Eine damals 60 jährige Patientin kommt abends in meine Sprechstunde. Sie berichtet mir, dass sie seit 5 Monaten Stirnkopfschmerzen und häufige Migräneanfälle mit Sehstörungen habe. Heute seien die Kopfschmerzen besonders stark. Sie führe das auf eine Antibiotika-Therapie zurück, die sie wegen seit 3 Wochen bestehenden Hals- und Ohrenschmerzen erhalten habe. Bei der Untersuchung fallen außer einer leicht hervortretenden und etwas härter zu tastenden Schläfenarterie keine Besonderheiten auf. Ich habe lediglich den Eindruck, dass die sonst eher unempfindlich reagierende Patientin wirklich starke Schmerzen hat. Wir nehmen bei ihr Blut ab und ich schicke die Patientin sofort an die nahe gelegene Universitätsklinik mit dem Verdacht auf eine Arteriitis temporalis. Dies wird durch eine Dopplergefäßuntersuchung, das Feststellen einer sog.Sturzsenkung(sehr hohe Blutsenkungsgeschwindigkeit als Hinweis für einen hochakuten entzündlichen Prozess) und eine Probeentnahme(Biopsie) bestätigt. Die sofort begonnene Cortisonbehandlung führt innerhalb von ein paar Tagen zum völligen Verschwinden der Beschwerden. Die Behandlung wird im Laufe der Zeit noch modifiziert, die Patientin wird regelmäßig überwacht einschließlich Blutkontrollen und erhält auch eine medikamentöse Osteoporosevorbeugung. Inzwischen sind 4 Jahre vergangen. Die Medikamente konnten anfangs allmählich reduziert, inzwischen ganz abgesetzt werden. Die Patientin hatte nie wieder Beschwerden und bekam auch keine Medikamentennebenwirkungen. Sie fühlt sich heute rundherum wohl.
Startseite » Fälle aus der Praxis » Rheumatische Erkrankungen » Arteriitis temporalis