sieht, dass viel jüngere Frauen mit zum Teil kleinen Kindern und auch junge Mädchen von einem ähnlichen Schicksal einer schweren Krebserkrankung betroffen sind. Sie entscheidet sich dafür, jeden Tag zu kämpfen und jeden guten Tag zu genießen. Sie lässt sich verwöhnen, kleidet sich neu ein und genießt eine Kosmetikbehandlung. Mit einem inzwischen gerade tragbaren Kurzhaarschnitt und neuem makeup kommt sie guten Mutes aus der Kur zurück. Ihr ist bewusst, mit welchem Risiko sie lebt, hat sich jedoch entschieden, möglichst nicht daran zu denken. Sie sagt zu uns: „Wissen Sie, ich habe mir überlegt, dass wir alle gefährlich leben, wir denken nur im Alltag nicht darüber nach. Auch ich habe nie gedacht, dass es mich treffen könnte, obwohl ich aus einer Krebsfamilie stamme und eigentlich damit hätte rechnen müssen. Ich dachte immer, dass das nur die anderen trifft, nicht mich. Schließlich ging es mir ja sehr gut, warum sollte ich da an meiner Gesundheit zweifeln? Im Nachhinein denke ich, dass es gut so war. Wenn ich in ständiger Angst gelebt hätte, wäre mein Leben vermutlich sehr viel trauriger verlaufen. Deshalb will ich jetzt weiterhin meinen Optimismus behalten und denke, dass alles gut gehen wird. Und wenn nicht, muss ich dann eben mit dem Schicksal zu recht kommen wie viele andere auch. Jetzt mache ich mir mal ein schönes Wochenende mit meinem Mann. Er hat jetzt eine Frau mit Kurzhaarschnitt und dem Trendmakeup der Saison.“
Dieser Fall ist deshalb so erschreckend, weil die Patientin lediglich seit 3 Tagen Beschwerden hatte und der Tumor bereits fortgeschritten war und zeigt wieder einmal die Notwendigkeit regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen und die Notwendigkeit einer ärztlichen Untersuchung auch bei untypischen Beschwerden, hinter denen man nicht gleich etwas Ernstes vermutet. Gleichzeitig zeigt er die seelische Stärke von Betroffenen, die ihr Schicksal in die Hand nehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Wir zollen dieser Frau größten Respekt.
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Eine Antwort auf „Eierstockkrebs = Ovarialkarzinom“
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hallo,
ich habe gerade festgestellt, dass ich links im unterleib soetwas wie eine Beule (wölbung) habe ! ich habe gar keine vorstellung was das sein könnte!das ist schon eine ziemliche belastung es schmerzt sehr beim geschechtsverkehr mein freund sagt auch ich sollte lieber mal zum arzt gehen aber ich habe schreckliche angst, dass eine schlimme Diagnose raus kommt! haben sie eine vorstellung was das sein könnte ? 🙁
Liebe Leserin,
das kann verschiedene Ursachen haben, z. B. ein Bruch sein. Sie sollten sich bitte umgehend an Ihren Frauenarzt wenden. Liebe Grüße
Ihr Biowellmed Team