Folsäure gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Als Folate bezeichnet man Verbindungen mit Folsäureaktivität. Natürliche Folate sind Pterylpolyglutamate. Sie kommen in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor, in Gemüse wie Spinat, Salat, Tomaten, Weißkohl, im Obst (vor allem in Orangen), im Getreide und in der Leber. Durch die heutige Ernährung mit überwiegend zu wenig Obst und Gemüse liegt häufig ein unterschwelliger (latenter) Folsäuremangel vor. Im Stoffwechsel durchlaufen Folate zunächst den Darm, wo durch Enzym Folsäurepolyglutamate zu Folsäuremonoglutamaten abgebaut und überwiegend im Zwölffingerdarm und Dünndarm aufgenommen werden. Vom Darm gelangen sie in das Hauptspeicherorgan Leber, werden dort umgewandelt und an Eiweiße gebunden weitertransportiert. Nach Aufnahme in die Zellen wird die Verbindung wieder umgebaut und in Polyglutamat umgewandelt. Bei dieser Umwandlung sind die Aminosäure Homocystein und ein an Coenzym B12 gebundenes Enzym beteiligt. Mit der Gallenflüssigkeit wird täglich Folat in den Darm ausgeschieden und von dort fast vollständig wieder aufgenommen (Darm-Leberkreislauf = enterohepatischer Kreislauf). Aus Homocystein wird im Körper durch Übertragung einer Methylgruppe Methionin gebildet, wobei Methyltetrahydrofolsäure eine Methylgruppe spendet und durch Methylcobalamin überträgt.
Synthetische Folsäurepräparate werden bei hohen Konzentrationen rasch und fast vollständig aufgenommen, während natürliche Folate nur zu etwa 40% in den Körper gelangen. Die Konzentration von Folsäure beträgt im Vollblut 16-80 ng/ml. Der Gesamtfolsäuregehalt des Menschen beträgt 5-10mg, wobei mehr als die Hälfte in der Leber gespeichert ist. Die Ausscheidung der Folsäure erfolgt durch den Urin, den Stuhl, die Gallenflüssigkeit und den Schweiß.
Folate haben sehr vielfältige Aufgaben im Körper. Sie sind als Coenzyme an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt, z.B. am Tryptophan-Stoffwechsel, haben Bedeutung für die DNA-RNA-Synthese und sind damit für Zellteilung und Zellneubildung notwendig. Eine große Bedeutung haben Sie auch im Homocysteinstoffwechsel. In ihrer Anwesenheit und zusammen mit Vitamin B12 wird Homocystein umgebaut. Fehlt Folsäure, reichert sich Homocystein an. Ein erhöhter Homocysteinspiegel wird heute für Gefäßerkrankungen verantwortlich gemacht.
Dies konnte man an der Stoffwechselkrankheit Homocystinurie erforschen, bei der hohe Homocystein-Werte und schon in jungen Jahren atherosklerotische Gefäßwandschäden auftreten und Thrombosen, so dass es bereits bei Jugendlichen und Kindern zu Schlaganfällen kommen kann.
Ursache dieser vererbbaren Erkrankung ist ein Enzymdefekt (mit Störung der Cystathionin-Beta-Synthese). Bei einem nur leicht erhöhten Homocysteinspiegel kann eine vererbbare Variante mit Enzymdefekt der Methylentetrahydrofolatreduktase vorliegen. Diese Variante tritt weltweit bei etwa 10% der Menschen auf und führt zu leicht erhöhten Homocysteinspiegeln.
Nach dem derzeitigen Stand der Forschung sollte ein Homocysteinspiegel über 10µmol/Liter in Kombination mit weiteren Risikofaktoren oder über 12µmol/Liter behandelt werden.
Behandlung
Die Behandlung erfolgt mit Folsäure + Vitamin B6 + Vitamin B12, wobei bezüglich der Wirksamkeit der einzelnen Faktoren sicherlich noch weiterreichende Forschungen notwendig sind.
Diskutiert werden Zusammenhänge eines Folsäurenmangels mit Demenz, Dickdarm- und Prostatakrebs, angeborenen Fehlbildungen der Harnwege, angeborenen Herzfehlern und Lippen- Kiefer- Gaumenspalten. Sicher ist man sich über das vermehrte Auftreten von Entwicklungsstörungen (Neuralrohrdefekten) bei Neugeborenen, wenn die Mütter beim Eintreten der Schwangerschaft, bzw. während der Phase des Neuralrohrschlusses in den ersten Wochen der Schwangerschaft einen Folsäuremangel haben. Diskutiert wird nach einer in Australien durchgeführten Studie, ob eine Folsäureeinnahme während der Schwangerschaft das Risiko einer akuten Leukämie beim Kind reduzieren kann.
In verschiedenen Ländern werden zur besseren Versorgung gewisse Nahrungsmittel mit Folsäure angereichert. Das Hauptproblem ist hierbei die eventuelle Verdeckung einer B12-Mangel-Anämie. Empfohlen wird eine täglich Folsäurezufuhr von etwa 400µg Folsäure pro Tag. Neben den angegebenen Problemen des Folsäuremangels kommt es zu einer Blutarmut (megaloblastische Anämie)und zu unspezifischen Beschwerden wie Übelkeit, erhöhter Infektneigung,Durchfall, Schleimhautschäden im Mund- Halsbereich und Haarausfall. Schließlich kann es zu einer allgemeinen Schwäche, Depressionen, Rückgang des Rückenmarkes, Nervenschäden und Gehirnschäden kommen.
Ein erhöhter Folsäurebedarf besteht in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, bei Erkrankungen wie Infekten, bösartigen Tumoren, im Wachstum, während der Dialyse, unter der Behandlung mit manchen Arzneimitteln, bei unzureichender Zufuhr über die Nahrung bei ungenügender Nahrungsaufnahme, Fehlernährung, Mangel an frischem Essen, auch bei Erkrankungen der Leber, des Darmes, (verminderte Aufnahme bei Darmerkrankungen wie Malabsorbtion), bei Alkoholikern und bei Ascorbinsäure-(Vitamin C) und B12-Mangel auf.
Achtung
Vorsicht ist geboten bei einer vermehrten Folsäurezufuhr bei Epileptikern, da diese Erkrankung durch zu hohe Gaben von Folsäure verstärkt werden kann, da Folsäure den Abbau mancher Antiepileptika induzieren kann, so dass diese in ihrer Wirkung abgeschwächt werden können. Hierdurch kann ein Anfall ausgelöst werden. Deshalb sollte die Folsäuregabe vom Arzt geprüft und in der Dosierung festgelegt werden. Auch bei Schizophrenie kann sich wohl ein erhöhter Folsäurespiegel ungünstig auswirken. Die Gabe von Folsäure kann auch einen B12-Mangel verschleiern und soll deshalb erst nach gründlicher Abklärung erfolgen.
Ein Folsäuremangel liegt bei einem Folsäurespiegel im Serum unter 3ng/ml vor, ein latenter Folsäuremangel zwischen 3-6 ng/ml.
Zur Vorbeugung eines Mangels sind Folsäure-Einnahmen von 0,2-1mg/Tag sinnvoll. Diese Menge nimmt man bereits mit 100 g Weizenkeimen oder 200 g Brokkoli zu sich. Bei Mangelzuständen kann man bis zu 15mg Folsäure unter ärztlicher Überwachung geben, wenn keine Gegenanzeigen dazu vorliegen.
Eine Antwort auf „Folsäure“
Wir veröffentlichen so viele Erfahrungsberichte, da es anderen Betroffenen helfen kann, mehr Informationen zu ihrer Krankheit zu erhalten. Dadurch ergeben sich mehr Möglichkeiten, Fragen an Ihren behandelnden Arzt zu stellen, um die Vorgehensweise oder Behandlung besser zu verstehen. Aus diesem Grund sind auch die Erfahrungen anderer Menschen, die an dieser Krankheit leiden, wertvoll und können dem Einzelnen nützen. Wir freuen uns daher über jeden Erfahrungsbericht.
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Ihr Artikel enthält folgenden Fehler:
Vorsicht ist geboten bei einer Folsäurezufuhr bei Epileptikern, da diese Erkrankung durch Folsäure verstärkt werden kann, ebenso bei Schizophrenie. Bei einem B12-Mangel, der nicht behandelt ist.
Diese Erkenntnisse stammen aus den 60 ziger Jahren und sind heute obsolet.
Im Gegenteil, Epileptiker sind sehr oft Folsäure- defizitär, was bei Schwangeren zu einem Neuralrohrdefekt führen kann.
Sie sollten diesen Abschnitt überarbeiten.
Siehe auch folgenden Artikel:
James Layne Moore:The significance of folic acid for epilepsy patients
Epilepsie & Behavior 7 (2005) 172-181
Liebe Besucherin unseres Gesundheitsportals,
danke für Ihren hilfreichen Hinweis. Wir haben uns etwas unglücklich ausgedrückt. Wir kennen natürlich die Problematik des Folsäuremangels, den Epileptiker haben können, beabsichtigten jedoch auf die Vorischt bei Folsäurepräparaten hinzuweisen, da diese z. B. durch die Induktion eines vermehrten Metabolismus bei Antiepileptika vermehrt Krampfanfälle auslösen können. Deshalb empfehlen wir unseren Leserinnen und Lesern diese Präparate nicht ohne Blutkontrollen und ohne ärztliche Anordnung einzunehmen. Wir werden das korrekter darstellen. Wenn Sie uns weitere interessante Informationen haben, die Epilepsie – Kranken helfen können, freuen wir uns immer. Liebe Grüße
Ihr Biowellmed Team