Kurz und bündig
Schwindel ist ein sehr häufiges Symptom, das 30 % der Menschen im Laufe ihres Lebens erleiden.
Das Gleichgewichtsorgan
Das Gleichgewicht wird durch ein sehr komplexes System geregelt. Propriozeptoren und Interozeptoren (Dehnungs- und Mechanorezeptoren) signalisieren Wahrnehmungen im Raum, geben Rückschlüsse über die Gelenkstellung und die Muskellänge und Muskelstellung. Mit eingeschaltet in das System sind Wahrnehmungen der Körperoberfläche durch Berührung und Stellungswahrnehmungen über Rückmeldung zu Schwerkraft, Muskeltonus und Rezeptoren der Fußsohle. Das vestibuläre System beinhaltet die 3 Bogengänge, die nahezu senkrecht aufeinander und parallel zu den 3 Raumachsen stehen sowie Sacculus und Utriculus. Das Innenohr beinhaltet das Hörorgan(Cochlea) sowie das Gleichgewichtsorgan (Labyrinth). Das knöcherne Labyrinth mit den 3 Bogengängen ist im Felsenbein des Schläfenbeins lokalisiert. Es ist ein kompliziertes Organ, das aus Hohlräumen, die mit Endolymphe gefüllt sind. Das Epithel der Sinnesorgane setzt sich aus Haar- und Sinneszellen zusammen. Schließlich bewirkt die Lymphbewegung eine Ablenkung der Haarzellen und setzt damit eine chemische und elektrische Reaktion in Gang, die über den 7. Hirnnerv(N. vestibularis) in das Gehirn geleitet wird und dort zusammen mit Rückmeldungen aus visuellen Organen, propriozeptiven Organen und anderen Balancesystemen in Pons und Medulla oblongata verschaltet wird. Durch vestibuläre Impulse sind Formatio reticularis und vegetative Hirnnervenkerne involviert, was zu vegetativen Symptomen führen kann. Störungen können deshalb in vielen der eingeschalteten Systeme auftreten.
Ursache
Die Ursachen sind sehr unterschiedlich, je nachdem, wo sich die Störung befindet. Schwindel und Taumel kann unspezifisch sein und bei Störungen von Organen oder altersbedingten Veränderungen auftreten wie z. B. bei Mikrozirkulationsstörungen infolge von Arteriosklerose, bei Diabetes mellitus, bei Blutdruckschwankungen, bei Durchblutungsstörungen, Herzkrankheiten, Krebs, Schlaganfall etc. Er tritt dann häufig mit Störungen der Gedächtnisfunktion auf. Ein unspezifischer Schwindel kann jedoch erst nach Ausschluss aller anderen Ursachen diagnostiziert werden und erfordert meist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Internisten, Hausärzten, HNO-Ärzten, Augenärzten, Orthopäden und Neurologen. Schwindel kann auch ein Begleitsymptom psychischer Störungen sein. Schmerz, Funktionsstörung, Müdigkeit und Erschöpfung können darauf hindeuten.
Feststellen der Erkrankung
Zur Einordnung der Schwindelursache ist zunächst die Anamnese von Bedeutung. Um welche Schwindelform handelt es sich? Liftschwindel? Schwankschwindel? Drehschwindel? Wie lange dauert der Schwindel? Unter 2 Sekunden? 2- 20 Minuten? Besteht er andauernd? Gibt es Begleitsymptome wie Oszillopsien, Hörminderung, Tinnitus, Herzrasen? Bestehen bestimmte Auslöser wie Kopfbewegungen, Druckänderungen(z. B. Pressen), Aufenthalt in größeren Menschenmengen, Stress? Eventuell ist es sinnvoll, ein Schwindeltagebuch zu führen. Liegen vegetative Symptome vor wie Erbrechen, Übelkeit, Schwitzen? Anschließend sollte die körperliche Untersuchung erfolgen mit Auskultation des Herzens, Blutdruckmessung, neurologischer Prüfung der Koordination und des Gleichgewichtes, Stimmgabeltest zur groben Hörprüfung und die Inspektion, um z. B. eine Blutarmut zu erkennen. Wichtig ist es, zwischen nicht – vestibulärem Schwindel und vestibulärem Schwindel zu unterscheiden. Nicht – vestibulärer Schwindel äußert sich in Taumel, Benommenheit, Kopfleere und eventuell Schwäche der Beine. Zu den peripher – vestibulären Schwindelformen gehören z. B. Morbus Menière, benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel und Neuritis vestibularis. Während der Morbus Menière mit einer Hörminderung oder einem Hörverlust einhergeht, der mit jedem Anfall schlimmer wird, sich als Drehschwindel mit Tinnitus, Übelkeit und Erbrechen äußert, mit Fallneigung zur Seite, Minuten bis Stunden andauert, einen Spontannystagmus meist zur kranken Seite aufweist, dauert der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel meist unter 20 Sekunden, tritt typischerweise bei Lagewechsel auf, ist sehr häufig(10 – 20 Erkrankungen pro 100000 Einwohner) und dauert meist nur 2 – 6 Wochen. Bei Neuritis vestibularis handelt es sich meist um eien bakterielle oder virale Infektion, die zu einer Mikrozirkulationsstörung des Vestibularorgans führt. Es kommt zu plötzlichem andauerndem Drehschwindel, der mehrere Tage anhalten kann, zu einer Fallneigung, zu Übelkeit und Erbrechen, zu einem Spontannystagmus zur gesunden Seite und einer Untererregbarkeit des betroffenen Labyrinths. Das Hörvermögen ist normal. Tinnitus besteht nicht. Der neurologische Status ist unauffällig. Beschwerdefreiheit wird erst nach 2 – 6 Wochen erreicht. Der zentral – vestibuläre Schwindel tritt bei Läsionen des Hirnstamms, des Kleinhirns oder Großhirns auf.
Behandlung
Die Behandlung hängt von der Ursache ab. Bei unspezifischem Schwindel ist ein Adaptionstraining sinnvoll. Bei psychogenem Schwindel ist die Therapie der psychischen Störung im Vordergrund. Der paroxysmale Lagerungsschwindel wird mit Lagerungsübungen behandelt, die Neuritis vestibularis und Morbus Menière medikamentös.
Erfahrungsberichte (3) zum Thema „Schwindel = Vertigo“
Wir veröffentlichen so viele Erfahrungsberichte, da es anderen Betroffenen helfen kann, mehr Informationen zu ihrer Krankheit zu erhalten. Dadurch ergeben sich mehr Möglichkeiten, Fragen an Ihren behandelnden Arzt zu stellen, um die Vorgehensweise oder Behandlung besser zu verstehen. Aus diesem Grund sind auch die Erfahrungen anderer Menschen, die an dieser Krankheit leiden, wertvoll und können dem Einzelnen nützen. Wir freuen uns daher über jeden Erfahrungsbericht.
Schreiben Sie Ihren eigenen Erfahrungsbericht
Linbes Team,
seit dem Aufstehen gestern morgen plagt mich starker Schwindel . Zuerst nur bei Bewegung, nun auch sogar im Liegen . Gestern Mittag war mein Hausarzt hier und diagnoztizierte einen eingeklemmten Nerv im Nacken . Er meinte, mit Wärmeflasche und Iboprofen müsste es besser werden . Gestern am späten Nachmittag konnte ich noch nicht einmal mehr auf dem Stuhl sitzen , ich hatte das Gefühl, jeden Moment kippe nich runter . Mein Mann hat dann den Rettungswagen angerufen und sie haben mich mitgenommen zum Krankenhaus . Dort wurde sofort gesagt, es würde sich um einen Lagerungsschwindel handeln . Es wurden mehrere Tests gemacht, von der linken auf die rechte Seite u.s.w. Auch wurde ein CT vom Schädel sicherheitshalber gemacht . Nach den Untersuchungen meinte der Neurologe, das dürfte nun in Ordnung sein , könnte aber einige Zeit dauern , bis sich alle Kristalle oder so gelöst hätten…
Heute früh konnte ich aber nach dem Aufstehen wieder nicht vor Schwindel alleine zur Toilette, mein Mann musste mich stützen . Bekomme auch immer wieder Schwindelattacken , auch beim Sitzen. Ich weiss mir keinen Rat mehr, was soll ich tun. Mein Sohn sagte schon am Telefon , ich sollte wieder den Rettungswagen anrufen , aber CT war doch in Ordnung . Liege nun den ganzen Tag auf der Couch und mein Mann versorgt mich . Dauert das wirklich über einen Tag oder noch länger bis sich das wieder gibt oder könnte noch etwas anderes dahinter stecken ?
MFG
Liebe Leserin,
wir gehen davon aus, dass nach gründlicher Untersuchung und neurologischer Beurteilung die Diagnose richtig gestellt wurde. Sie passt ja auch zu Ihren Beschwerden. Die Behandlung besteht in der Anwendung des Eploymanövers oder Lagerungsübungen. Beides finden Sie im Internet. Es wird aber etwas dauern, bis Sie beschwerdefrei sind. Wenn Sie die Übungen nicht hinbekommen, wenden Sie sich bitte an den örtlichen notärztlichen HNO – Arzt. Er kann Ihnen helfen. Gute Besserung wünscht
Ihr Biowellmed Team
Mir ist es seit einem halben Jahr sehr oft schwindlig. Seit dem Zeitpunkt nehme ich Blutdruck senkende Medikamente sowie Marcumar. Der Schwindel kommt mittlerweile fast ständig und dauert nur immer wenige Momente. Er tritt bei jeder Kopfbewegung auf, egal ob ich den Kopf drehe oder senke/ hebe. Beim Bücken, Aufstehen, beim Lesen und der damit verbundenen Augenbewegung von links nach rechts. Außerdem auch beim "Pressen" bei festeren Stuhlgang.
Hatte in der Vergangenheit mehrere Schlaganfall chen, von denen ich nichts bemerkt hatte und die vor ebenso einem halben Jahr festgestellt wurden.
Beim HNO wurden die Gleichgewichtsorgans geprüft. Und es wurde dort " im ENG eine diskrete Untererregbarkeit rechts" diagnostiziert. Was genau bedeutet dieses " diskrete Untererregbarkeit"? Ich kann mit dem Begriff Untererregbarkeit nichts anfangen, kann man das evtl mit anderen Worten erklären?
Danke schön
Liebe M.,
das Labyrinth kann in seiner Gleichgewichtsfunktion anhand verschiedener Tests geprüft werden. Reagiert es abgeschwächt, spricht man von Untererregbarkeit des Gleichgewichtsorgans. Dies kann viele verschiedene Ursachen haben wie z.B. Neuritis vestibularis oder auch eine Durchblutungsströugn wie z. B. aufgrund von Schlaganfällen. Sie sollten den HNO – Arzt genauer befragen, was er daraus schließt und welche Ursache er annimmt. Gute Besserung wünscht
Ihr Biowellmed Team
Hallo
ich hatte vor 2,5 Jahren einen sehr starken Anfall von
Schwindel und Herzrasen. Ich kam per RW ins Kra.Haus.
Dort wurden viele Untersuchungen gemacht. CT,MRT Ultraschall
v.Herzen, EKG, EEG, Blutuntersuchungen. Es war alle OK.
Entlassung. Dann wieder Schwindel, wieder Kra.Hs.
wieder Untersuchungen, nichts. Dann Hörsturz. Infusionen
mit Cortison. Am re. Ohr ist die Hörfähigkeit sehr sehr
eingeschränkt. Ich habe jetzt ein Hörgerät. Untersuchung
auf Morbus Meniere, da ja auch der Schwindel besteht, ergab keine Hinweise. Nun auch noch Tinnitus.
Jetzt Untersuchung der HWS, dort ergab die Untersuchung
eine Blockade der HWS. Nun Man. Therapie nach Trigger und
Akupunktur – wird leider nicht v.der. Kra.K. übernommen.
Bis jetzt leichte Besserung, Therapie läuft weiter, mit der
Hoffnung auf weitere Besserung.Aber der Schwindel kommt in Abständen immer wieder.Es ist sehr sehr Unangenehm und es macht Angst.
Haben Sie noch einen Rat, ich würde mich freuen.
Ich kann allein nicht mehr auf die Strasse gehen, da ich
Angst habe, umzufallen. Auch Autofahren kann ich nicht mehr.
Herzl.Gruss
E.M
Liebe(r) Leser(in),
hat man noch nie ein Medikament gegen den Schwindel eingesetzt wie z. B. Betahistin? Das würden wir nach Rücksprache mit Ihrem Arzt versuschen, denn man kann sehr viel besser an einem Problem arbeiten, wenn es nicht mehr ganz so groß ist. Gute Besserung wünscht
Ihr Biowellmed Team