Eine knapp 50 jährige Patientin kam zu mir mit einer Körpergröße .von 170 cm und 54 kg. Sie sah sehr schlecht aus, faltig, mit eingefallenen Wangen, vorgealtert, klagte über Appetitlosigkeit und mangelhafte Gewichtszunahme und berichtete mir, dass man einen Vitamin B-Mangel festgestellt habe. Bei nur einer Stuhlentleerung täglich habe sie schon mehrfach versucht, Gewicht zuzunehmen. Noch dazu habe sie Rückenschmerzen.
Bei der ersten Betrachtung der Patientin befürchte ich schon eine bösartige Erkrankung. Dies wird jedoch zum Glück nicht bestätigt. Im Blutbild hat die Patientin einen völlig erniedrigten Cholesterinspiegel (97mg pro dl), eine Erhöhung der sogenannten Gamma Globuline (Eiweißkörper, die eine chronische Erkrankung anzeigen), eine Blutarmut und eine Erhöhung der Blutsenkung (ein unspezifischer Wert, der eine Störung anzeigt, aber nichts über die Krankheitsursache aussagt). Auf Grund der Blutwerte und der bei genauerem Nachfragen breiigen Stuhlbeschaffenheit überweise ich die Patientin zur genaueren Diagnostik in ein Krankenhaus. Dort wird die Diagnose einer Sprue gestellt, einer Gluten-Unverträglichkeit. Zunächst wird die Patientin auf eine Diät mit Vermeidung des Glutens eingestellt. Hierdurch wird der Zustand jedoch nicht besser, der Appetit steigert sich nicht und die Durchfälle werden eher sogar schlimmer. Inzwischen nahmen auch die Rückenbeschwerden zu und die weitere Untersuchung ergab eine Osteoporose, welche durch die Darmerkrankung mit Aufnahmestörung von Substanzen entstanden war. Eine zunächst etwas höher dosierte, inzwischen nur noch sehr niedrig dosierte Kortisontherapie besserte dann allmählich den Zustand. Inzwischen ist die Patientin normalgewichtig, die Haut ist altersgemäß und deutlich geglättet, der Stuhlgang ist normal. Sie fühlt sich wohl und leistungsfähig, hat Appetit. Die Behandlung der Osteoporose hat ihre Rückenschmerzen beseitigt und auch die Knochenwerte deutlich verbessert.