Kurz und bündig:
Unter Nykturie versteht man die ein – odermehrmalige Unterbrechung des Nachtschlafes, um die Blase zu entleeren. Während die Nykturie bei jüngeren Frauen deutlich häufiger vorkommt als bei Männern, leiden im Alter über 70 aufgrund der Prostatavergrößerung mehr Männer als Frauen darunter. Insgesamt nimmt die Nykturie im Laufe des Alterns zu.
Ursache:
- geringe Speicherkapazität der Blase mit häufiger Entleerung kleiner Harnmengen infolge einer überaktiven Blase, durch Harnabflussstörungen, Prostatavergrößerung, Tumore, Blasensteine, Infekte, Strahlenblase, neurogene Blasenstörungen
- chronische Herzinsuffizienz
- obstruktives Schlafapnoesyndrom
- Einnahme entwässernder Medikamente abends oder Calciumblocker oder Kortikosteroide
- Zufuhr großer Trinkmengen abends
- Einnahme von Medikamenten, die eine anregende Wirkung haben wie Bluthochdruckmedikamente, Dopaminantagonisten, Antiepileptika oder Antidepressiva
- Kaffee
- Alkohol
Feststellen der Erkrankung:
Die Anamnese sollte klären, ob Beschwerden vorliegen wie z. B. Schmerzen, Harndrang, Inkontinenz ,Beinschwellung, Atemnot. Sinnvoll ist die Führung eines Urinprotokolls mit Angabe der Trinkmenge, der Urinmenge, der Einschlafzeit und der Schlafunterbrechungen durch nächtliches Wasserlassen. Durch eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes kann geklärt werden, ob eine Erkrankung der Niere oder der Blase vorliegt oder Restharn feststellbar ist, d.h., die Blase nicht ausreichend entleert werden kann. Durch das Labor können Entzündungen festgestellt werden, Herzinsuffizienzparameter geprüft werden und PSA bestimmt werden. Eventuell ist eine Uroflometrie sinnvoll oder eine transurethrale Untersuchung bei Männern. Je nach Ursache schließen sich weitere Untersuchungen an.
Behandlung:
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Allgemeinmaßnahmen wie warme nächtliche Kleidung, abendliche Ruhe, abendliches Hochlegen der Beine, Verzicht auf Kaffee und Alkohol und große Trinkmengen am Abend sind immer sinnvoll. Bei ADH – Mangel kann Desmopressin zum Einsatz kommen. Bei einer überaktiven Blase kann Beckenbodentraining sinnvoll sein neben medikamentöser Behandlung. Bei Prostatahypertrophie stehen ebenfalls Medikamente zur Verfügung wie Alpha – Blocker, die den Muskeltonus der Prostata und des Blasenhalses verringern und dadurch zu einem besseren Harnfluss führen oder 5 – Alpha – Reduktasehemmer, die das Prostatavolumen reduzieren und dadurch zu einem besseren Harnfluss führen oder pflanzliche Medikamente wie z. B. Sabalextrakte oder Brennesselextrakte.
Komplikationen:
Mit der Nykturie verbunden ist nicht nur eine belanglose Unterbrechung des Schlafes, sondern sie kann zu Störungen der Konzentration führen, zu nächtlichen Stürzen, die wiederum Frakturen nach sich ziehen können mit Verkürzung der Lebensdauer. Außerdem kann das partnerschaftliche Leben leiden, da der Partner ebenfalls aus dem Schlaf gerissen wird.