Kurz und bündig:
23 % aller Arbeitsunfähigkeitsfälle geht zu Lasten viraler Atemwegsinfekte. 2008 betrugen die Krankheitskosten dafür ca. 3 Milliarden Euro. Durchschnittlich werden Patienten bei Atemwegsinfekten 1 Woche krank geschrieben. Sehr häufig werden Antibiotika verordnet, die jedoch keine Wirkung auf den Atemwegsinfekt haben, unnötig sind und mehr schaden als nützen. Auch bei einem sich länger hinziehenden Atemwegsinfekt bringen sie keinen Zusatznutzen.
Ursache:
Atemwegsinfekte beginnen im Nasen – Rachen – Raum mit Halskratzen, Halsschmerzen und Schnupfen. Sie sind zu 90 – 95 % durch Viren verursacht. Als Erreger kommen Adenoviren, Rhinoviren, Coxsackieviren, Enteroviren, Influenzaviren A und B, Parainfluenzaviren 1, 2 und 3 in Frage, Respiratory syncytial Virus und selten Bakterien, vor allem Mycobakterium pneumoniae und Chlamydia pneumoniae. Die Viren befallen die Schleimhaut, indem sie sich an die Zelle anhaften, schließlich in sie eindringen und die Zelle dazu verwenden, sich zu vermehren und schließlich durch die Zelle hindurch in das Gewebe gelangen. Vom Nasen – Rachen – Raum gelangen sie entweder aufsteigend zu den Nebenhöhlen und erzeugen eine Sinusitis mit Kopfschmerzen, Druck in Kopf und Nebenhöhlen, eitrigem Schnupfen und Abgeschlagenheit oder absteigend in die Bronchien, wo sie zu Husten, Verschleimung, Brustschmerzen und Abgeschlagenheit führen.
Symptome:
Anfangs bestehen Halskratzen, Halsschmerzen und Schnupfen, später Kopfschmerzen, Kopfdruck und eitriger Schnupfen und/oder Husten, Verschleimung der Atemwege und Abgeschlagenheit.
Feststellen der Erkrankung:
Der Arzt erhebt eine Anamnese, hört den Kranken ab, sieht Hals und Ohren an, tastet die Lymphdrüsen ab und zieht eventuell eine Blutuntersuchung, eine Röntgenaufnahme(Lunge, Nebenhöhlen), Temperaturmessung und eventuell einen Rachenabstrich oder Nasenabstrich zur Diagnostik mit heran.
Komplikationen:
Die geschädigte Schleimhaut und Schleimhautfunktion machen es den ohnehin im Respirationstrakt vorhandenen Bakterien leicht, sich einzunisten und zu vermehren. Dadurch kann es zu einer bakteriellen Superinfektion kommen.
Vorbeugung:
Ein mit gesunden Nährstoffen versorgter Mensch hat eine bessere Abwehrkraft als ein mit falschen Nahrungsmitteln ernährter oder ein überernährter Mensch. Ein Mensch, der sich regelmäßig körperlich trainiert ist einem Virusangriff ebenfalls besser gewachsen. Guter Schlaf führt ebenso zu einem besser funktionierenden Immunsystem wie eine Abhärtung mit Sauna oder Warm-Kalt-Duschen. Negativer Stress verschlechtert die Abwehrlage, während ein ausgeglichener Lebensstil mit Ruhe- und Erholungsphasen und weitgehender Verzicht auf Alkohol und Nikotin sie fördert. Seelische Ausgeglichenheit ist so wichtig wie die tägliche frische Prise Sauerstoff im Freien.
Behandlung:
Da die Ursache des Atemwegsinfektes fast immer viraler Natur ist, wirken Antibiotika nicht ausreichend. Sie verkürzen auch den Verlauf der Erkrankung nicht. Sie können jedoch Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Probleme hervorrufen und führen zu einer zunehmenden Bildung von Resistenzen und das, je höher dosiert und je länger sie gegeben werden.. Zur Behandlung des Erkältungshustens werden häufig Sekretolytika(Schleim lösende Medikamente verwendet. Diese lockern den Schleim, erhöhen das Schleimvolumen, vermindern die Zähigkeit und damit die Reizung der Bronchien und haben daher eine gewisse Wirkung. Pflanzliche Medikamente zeigen laut Studien eine gute Wirkung, entkrampfen die Bronchien und wirken entzündungshemmend. Zum Einsatz kommen vor allem Extrakte aus Efeu, Primeln und Thymian. Ist der Erkältungshusten nach Wochen nicht abgeklungen, kann es sinnvoll sein, Kortison zum Inhalieren anzuwenden. In diesen Fällen ist der virale Infekt längst abgeheilt, es besteht jedoch eine verbliebene Überreaktion der Bronchien, die auf Kortison gut anspricht. Antitussiva(Husten stillende Medikamente) können ebenfalls sinnvoll sein, wenn lediglich ein Reiz vorhanden ist, der ständige Hustenanfälle auslöst. Sie haben jedoch keine belegte Wirksamkeit auf die Krankheitsverkürzung. Paracetamol kann anfangs kurzfristig gegeben werden. Eine Wirksamkeit bei Schnupfen und verstopfter Nase ist nachgewiesen. Schnupfensprays mit alpha – sympathomimetischer Wirkung( Xylometazolin, Oxymetazon, Tramazolin) können die Symptome abschwächen, sollen jedoch nur kurzfristig angewendet werden. Eine echte Influenza sollte innerhalb von 48 Stunden behandelt werden. Hierfür stehen Amantadin, Oseltamivir und Zanamivir zur Verfügung. Allerdings sollten diese Medikamente nur bei schwerem Krankheitsverlauf und/oder abgeschwächter Abwehrlage eingesetzt werden, da sie sonst lediglich eine Verkürzung der Krankheitsdauer um ca. 1,5 Tage bewirken und mit Nebenwirkungen und hohen Kosten verbunden sind. Eine antivirale Wirksamkeit ist bewiesen bei Thymiankraut, den Triebspitezn des Thuja und Propolis. Myrtol kann die Symptome lindern. Der Extrakt der südafrikanischen Pflanze Pelagonium sidoides(Umckaloabo®) weist eine Wirksamkeit auf und ist bei Kindern ab 1 Jahr und bei Erwachsenen zugelassen.