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Anorexie

Fachartikel zum Thema Anorexie

Ein knapp 15 Jahre altes Mädchen, 170 cm groß, 15 kg leicht kommt mit der Mutter zu mir. Die Familie möchte, dass das Mädchen ambulant bei mir behandelt wird, da es eine Krankenhausbehandlung vehement ablehnt und auch die Familie keinen Zwang ausüben möchte. Zwangsernährung scheidet für die Familie ohnehin als Möglichkeit aus. Nach reiflicher Überlegung und gründlicher Aufklärung der Familie über die Risiken und schriftlichen Verhaltensregeln willige ich schließlich in die Behandlung ein, da ich fürchte, dass sich sonst die Familie ganz der ärztlichen Hilfe verweigert. Es beginnt ein für alle Beteiligten mühsamer Weg. Wir vereinbaren anfangs wöchentliche Gespräche und Untersuchungen. Parallel geht das Mädchen zu einer Psychotherapeutin. Das Mädchen muss eine vorgeschriebene Kalorienmenge essen und Buch führen über ihre Ernährung. S darf keinerlei sportliche Betätigungen durchführen. Von der Familie wird erwartet, dass es in jeder Beziehung gefördert wird, um dies einzuhalten. Ich bin in meiner Forderung, was die Essensmenge betrifft, sehr streng und drohe mit Verweigerung der weiteren Behandlung, wenn die Vereinbarungen nicht eingehalten werden. Neben der körperlichen Überwachung mache ich der jungen Patientin mit Methoden des neurolinguistischen Programmierens klar, dass sie sich in einem Teufelskreis bewegt, der fast nur noch durch die Nahrungskontrolle bestimmt wird. Mit der Zeit erkennt die Patientin, dass sie sich tatsächlich alle Möglichkeiten beschränkt, aus der selbst bestimmten Enge zu kommen. Nach starken Kämpfen anfangs – das Mittagessen braucht manchmal 2 -3 Stunden und wird in Form winziger Stückchen gegessen, wird die Situation – abgesehen von einigen dramatischen Auseinandersetzungen auch mit den Eltern nach und nach entspannter und die Patientin kommt auch allmählich aus ihrer Depression heraus und kann sich selbst wieder besser wahrnehmen. Die Behandlungsabstände werden mit der Gewichtszunahme immer größer, so dass sie schließlich auf 6 Wochen ausgedehnt werden können. Mit zunehmender Besserung erhält die Patientin auch mehr Freiheiten wie Sporterlaubnis, abends mal ausgehen und sogar einmal die Erlaubnis für eine Wochenendklassenfahrt. Diese Freiheiten werden als Belohnung für die eingehaltenen Regeln gewährt und verlangen, dass eine Gewichtsabnahme während der Veranstaltungen unterbleibt. Mit dieser Strategie und der Mithilfe aller Beteiligten erreicht die Patientin nach 1,5 Jahren ihr unteres Normalgewicht. Bis heute ist sie gesund geblieben, obwohl sie inzwischen an ihrem Studienort allein wohnt und keine Überwachung mehr hat. Sie sieht jetzt, dass sie lebensfroher geworden ist und erkennt jetzt erst ihre damalige Lage als bedrohlich und ihr damaliges Gewicht als krankhaft.
Für mich ist es immer wieder erstaunlich wie lange es bei Anorexiekranken dauert, bis sie sich von dem Gedanken „nur nicht zu viel essen „ lösen können und wie lange es dauert, bis sie lernen, sich nach ihrem Hunger zu richten. Es scheint sich in der Erkrankung das ganze Leben am Essen bzw. Nichtessen zu orientieren. Würde man diese Orientierungshilfen einfach fallen lassen, hätte man keine Orientierungspunkte mehr und käme sich vor wie ein Mensch, der im weiten Ozean schwimmt. Also versucht man mit aller Gewalt die Orientierungspunkte zu behalten.

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Erfahrungsberichte zum Thema Anorexie

  • Neuester Erfahrungsbericht vom 14.08.2010:

    Er/Sie meinte vermutlich, dass die Patientin bei 1,70m auf keinen Fall wie am Anfang beschrieben 15 kg gewogen haben kann (siehe Patientenbericht Anorexie Fall 1 )

    Liebe(r) Leser(in),

    natürlich stimmt das nicht. Danke für den Hinweis. Da hat sich ein Fehler eingeschlichen. Die korrekte Angabe ist 35 kg. Liebe Grüße

    Ihr Biowellmed Team
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