Eine knapp 80 jährige Patientin, die allein lebte, fiel zunehmend dadurch auf, dass sie bald täglich in meiner Praxis erschien. Sie erklärte, dass sie sich nicht wohl fühle. Sämtliche Untersuchungen blieben jedoch unauffällig. In Gesprächen zeigte sich, dass sie sich auf wahnhafte Vorstellungen fixierte. So hatte sie sich z.B. in den Kopf gesetzt, dass man ihr ein neues Auto kaufen sollte. Sie nahm schleichend, jedoch für mich durchaus erkennbar, an Gewicht ab. Zudem berichtete sie über Schlaflosigkeit. Die Überprüfung der häuslichen Situation ergab, dass sie nicht mehr alleine zurecht kam. Sie wollte kein richtiges Essen mehr, wollte nicht mehr schlafen, irrte zu unterschiedlichen Zeiten in der Stadt umher, ohne richtig zu wissen, was sie suchte. Sie fühlte sich allein gelassen und kam mit dem Alleinsein gar nicht mehr zurecht, rief ständig Bekannte und Verwandte an und bat um Hilfe. Es wurde eine Klinikeinweisung notwendig. Die Untersuchung in einer Nervenklinik ergab die Diagnose einer Alzheimerdemenz. Dennoch dauerte es noch eine geraume Zeit, bis die Patientin in einem Seniorenheim untergebracht werden konnte, da sie glaubte, man wolle sie aus böser Absicht in einem Heim unterbringen. Sie beschimpfte alle in ihrer Umgebung lebenden Menschen, die sie zu diesem Schritt motivieren wollten: eine Betreuung rund um die Uhr müsse einfach sein. Inzwischen ist sie im Seniorenheim untergebracht und fühlt sich dort recht wohl, weil sie Ansprechpartner hat und sich nicht mehr allein gelassen fühlt. Sie kann dort auch intensiver medikamentös behandelt werden, da eine Einstellung in häuslicher, ungeschützter, da unbeaufsichtigter Umgebung nicht einfach ist.
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