Kurz und bündig:
Müdigkeit kann Symptom einer schweren Krankheit sein und sollte immer ärztlich abgeklärt werden. Es gibt – wie weiter untern ersichtlich – sehr viele Ursachen für Müdigkeit. Wir haben Sie hier unter Stoffwechselstörungen eingeordnet, weil diese nicht selten Ursache für Müdigkeit sind. Von den Patienten, die wegen Müdigkeit eine Arztpraxis aufsuchen, leiden weniger als 1 % länger als 6 Monate unter diesem Symptom. Bei den meisten Betroffenen vergeht die Müdigkeit innerhalb von ein paar Wochen wieder. Etwa 30% der Erwachsenen klagen manchmal oder häufig über Müdigkeit, Frauen öfters als Männer. Menschen, die nicht einsam sind, sind auch seltener müde, Menschen mit einem höheren sozialen Status ebenfalls.
Definition:
Von krankhafter Müdigkeit spricht man, wenn diese nicht durch den Gebrauch von Substanzen, Belastungen oder Erkrankungen erklärt werden kann, nicht durch Schlafmangel oder erhöhte Anstrengung und wenn sie zu einer Störung des Wohlbefindens führt, die nicht mehr akzeptabel ist, so dass die Möglichkeiten, die Müdigkeit zu kompensieren nicht mehr funktionieren.
Was sind mögliche Beschreibungen des Symptoms Müdigkeit?
Man fühlt sich schlapp, beklagt einen Mangel an Energie, ist erschöpft, wird schnell müde, hat tagsüber das Bedürfnis zu schlafen, spürt einen Leistungsknick, hat schwache Muskeln, fühlt sich weniger leistungsfähig, spürt das Nachlassen der geistigen Aktivität, hat zu nichts Lust, ist unmotiviert, traurig oder niedergedrückt.
Wann tritt Müdigkeit häufig als Begleitsymptom auf?
- bei prämenstruellem Syndrom und anderen hormonellen Störungen
- bei Fibromyalgie
- bei chronic fatigue Syndrom(CFS)
- bei Angststörungen
- bei Depressionen
- bei somatoformen Störungen wie z.B. Colon irritabile oder Spannungskopfschmerzen
- bei multiple chemical Sensitivity
- bei Tumorkrankheiten
- bei chronischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, MS, Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz
- nach Operationen
- Diabetes mellitus
- Hypoglykämie(Unterzuckerung)
- Schilddrüsenunterfunktion
- Morbus Addison
- Morbus Cushing
- Akromegalie
- Conn-Syndrom(Hyperaldosteronismus)
- Sheehan-Syndrom
- primärer Hyperparathyreoidismus
- Dystrophia adipositogenitalis
- Mangelerkankungen(Eisenmangel, B12-Mangel,Vitaminmangel,Unterernährung, Eiweißmangel)
- akute bakterielle oder virale Infekte
- chronische Infektionen(TBC,Syphilis, chronische Nierenerkrankungen, Zahnherde)
- Wurmkrankheiten
- Hypotonie(niedriger Blutdruck)
- Bluthochdruck
- Hirnarteriosklerose
- behinderte Nasenatmung mit Störung des Schlafs
- Endokarditis lenta
- Blutkrankheiten(Anämien, Leukämien, Plasmozytom, Morbus Hodgkin)
- Magen-Darm-Krankheiten(akuter oder chronischer Durchfall, Ulkusblutung, Hiatushernie, chronische Darmerkrankungen, Sprue, Hepatitis, chronische Pankreatitis, chronische Lebererkrankungen)
- Medikamente(Tranquilizer, Schlafmittel, Blutdruckmedikamente – vor allem am Anfang der Einnahme
- Beruhigungsmittel,
- Opiate und andere Schmerzmittel,
- Antidepressiva,
- Neuroleptika,
- Antihistaminika,
- Parkinsonmedikamente,
- Bleivergiftung, chronische Kohlenmonoxidvergiftung).
- Betablocker machen um so müder, je lipophiler sie sind, da sie mit zunehmender Lipophilie stärker in das zentrale Nervensystem gelangen. Deshalb ist Propranolol sträker ermüdend als Metoprolol und dieses stärker als Atenolol.
- Rheuma
- Lungenkrankheiten(Obstruktives Emphysem, Lungenschwäche durch z. B. Lungenfibrose)
- Neurologische Krankheiten(Enzephalitis disseminata, Poliomyelitis, Myasthenia gravis, Polyneuropathie)
- Kollagenosen(Dermatomyositis, Sklerodermie)
- psychische Krankheiten(Depression, Schlafstörungen)
- vegetative Störungen(Wetterfühligkeit)
- Überarbeitung, Schlafmangel
- Übergewicht, Bewegungsarmut
- bösartige Krankheiten
- chronische Schmerzen
- Fatigue Syndrom
Symptome
Die Betroffenen sind müde, erschöpft, alles ist ihnen zu viel
Feststellen der Erkrankung
Bei Müdigkeit sollte immer eine gründliche körperliche Untersuchung einschließlich eines Basislabors(BB,GGT,BSG,Krea,BZ,TSH) erfolgen, eventuell einschließlich EKG und Ultraschalluntersuchung des Abdomens. Im Vordergrund steht jedoch die Befragung durch den Arzt(Anamnese), um bereits eine Einordnung treffen zu können. Nach Erhalt der Untersuchungsergebnisse sind eventuell weitere Untersuchungen notwendig.
Behandlung
Es muss immer die Behandlung der zugrundeliegenden Störung erfolgen(siehe dort). Körperliches Training wirkt sich zur Vermeidung einer Konditionierung und eines Teufelskreises Müdigkeit – Schonung – erhöhte Müdigkeit günstig aus. Die kognitive Verhaltenstherapie liefert günstige Ergebnisse.
Welche Therapie hat bei bestimmten Erkrankungen einen positiven Einfluss auf die Müdigkeit?
- COPD: ß2-Agonisten, Körpertraining
- Herzinsuffizienz: neben der Therapie mit ACE – Hemmern, Diuretika, ß-Blockern, Spironolacton kann Weißdorn zu einer Verbesserung führen, ebenso körperliches Training
- Apoplex: man sollte nach einer Schlafapnoe fahnden
- MS: für psychologische Verfahren lassen sich Verbesserungen nachweisen