Kurz und bündig
Das Lymphödem ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung, die aufgrund der Schwellung der betroffenen Extremität erhebliche Ausmaße annehmen und dadurch die Betroffenen erheblich belasten kann.
Ursache
Ein Lymphödem entsteht, wenn mehr Lymphflüssigkeit anfällt, als abtransportiert werden kann, d.h., wenn das Lymphsystem überfordert ist oder zu viel Lymphflüssigkeit anfällt.
Man unterscheidet das
-primäre Lymphödem, dem eine anlagebedingte Störung der Lymphgefäße zugrunde liegt. Betroffen sind in 85 % der Fälle Frauen. Die Krankheit beginnt meist um das 17. Lebensjahr, beginnt vorwiegend im Zehenbereich und schreitet allmählich nach oben zum Stamm hin fort, vom
Sekundären Lymphödem, dem eine andere Erkrankung zugrunde liegt, die zu einer Störung des Lymphabflusses führt. Entzündungen können ebenso verantwortlich sein wie Tumoren, Lymphgefäßverletzungen nach Operationen(z. B. nach Brustoperationen, Venenentnahme nach Bypassoperationen), durch Druck von Tumoren, durch Bestrahlung, Parasiten oder Selbstverletzungen. Auch Erkrankungen der Blutgefäße können zu Lymphödemen führen.
Feststellen der Erkrankung
Wichtig ist die gründliche Anamneseerhebung, die bereits entscheidende Hinweise für die Ursache geben kann. Dann kommt der Palpation und Untersuchung einschließlich Hautbegutachtung und Beurteilung der Durchblutungssituation große Bedeutung zu. Weiterführende Untersuchungen können Herzuntersuchungen sein, Gefäßuntersuchungen(zunächst mit Ultraschall) sowie eventuell Computertomographie oder NMR, falls Tumorverdacht besteht oder eine Lymphszintigraphie.
Symptome
Neben Schweregefühl, Schmerz und Aussehen ist für die Betroffenen die Funktionseinschränkung ein Problem.
Behandlung
Chronische Lymphödeme können verbessert, jedoch nicht wieder geheilt werden, daher ist die frühzeitige Behandlung entscheidend wichtig. Grundlage für die Behandlung ist die physikalische Entstauungstherapie durch manuelle Lymphdrainagen, Kompression, Sport, Hautpflege und Verbesserung von Erkrankungen, die zusätzlich zu einer Verschlimmerung führen können(Erysipel, Übergewicht, orthopädische Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, Unterfunktion der Schilddrüse etc.). Die Kompression erfolgt mit komprimierenden Bandagen, die anfangs 18 – 22 Stunden getragen werden müssen, sofern keine Kontraindikation besteht. Die Bandagen werden täglich gewechselt. Wird die Schwellung weniger, wird die Kompression entsprechend dem momentanen Schwellungszustand angepasst. Später kann man auf Kompressionsstrümpfe übergehen, die ein Leben lang getragen werden müssen, um einen Rückfall oder eine Verschlechterung zu verhindern. Die Hautpflege ist sehr entscheidend, da die unter Spannung stehende Haut extrem belastet wird. Als günstig haben sich feuchtigkeitsspendende Cremes gezeigt. Treten Hauterkrankungen hinzu, müssen diese mit Desinfektionsmitteln und Medikamenten(z. B. Antimykotika gegen Pilze) behandelt werden. Bei einer Stauungsdermatitis sind Antihistaminika in Kombination mit kurzfristig angewendeten Kortisonsalben erfolgreich. Insbesondere bei unbeweglichen oder bettlägrigen Patienten kann eine apparative Kompressionsbehandlung sinnvoll sein, die jedoch ärztlich zu überwachen ist und nur über einen gewissen Zeitraum angewendet werden sollte, da die Gefahr besteht, dass sich die Ödeme zentralisieren. Bei allen mobilen Patienten steht die sportliche Aktivität an erster Stelle, die jedoch langsam ansteigend geschehen sollte. Sport fördert wesentlich den venösen Rückfluss und den Lymphfluss. Entwässernde Medikamente (Diuretika) sind lediglich aus internistischer Indikation oder bei Tumorpatienten sinnvoll, stellen keine sinnvolle Therapie des Lymphödems dar. Chirurgische Verfahren können bei bestimmten Indikationen in Frage kommen. Hierbei werden autologe Venen interponiert, Lappenplastiken mit Inkorporation von Lymphgefäßen durchgeführt oder mikrochirurgisch Rekonstruktionen von Lymphgefäßen angewandt. Kontraindiziert sind solche Verfahren allerdings bei Patienten, die aufgrund einer Erkrankung eine Erhöhung lymphpflichtiger Lasten haben.