Kurz und bündig:
Der beste Schutz gegen eine Infektionserkrankung ist eine Impfung.
Unser Immunsystem entwickelt sich ab dem Säuglingsalter. Erst mit 2 Jahren funktioniert es gut. Davor sind wir noch stark gefährdet durch Krankheit. Deshalb ist es sehr wichtig, bereits Säuglinge zu impfen. Je älter wir werden, desto schlechter funktioniert unser Immunsystem. Man spricht auch von Immuneszenz. Dieser Alterungsprozess beginnt bereits mit dem 30. Lebensjahr und nimmt stetig zu. Dadurch kommt es zu einer verringerten Immunkompetenz im Alter. Die Regenerations- und Differenzierungsfähigkeit der Immunzellen nimmt ab und die Fähigkeit zur immunologischen memory Antwort bei Zweitkontakt mit einem Erreger verringert sich und es kommt zu einer Anhäufung von Fehlern bei der Immunantwort auf Zellebene. Dabei sind sowohl die Makrophagen(die das Antigen präsentieren) als auch die T-Zellen(der native pool sowie die Vielfalt nimmt ab, die verringerte T – Zellaktivität führt außerdem zu einer verringerten B – Zell – Bildung und einer verminderten Zytokin – Ausschüttung), B-Zellen, NK Zellen als auch die haematopoetischen Stammzellen von der Alterung betroffen. Die Immunantwort wird schwächer durch verminderte Immunzellbildung und Bildung nicht mehr voll leistungsfähiger Immunzellen. Dadurch nimmt das Infektionsrisiko zu und die Krankheitsverläufe werden schwerer. Nicht bei jedem Menschen ist das gleich ausgeprägt. Es spielen genetische Faktoren eine Rolle, jedoch auch der Lebensstil wie Ernährung und Bewegung(eine gesunde Ernährung und Bewegung fördern die Immunkompetenz). Auch andere Faktoren wirken sich auf das Immunsystem aus wie z.B. Schwangerschaft. In der Schwangerschaft ist das Immunsystem schwächer. Dies ist auch notwendig, da die Gene des Kindes ja nur zu 50 % von der Mutter und 50 % vom Vater stammen und ein schwächeres Immunsystem dafür sorgt, dass der Fetus nicht abgestossen wird.
Während die meisten Immunzellen und auch Thymuszellen und die Telomerlänge sich reduzieren, steigen im Alter die memory – Zellen an. Allerdings lässt auch deren Gedächtnisfunktion wie das Gedächtnis des Menschen mit dem Alter nach. Telomere sind Schutzkappen, die bei der Replikation eine Entartung der Zellen verhindern. Diese Vorgänge führen dazu, dass mit zunehmendem Alter weniger eine IL2 und IL4 getriggerte Immunabwehr stattfindet als vielmehr eine unspezifische inflammatorische Immunantwort, die zum Einen Infektionen schlechter bekämpft, zum Anderen die Nachteile der Inflammation wie z.B. Gefäßschädigung mit sich bringt. Daher sind Impfungen im Alter sehr wichtig.
Beispiele:
- Pertussis=Keuchhusten
Bei Keuchhusten besteht für Säuglinge kein Nestschutz. Da es sich um eine sehr ansteckende Erkrankung handelt(1 Erkrankter induziert 14-17 neue Fälle), kann man die Menschen und vor allem auch Säuglinge nur schützen durch eine Impfung und eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung. 2009 lag die Durchimpfungsrate gerade bei 5 %, 2012 bei 7,6 % und damit deutlich schlechter als in vielen anderen Ländern(z.B. Schweden, USA). Auch die Infektion an Pertussis ergibt keinen lebenslangen Schutz, daher muss alle 10 Jahre geimpft werden. Die Erkrankungsrate in Deutschland liegt bei ca. 10 000 Fällen, wobei vermutlich 80 % nicht erfasst werden. Die Todesrate ist bei Säuglingen und Kleinkindern sehr hoch. Der Impferfolg ist sehr gut. Deshalb muss es das Ziel aller sein, eine hohe Durchimpfungsrate zu erreichen. Auch Geimpfte können erkranken, jedoch selten und wenn, dann viel weniger schwer. - Influenza=Virusgrippe
Noch immer sterben viele Menschen an der echten Virusgrippe. Es gibt viele Vorbehalte gegen die Impfung wie z.B. die Befürchtung, dann erst recht an Grippe zu erkranken. Dies ist unbegründet, da es sich um einen Totimpfstoff handelt, der keine Grippe auslösen kann. Zwar liegt der Impferfolg nur bei 40 – 70 %, aber die Verläufe bei Erkrankungen sind bei Geimpften deutlich abgemildert. Daher ist die Impfung bei Immungeschwächten und Menschen ab 60 absolut zu empfehlen. - Hepatitis B:
Die Impfung bietet einen Schutz vor Erkrankung, wenn man einmal über 100 U/l lag. Dieser Schutz gewährt ca. 15 Jahre Erkrankungsfreiheit, obwohl man eine Infektion nicht verhindern kann. Je höher der Titer, desto länger ist ein Schutz gewährt, da das immunologische Gedächtnis noch funktioniert. Je länger der Zeitraum nach Impfung zurück liegt, desto schwächer scheint es zu werden. Während Kleinkinder eine Ansprechrate von über 98 % aufweisen, liegt diese im Alter über 65 nur bei ca. 64 %. Daher ist es so wichtig, Kleinkinder zu impfen. Je später man impft, desto schlechter die Ansprechrate.