Eine 80 jährige Patientin mit vielen Erkrankungen, Nierensteinen, Zuckerkrankheit (Patientin muß Insulin spritzen) Osteoporose, Schwerhörigkeit, Durchblutungsstörungen der Beine und einer Verengung der Kopfschlagader, hat zusätzlich eine schwere chronische Bronchitis und benötigt regelmäßig nachts ein Sauerstoffgerät. Sie wird laufend beim Lungenfacharzt überwacht. Er beschreibt eine starke Lungenüberblähung, eine hochgradige Belüftungsstörung der Lunge und eine Herabsetzung der Vitalkapazität (das nach vollständiger Ausatmung maximal mögliche Einatmungsvolumen) um etwa 60% der Norm. Der Sauerstoffpartialdruck (die Sauerstoffspannung im Körpergewebe) beträgt 56. Auffällig ist eine langsame Verschlechterung des Allgemeinbefindens, wobei dieses so schleichend ist, dass man zunächst an eine alters- und krankheitsbedingte Verschlechterung denkt. Eine erneute Kontrolle beim Lungenfacharzt, die routinemäßig erfolgt, zeigt eine Weichteilverschattung im Bereich des linken Lungenoberlappens. Der Lungenfacharzt hat den Verdacht auf Bronchialkrebs. Dieses bestätigt sich nicht. Die Untersuchung des Mundsekrets (Sputum) ergibt nach Anlage einer Kultur die Diagnose Tuberkulose. Nachdem zunächst die üblichen, vom Gesundheitsamt eingeleiteten, Kontrollen der Angehörigen erfolgen, wird die Patientin mit einer sogenannten Vierfachtherapie behandelt, d.h. sie erhält vier Antibiotika. Diese sollen zunächst zwei Monate beibehalten werden. Aufgrund der Unverträglichkeit, vor allem Übelkeit, muss jedoch ein Medikament etwas früher abgesetzt werden. Von da an nimmt die Krankheit einen zunehmend besseren Verlauf, die Patientin kann wieder normal essen und nimmt auch wieder etwas an Gewicht zu, das sie krankheitsbedingt verloren hatte.
Inzwischen sind mehr als 2 Jahre seit dieser Behandlung vergangen. Die Patientin hat keinen Rückfall mehr erlitten.
Was können wir aus diesem Verlauf lernen?
Andere Krankheiten, insbesondere eine chronische Lungenerkrankung können das Bild der Tuberkulose verschleiern, so dass diese nicht auf Anhieb erkannt wird. Die Patientin hatte lediglich eine allgemeine Verschlechterung ihres Befindens. Der Husten war ebenfalls nicht sehr auffällig, trat wie vorher auch immer wieder auf, jedoch nicht stark verändert gegenüber dem Zustand vor der Tuberkulose.