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Anorexie

Fachartikel zum Thema Anorexie

Die Anorexie oder Anorexia nervosa ist eine Essstörung, die vorwiegend im Jugendalter auftritt und deren Häufung jährlich zunimmt. Etwa 0,3 – 1 % der weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen erkranken derzeit an dieser Krankheit, etwa 0,3 Prozent männliche Jugendliche und zunehmend auch Kinder zwischen 10 und 14 Jahren. Zu den Risikogruppen gehören Mädchen, die durch Beruf oder Hobby mit dem Schlankheitsideal konfrontiert werden wie Tänzerinnen, Leistungssportlerinnen, Models u. s. w. Als kritische Gewichts-Untergrenze für Kinder und Jugendliche gilt die 10. BMI-Altersperzentile.

Kriterien für die Erkrankung nach dem internationalen Diagnoseschlüssel ICD-10:

- Körpergewicht mindestens 15 % unter der Norm bzw. BMI kleiner oder gleich 17
- Körperschemastörung und „überwertige Idee“ dick zu sein-hormonelle Störung mit Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhoe) durch Störung der zentralen Regelung zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Eierstöcken
- bei Erkrankungsbeginn vor der Pubertät Störung der Pubertätsentwicklung einschließlich Wachstumsstörung. Diese ist häufig nach Genesung wieder reparabel.

Ursache

Die Ursache der Anorexie ist noch nicht genau bekannt. Es scheinen mehrere Faktoren eine Rolle zu spielen.
- Man weiß, dass eine genetische Veranlagung vorhanden ist, da das Erkrankungsrisiko bei Mädchen, deren Familienmitglieder an dieser Störung leiden, ein um den Faktor 7 – 12 erhöht ist.
- Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Harmoniebedürfnis, Zurückgezogenheit, Disziplin und Beharrlichkeit sind bei Anorexiekranken häufiger zu finden.
- Ein einengender, überbehütender Erziehungsstil der Eltern mit Harmoniestreben, Perfektionismus und hohem sozialem Sicherheitsbedürfnis scheint eine die Krankheit fördernde Rolle zu spielen. Dadurch kann es zu einem mangelnden Selbstwertgefühl und zu mangelnder Selbständigkeit kommen. Beides sind Faktoren, die sich vor allem in der Pubertät negativ auswirken, d gerade in dieser Entwicklungsphase die Selbstbehauptung gefordert wird.
- soziokulturelle Einflüsse scheinen mitzuwirken, da die Erkrankungsrate in der westlichen Welt deutlich höher ist. Mittel- und Oberschichten sind ebenfalls bevorzugt betroffen.
- Die Durchführung einer Diät zur Gewichtsreduktion kann ein Einstieg in die Krankheit sein, da es hierbei zu krankhaften Störungen des Körpergeschehens kommen kann, die eine Essstörung wiederum fördern.
- Risikofaktoren während der Geburt und frühe seelische Schockerlebnisse wie Missbrauch oder Misshandlung können die Erkrankung fördern.

Feststellen der Erkrankung

Zunächst muss eine gründliche körperliche Untersuchung erfolgen, um eine durch andere Krankheiten bedingte Gewichtsabnahme auszuschließen.Die Laboruntersuchungen sind je nach Schwere der Erkrankung unauffällig, zeigen eine Blutarmut ( Anämie ), eine Verminderung der weißen Blutkörperchen ( Leukopenie ), der Blutplättchen ( Thrombopenie ) eine Erniedrigung von Zink, Albumin, Gesamteiweiß, eine Erhöhung der Leberwerte, der harnpflichtigen Substanzen oder eine Störung im Fettstoffwechsel. Die Schilddrüsenwerte können eine Erniedrigung von T3 aufweisen bei normalem bis erniedrigtem T4 und TSH. FSH, Östradiol und LH sind meist erniedrigt, ebenfalls Leptin, während das Wachstumshormon erhöht ist. Meist besteht ein erniedrigter Blutdruck, eine verminderte Herzfrequenz ( Bradykardie ). Im Akutzustand der Erkrankung hat man jedoch eine Verminderung der 5-Hydroxyindolessigsäure im Liquor bei Erkrankten festgestellt. Nach Beseitigung der Essstörung und Normalgewicht war der 5-Hydroxyindolessigsäurespiegel erhöht. Im CT oder NMR des Gehirns kann eine Pseudoatrophia cerebri, ein scheinbarer Verlust an Hirnmasse sichtbar sein.

Beschwerden

Auffällig ist eine trockene, schuppige Haut, häufig eine Lanugobehaarung am Körper, eine Blaufärbung der Finger- und Zehen ( Akrozyanose ), und eine marmorierte Haut. Hinzu kommen eventuell Minderwuchs, fehlende Menstruation und das Ausbleiben der Pubertätsentwicklung.

Behandlung

Im Vordergrund stehen das Erreichen eines normalen Körpergewichtes und eine körperliche Genesung. Das Führen eines Ernährungstagebuches und eine Ernährungsberatung und – überwachung sind wichtig. Begleitend sollte immer eine Psychotherapie durchgeführt werden mit dem Ziel, normale Denkmuster, die nicht mehr nur ernährungsgeprägt sind, zu erlernen, die mit der Krankheit in Zusammenhang stehenden Ängste, Depression und Zwänge zu behandeln und „Notfallpläne“ für Problemlösungen zu erarbeiten, damit in Akutsituationen nicht wieder das Muster der Essensverweigerung abgerufen wird.
Anzustreben ist das Erreichen der 25. Perzentile des BMI, mindestens jedoch der 10. Perzentile und die Beseitigung der Amenorrhoe, wobei es noch bis zu Monaten nach Erreichen des erwünschten Gewichtes dauern kann, bis die Menstruation eintritt.
Der Vorteil einer medikamentösen Behandlung ist nicht gesichert. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer ( SSRI ), die zu den antidepressiven Medikamenten gehören, können eventuell einen Gewinn bringen. In seltenen Fällen kann bei ausgeprägter Angst vor einer Gewichtszunahme ein atypisches Neuroleptikum wie Olanzapin versucht werden. Zur Verhütung der Osteoporose ist eine Gabe von Vitamin D in einer Dosierung von 400 IU und Calcium in einer Dosierung von 1000- 1500 mg pro Tag zu empfehlen.

Komplikationen

- körperliche Komplikationen durch die Mangelernährung bis zum Tod.
- Osteoporose durch mangelnde Nährstoffzufuhr
- Seelische Komplikationen, die zum Selbstmord führen können.
- Soziale Abgrenzung mit dem Verlust der Kommunikation
- Gemeinsames Auftreten mit anderen psychiatrischen Störungen

Wann ist eine Behandlung im Krankenhaus notwendig?

Wenn ein kritisches Untergewicht unter der 10. Perzentile erreicht ist und ein ambulanter Behandlungsversuch bei engmaschiger Überwachung an der Mitarbeit des Patienten oder der betroffenen Familie scheitert oder Selbstmordgefahr besteht.

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