Seit Mitte der 1990er Jahre wird in wissenschaftlichen Veröffentlichungen über den so ge-nannten viszeralen oder chronischen Botulismus in Rinderbeständen berichtet. Es handelt sich um eine Erkrankung, deren Ursachen bislang ungeklärt sind, und die zunächst bei Hochleistungsrindern, aber auch bei Kälbern aufgetreten ist. Die Erkrankung ist mit einer großen Bandbreite an klinischen Symptomen belegt. Die beschriebenen Krankheitsbilder sind bislang wissenschaftlich nicht gesichert. Als Ursache wird eine Toxiko-Infektion mit Clostridium (C.) botulinum vermutet, die bis heute als nicht bestätigt gilt.
Am 1. September 2010 wurde dazu ein Sachverständigengespräch am BfR durchgeführt, um den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema zusammenzustellen. Teilnehmer waren Vertreterinnen und Vertreter der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), des Max Rubner-Instituts (MRI), des Robert Koch-Instituts (RKI), des Umweltbundesamtes (UBA) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Ziel des Gesprächs war die Identifizierung offener Fragen, die sich im Zusammenhang mit den Hypothesen zum chronischen Botulismus ergeben. Darüber hinaus wurden Fragestel-lungen identifiziert, die weitere Forschungsaktivitäten erfordern.
Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit
Das Thema des viszeralen Botulismus ist im Hinblick auf die Bewertung der Lebensmittelsi-cherheit ein Anlass für Diskussionen. Für erkrankte Tiere in betroffenen Beständen besteht ein Schlachtverbot, aber es besteht Unsicherheit bei Tieren ohne Symptomatik in diesen Beständen.
Für Fleisch gibt es in der Literatur keinen Hinweis darauf, dass jemals Botulinumtoxine fest-gestellt wurden. Über Milch liegen zahlreiche Publikationen vor, die auch das Vorkommen des Toxins zumindest hypothetisch abgehandelt haben. Es gibt auch hier keine Hinweise für das Vorkommen der Toxine.
Die Experten sehen für diesen Diskussionspunkt zunächst keinen akuten Handlungsbedarf.
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise vom Bundesinstitut für Risikobewertung BfR zur Verfügung gestellt
Hier erhalten Sie auch weiterführende Informationen zu diesem Thema.
Bericht des BfR vom 1. September 2010