Es ist schon aufregend, am Frankfurter Flughafen auf eine Runde zu treffen, mit der man die nächsten 14 Tage auf engem Raum verbringt. Es stellt sich dann heraus, dass wir, ein Ehepaar zwischen 50 und 60, die unerfahrensten in der Gruppe sind, denn unsere Mitstreiter, allesamt Männer, haben bereits Erfahrung mit 7000ern und 8000ern.
Der Flug nach Mexico-City ist ruhig. Wir sehen beim Anflug auf ein Lichtermeer und mir fällt die Erzählung einer Bekannten ein, die weinen musste, als sie das erlebte. Die Stadt erwartet uns in einer Höhe von 2240 m um die 22 ° am Abend und wir gönnen uns im Hotel einen Willkommensdrink. Der nächste Tag dient der Kultur und der Anpassung, was auch nötig ist, wie sich herausstellen wird.
Am 3. Tag geht es zum Vulkan Ajusco, den wir zunächst durch Nadelwald und schließlich im freien Gelände über Lavagesteinkletterei bezwingen. Der Berg ist 3945 Meter hoch und wir spüren bei zügigem Schritt bereits die Höhe. Vor uns liegt die Stadt und man hat das Gefühl, dass man gerade erst ein paar Meter über ihr steht (Auf- und Abstieg je 1045m).
Am nächsten Tag erfolgt die Besichtigung der Pyramidenanlage Teotihuacan mit Sonnen- und Monpyramide und der Basilika von Guadelupe, dem größten Wallfahrstort Mexicos.
Anschließend beziehen wir Quartier in einer einfachen Selbstversorgerhütte (Albergue Nevado de Toluca), die auf 3800 m liegt. Es ist sehr kalt und bei der abendlichen Suppe, die unsere Helfer servieren, dampft nicht nur der Kochtopf, sondern auch unser Atem vor Kälte. Der große Kamin, in der Mitte des Raumes wärmt nicht wirklich und so ist jeder froh, bald in den warmen Schlafsack zu dürfen.
Von dort aus fahren wir am nächsten Morgen noch ein Stück weit mit dem Bus auf 4000 Meter und steigen dann über ein paar Vorgipfel auf losem Gestein zum Gipfel des Nevado de Toluca auf 4690 Meter. Bei der Gipfelrast liegt uns gegenüber der rauchende Popocatepetl. Der Himmel ist blau, die Aussicht grandios und nur schweren Herzens trennen wir uns von dem Anblick und steigen über Geröll zu den Kraterseen ab. Dort oben sind wir allein mit der Natur. Außer uns 6 ist kein Mensch unterwegs, wunderbare, einsame Bergwelt (583 Meter Auf- und Abstieg). Wir sind alle gut gelaunt und fröhlich. Die Sonne wärmt uns und wir freuen uns über das gute Wetter und den schönen Tag.
Wir fahren nach Taxco und verbringen einen wunderbaren Tag am Pool in der Hacienda Vista Hermosa, um uns auf den anstrengenden folgenden Tag vorzubereiten. Die aus dem 17. Jahrhundert stammende Hacienda mit ihren schönen Gärten ist eine Augenweide und vermittelt uns südliches Flair bei Temperaturen bis zu 30 °. Wir genießen den Pool, die Wärme, das gute Essen und die luxuriöse Ruhe.
Am 8. Tag unserer Reise nehmen wir die Ixtaccihuatl (5286 Meter) in Angriff, die liegende Frau, wie die Silhouette des Berges aussieht. Über Sand, Schotter und Kies steigen wir sehr steil auf bis zum Vorgipfel auf 5020 Meter mit Schnee-, Eis und Felsgrat. Für uns weniger trainierte Bergsteiger zeigt sich, dass die Geschwindigkeit zu schnell war. Wir fühlen uns schwach, haben etwas Atemnot und Kreislaufprobleme. Wir kehren schweren Herzens um, so wenige Meter vom Gipfel entfernt. Ein Lungenödem wollen wir nicht riskieren. Etwas enttäuscht fahren wir zurück nach Ayapango.
Am nächsten Tag geht es nach Süden in die Stadt Oxaca, wo wir 2 Tage in einem schönen Hotel verbringen, gutes Essen und das bunte Treiben der Stadt genießen, die tagsüber angenehmes Klima bietet, abends wird es kühl. Wir besichtigen Monte Alban, die Ausgrabungen und Anlagen, vor allem aber den wunderschönen Blick, den man sicher schon zur Zeit der Zapoteken zu schätzen wusste. Dann geht es weiter nach Orizaba.
Schon von weitem sehen wir den Gipfel des „Berg der Sterne“ und haben nach unserer Vorerfahrung der Ixta großen Respekt. Mit einem Geländefahrzeug werden wir über Sandpisten und steinige Wege zur Hütte Piedras Negras auf 4260 Meter gebracht, wo wir auf Matratzenlagern Quartier beziehen.
Wir trinken viel, um unsere Höhentauglichkeit zu verbessern und müssen dann in der Kälte hinter Felsbrocken und über kleine Mäuse stolpernd nachts aus dem gemütlichen Schlafsack steigen, unsere Nachbarn aufwecken (mit Bergstiefeln geht es nicht leise) und unsere Blase leeren. So ist es nicht ganz so schlimm, dass wir bereits nachts um 2:00 aufbrechen, um den Pico de Orizaba (5700 Meter) in Angriff zu nehmen. Es ist kalt und der Sand unter unseren Füßen strahlt Kälte ab. Unter uns sehen wir reizvoll die Lichter des Städtchens.
Noch vor Anbruch des Tages erreichen wir die Eiszone und legen die Steigeisen an. Auf teilweise bis zu 40 ° steilem Blankeis geht es hinauf zum Sarcofago auf 5350 Meter und wir sind froh, unseren erfahrenen Führer an unserer Seite zu haben. Von da an ist es hell und das Morgenlicht in seinem goldenen Schimmer unvergessen. Während unsere Erfahrenen sich immer weiter von uns entfernen, müssen wir Schritt für Schritt bezwingen, denn die Atemnot lässt einen schnelleren Gang nicht zu. Entschlossen wollen wir jedoch das Ziel erreichen und schaffen es schließlich mit 1 Stunde Verspätung, während unsere Kollegen bereits auf dem Rückzug sind.
Eine kurze Rast auf dem Gipfel genügt, denn die Sonne hat sich inzwischen verzogen. Glücklich treten wir den Rückweg an und freuen uns auf eine Nacht in Puebla und eine warme Dusche. Wir lassen noch einen Tag unsere Seele baumeln, tanken Sonne bei 30 ° auf dem Dachgarten des Hotels und treten am nächsten Tag schon wieder unsere Rückreise an, noch träumend von Kakteenwäldern, Eisflanken und dem weihnachtlichen Lichterglanz der mexikanischen Städte. Eine wunderbare Reise ist zu Ende. Wir haben Freunde gewonnen, haben viel Unterstützung erfahren von unseren Begleitern und Verständnis für unser Trainingsdefizit.