Deutschland wird immer älter. Und nein, damit ist nicht das Land, sondern wir selbst gemeint: nicht nur hat unsere Geburtenrate das höchste Geburtendefizit seit Ende des zweiten Weltkrieges erreicht, sondern unser Altersdurchschnitt wird ebenfalls immer höher. Mit 45,7 Jahren im Jahre 2020 haben wir uns auf dem fünften Platz der ältesten Bevölkerungen der Welt manifestiert und die bekannte Alterspyramide in unserer Demographie ist auch nur noch durch zugekniffene Augen zu erkennen. Dass das auf Dauer zu ökonomischen Problemen führen wird, ist klar – aber es bedeutet auch, dass wir uns nun mehr denn je darauf konzentrieren sollten, uns selbst auf unseren Ruhestand bestmöglich vorzubereiten.
Der Eintritt ins Rentenalter kommt mit einem großen Bündel an neuen Eindrücken, Erlebnissen und Herausforderungen – positiven, sowie negativen. Die größte? Freiheit. Im Idealfall sind wir nun unabhängig vom Arbeitsleben und könnten unsere Tage so einteilen, wie wir sie am liebsten hätten – aber das ist gar nicht so einfach. Tatsächlich ist der Gedanke daran doch ein wenig gruselig. Ein großer Teil der Alltagsstruktur entfällt und Mitmenschen, die sich stark mit ihrem Beruf identifiziert haben, erleben womöglich einen mentalen Einbruch: plötzlich ist das Gefühl da, gar nicht mehr gebraucht zu werden. Dabei ermöglicht eben genau dieses Loslösen auf der anderen Seite der Medaille, dass man eben auch Loslassen kann. Endlich nicht mehr fremdbestimmt handeln, sondern sich nun Zeit für alles nehmen, was vorher aufgeschoben wurde. Und das kann alles sein: von einem guten Buch, einem neuen Hobby, dem Umdekorieren des Hauses – oder kleinen und großen Reisen um die Nachbarschaft und Welt.
Grundlage all dessen ist allerdings unsere Gesundheit. Die größte Freiheit bringt uns rein gar nichts, wenn wir nicht in der Lage dazu sind, sie zu nutzen. Und wenn wir Gesundheit sagen, dann meinen wir auch Gesundheit: nicht nur, wie fit unser Körper im Laufe der Jahre noch ist, sondern auch, wie fit sowohl unser Geist als auch unser Herz sind. Herz? Richtig. Alterseinsamkeit ist ein großes, akutes und ernstzunehmendes Thema, das schnell und unbarmherzig dafür sorgen kann, dass wir verkümmern. Das Gefühl nach Nähe und sozialem Kontakt ist nicht nur immerwährend, sondern auch der Wunsch nach Zurückgeben an Freunde, Familie, Kindern und vielleicht auch Enkeln besteht. Doch auch wenn nun mehr Zeit für uns vorhanden ist, projiziert sich das nicht auf die um uns herum.
Was also kann helfen? Zur mentalen Gesundheit kann großartig dazu beitragen, einen neuen Alltag aufzubauen und sich in feste Rituale und vor allem Struktur hineinzubegeben. Organisation schenkt Sicherheit und verdrängt das Gefühl des in den Seilen Hängens. Füllen Sie Ihren Tag mit Aufgaben! Hobbies, ehrenamtliche Tätigkeiten, Kurse, Reisen und Auszeiten – mit einem vollen Plan bleibt der Geist beschäftigt. Für das körperliche Wohl ist es nun umso wichtiger, sich gesund zu ernähren und in Bewegung zu bleiben. Legen Sie außerdem einen Schwerpunkt darauf, einen Ort für soziale Kontakte zu haben. Das kann die Familie sein, Cafés oder Freizeitbeschäftigungen. Vor allem in Kursen können einfach Gleichgesinnte getroffen werden. Das Aufbauen neuer Beziehungen kann nach dem Wegfall der bekannten Struktur durch Kollegen und Kolleginnen schnell wie eine unmögliche Aufgabe wirken – versuchen Sie, es mit einem herzlichen Lächeln anzugehen.
Das Alter besucht uns alle, früher oder später. Heißen wir es vorbereitet und mit offenen Armen willkommen.