Kurz und bündig
Lungenerkrankungen führen zu einer höheren Krankheitsanfälligkeit und setzen die Widerstandskraft des Körpers herab. Deshalb sollten sich Menschen mit Lungenkrankheiten durch Impfungen schützen.
Sinnvolle Impfungen
Pneumokokken und Influenza. Diskussion über Tuberkulose
Pneumokokken
Streptococcus pneumoniae ist weltweit verbreitet und verantwortlich für etwa 50 % der Lungenentzündungen in Deutschland, die ambulant erworben werden. Außerdem ruft er bei COPD-Kranken Exazerbationen(Ausbrüche) der Krankheit hervor, kann zu Mittelohrentzündungen, Bronchitis, Nebenhöhlenentzündungen, Hirnhautentzündung und Sepsis hervorrufen. Letztere führt in ca. 20 % der Fälle noch immer zum Tod. Weltweit sterben ca. 800 000 Kinder unter 6 Jahren an einem Pneumokokkeninfekt.
Man kennt ca. 92 verschiedene Typen dieses Bakteriums, von denen jedoch nur ca. 10 – 20 % für die meisten Infektionen verantwortlich sind. Die Antibiotikaresistenz nimmt weltweit zu, auch Pneumokokken sind davon betroffen, so dass die beste Vorbeugung und Bekämpfung der Erkrankung die Impfung ist. Die Resistenzen bei Penicillinen, Makroliden und Tetrazyklinen liegen zwischen 6 und 18 %. Besonders erkrankungsgefährdet sind Kleinkinder, Säuglinge, ältere Menschen, chronisch Kranke und Menschen mit einer Immunschwäche oder Menschen mit einer immunsuppressiven Therapie. Die Erreger gelangen über den Nase-Rachen-Raum in den Körper und verbreiten sich über den Blutweg oder über örtliche Strukturen. Die Infektion erfolgt endogen. Erhöht gefährdet sind deshalb auch Menschen, die im Nasen-Rachen-Raum eine Störung aufweisen(z. B. bei einer Störung der anatomischen Strukturen nach Operationen oder bei Störung der Schleimhautbarriere(z. B. nach Bestrahlungen).
Derzeit existieren 4 verschieden Impfstoffe:
-23 Valenter Polysaccharid – Impfstoff
-7 Valenter Polysaccharid – Impfstoff(Prevenar)
-13Valenter Polysaccharid – Impfstoff
-10Valenter Impfstoff(Synflorix)
Die letzten 3 Impfstoffe sind bisher nur für Kleinkinder zugelassen. Die Zulassung für der 13Valenten Impfstoff für Erwachsene ab 50 Jahren wird vermutlich noch 2011 kommen. Die Impfstoffe sind alle Totimpfstoffe und gut verträglich. Sie unterscheiden sich aufgrund ihrer Herstellungsart(konjugiert oder nicht konjugiert) und durch die Art der erzeugten Immunantwort und die Anzahl der Serotypen an Erregern, die sie enthalten. So enthält z. B. der 23Valente Impfstoff 23 Serotypen. Die Immunantwort, die hervorgerufen wird, ist B-Zell-vermittelt. Ein immunologisches Gedächtnis wird nicht ausgebildet. Bei älteren Menschen oder bei chronisch Kranken kann die Immunantwort abgeschwächt sein und die Antikörper können sich schneller abbauen. Die Impfantwort ruft einen memory effect hervor, daher ist Auffrischen der Impfung möglich (boostern). Der 23Valente Impfstoff ist derzeit der einzige, der bei Erwachsenen zugelassen ist. Er schützt gegen schwer verlaufende Lungenentzündungen, jedoch nicht gegen andere Infektionen. Der Verdacht mehrt sich, dass Wiederholungsimpfungen eine verminderte Immunantwort verursachen. Deshalb werden Erwachsene nur noch 1 x geimpft. Ausnahmen sind Patienten mit chronischer Nierenerkrankung oder angeborenen bzw. erworbenen Immundefekten. Durch Konjugation des Polysaccharids (der Erreger besitzt eine Polysaccaridkapsel) an ein Protein(Eiweiß) entsteht ein Konjugatimpfstoff. Dieser ist auch für Kinder unter 2 Jahren geeignet, die noch keine ausreichende zelluläre Immunität besitzen. Die Immunantwort ruft ein immunologisches Gedächtnis hervor, so dass Auffrischimpfungen sinnvoll werden. Dieser Impfstoff ist bisher zugelassen für Kinder unter 5 Jahren. Dieser Impfstoff reduziert die Lungenentzündungsrate deutlich. Je nach Impfstoff ist der Schutz aufgrund der Verwendung verschiedener Serotypen bei 70 – 85 %. Geimpft werden sollten alle Patienten mit Asthma oder COPD, vor allem Raucher, die ein erhöhtes Risiko für eine Pneumonie aufweisen, Menschen ab 60 Jahren, Menschen mit Immundefiziten, chronisch Kranke, Menschen mit erhöhter Infektionsgefahr, Menschen mit Systemerkrankungen und Lungenbetieligung, Sarkoidose, Bronchiektasen, Post-TB-Syndrom, chronisch respiratorischer Insuffizienz, Eingriffen an der Lunge, Menschen mit einer Krebserkrankung der Lunge. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Impfung 3 Wochen vor einer Chemotherapie durchgeführt werden soll. Nach der Chemotherapie dauert es im Allgemeinen 3 Monate, bis sich die Immunantwort normalisiert, im Einzelfall bis zu 2 Jahren. Prednisoloneinnahme bis 20 mg ist keine Kontraindikation für eine Impfung, für Azathioprin, MTX oder TNF-alpha-Antagonisten gibt es keine Empfehlung, geimpft werden sollte möglichst vor Therapiebeginn. Alle Patienten mit HIV sollten frühzeitig geimpft werden. Der mögliche Schutz hängt vom Krankheitsstadium ab. Nebenwirkungen der Impfung sind vor allem Lokalreaktionen mit Schwellung, Rötung und Schmerz im Bereich der Einstichstelle oder leichte Allgemeinreaktionen.
Influenza
Das Influenzavirus wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Es kann außerhalb des Körpers 2 Tage überleben(z. B. auf Türklinken). Die Inkubationszeit beträgt bis zu 3 Tagen. In Deutschland erreichen die Grippewellen ihren Höhepunkt meist von Januar bis März. Jährlich erkranken 10 – 20 % der Bevölkerung, wobei die Erkrankungsrate bei Jugendlichen meist höher liegt als bei Erwachsenen. Die Impfung schützt vor Erkrankung, Komplikationen und Tod. Gegenüber Ungeimpften sank die Sterblichkeit bei Geimpften um 50 % und ein Krankenhausaufenthalt war in 40 % weniger notwendig laut Studienlage. Nicht geimpft werden sollten Menschen, die gegen einen der Inhaltsstoffe allergisch sind oder während fieberhafter oder neurologischer Erkrankungen. Unter einer Marcumartherapie kann die Impfung subcutan erfolgen. Bei einer vorhandenen Hühnereiweißallergie sollte vorher eine Pricktestung durchgeführt werden. Verläuft diese negativ, kann geimpft werden, verläuft sie positiv, erfolgt eine 2. Testung mit verdünntem Impfstoff. Während einer Desensibilisierung sollte 1 Tag Abstand zur Impfung eingehalten werden. Auch unter Chemotherapie ist die Impfung sinnvoll und während einer immunsuppressiven Therapie außerhalb der Therapie. Auch bei MS ist die Impfung indiziert, auch bei infektionsgetriggerten Schüben, bei HIV (T-Lymphozyten über 200/mm³, HIV-RNA-Spiegel sollte stabil sein), eine Stiko – Empfehlung für die Impfung besteht auch für Schwangere.
Es gibt 3 Gattungen von Influenzaviren: A, B, C. Sie gehören zur Familie der Orthomyxoviren. Für den Menschen haben vor allem A und B Bedeutung. Influenza-A-Viren werden in verschieden Subtypen untergliedert, die sich durch ihre Proteine Hämagglutinin und Neuraminidase unterscheiden, die auf der Virushülle sitzen. Die Subtypen bezeichnet man mit Buchstaben und Ziffernkombinationen, z. B. A/H1N1(A = Influenza-A-Virus, H = Agglutinin-Typ, N = Neuraminidasetyp, hier z. B. Schweinegrippe). Mit Hilfe des Hämagglutinin bindet sich bindet sich das Virus an das Atemepithel und dringt in die Zelle ein, die Neuraminidase setzt neu gebildete Viren aus der infizierten Zelle frei. Wegen der hohen Mutationsrate findet eine hohe Antigendrift statt, daher muss der Impfstoff in jeder Saison neu angepasst werden. Die Impfstoff bewirken eine humorale Immunität gegen Hämagglutinin und Neuraminidase. Grundlage der jährlichen Impfstoffanpassung ist ein weltweites Überwachungssystem zirkulierender Viren. Die WHO gibt jährlich 2 Empfehlungen heraus, für die Nordhalbkugel im Frühjahr, für die Südhalbkugel im Herbst. In Deutschland sind derzeit 21 trivalente Impfstoffe zugelassen, die aktive Varianten von A/H1N1-A/H3N2 und B-Komponenten enthalten. Einige Impfstoffe sind frei von Thiomersal (Quecksilber)
. Ein Impfstoff enthält das Öl Squamen und ist ab 65 zugelassen. Er soll eine erhöhte Antikörperantwort bewirken. Dies wird mit etwas höheren Raten an Lokalreaktionen erkauft. Nebenwirkung der Impfung sind örtliche Reaktionen wie Schwellung, Rötung, Schmerz um die Einstichstelle, selten Allgemeinreaktionen wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Muskelschmerzen, sehr selten allergische Reaktionen(allergischer Schock 1:425 000). Vereinzelt kann es zu Thrombopenie, Uveitis, Vaskulitis und vorübergehenden Störungen des peripheren oder zentralen Nervensystems kommen. Diese können 1 – 2 Wochen nach der Impfung auftreten. Die Impfung sollte im Oktober oder November durchgeführt werden. Sie erfolgt in den Oberarm, bei Erwachsenen werden 0,5 ml injiziert, bei Kleinkindern (6-35 Monate) 0,25 ml. Bei Kindern, die noch nicht geimpft wurden, wird eine 2. Impfung im Abstand von 4 Wochen empfohlen. 10 – 14 Tage nach der Impfung sind spezifische Antikörper vorhanden, nach 4 – 6 Wochen ist das Maximum erreicht, sinkt der Antikörperspiegel allmählich wieder. Die Schutzwirkung hält mindestens 1/2 Jahr.
Tuberkulose
Die Tuberkulose ist weltweit verbreitet und neben HIV und Cholera die häufigste Infektionskrankheit. In Europa ist die Verbreitung mit 5 % niedrig, in Deutschland zunehmend rückläufig. 2010 gab es 4300 Neuerkrankungen. Risikofaktoren sind ein geschwächtes Immunsystem, HIV, Drogen, Obdachlose, Imigranten(wegen eines erhöhten Erkrankungsrisikos in den Herkunftsländern). Bisher gibt es nur die BCG (Bacille-Calmette-Guèrin)-Impfung. Der Impfstoff besteht aus einem attenuierten Stamm von Mycobacterium bovis mit stark schwankender Schutzwirkung. Insbesondere bei Kleinkindern werden schwere Krankheitsverläufe verhindert. Die Impfung hat auch eine Schutzwirkung gegen Mycobacterium leprae. Eine Wiederholungsimpfung wird wegen nicht nachgewiesenem Nutzen nicht empfohlen. In Deutschland wird die Impfung seit 1998 nicht mehr empfohlen.
Erfahrungsberichte (2) zum Thema „Lungenerkrankungen und Impfungen“
Wir veröffentlichen so viele Erfahrungsberichte, da es anderen Betroffenen helfen kann, mehr Informationen zu ihrer Krankheit zu erhalten. Dadurch ergeben sich mehr Möglichkeiten, Fragen an Ihren behandelnden Arzt zu stellen, um die Vorgehensweise oder Behandlung besser zu verstehen. Aus diesem Grund sind auch die Erfahrungen anderer Menschen, die an dieser Krankheit leiden, wertvoll und können dem Einzelnen nützen. Wir freuen uns daher über jeden Erfahrungsbericht.
Schreiben Sie Ihren eigenen Erfahrungsbericht
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe großen Interesse für Lungen Vorsorge-Maßnahmen. Ich arbeite mit vielen Gesundheitsinstituten in China. Im Moment ist die Umwelteituation sehr schlimm. Ich bitte um weitere Vorschläge und Zusammenarbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Wen Li (Frau)
Li
Ich habe eine a-typische TBC. microbakterium Aviumkomplex.
Darf ich eine Schutzimpfung gegen Lungenentzündung machen.
Es gibt wohl Lebend- und Totimpfstoffe. Welche wäre, wenn überhaupt, geeignet.
Danke
Liebe(r) Leser(in),
der Pneumokokkenimpfstoff gehört zu den konjugierten Impfstoffen, der aus verschiedenen Merkmalen des Erregers künstlich hergestellt wird. Generell kann man impfen, wenn Sie wieder vollständig gesund sind und keine anderen Kontraindikationen gegen eine Impfung sprechen. Liebe Grüße
Ihr Biowellmed Team