Grundprinzip der Diät von Diabetikern war jahrelang ein striktes Verbot von Zuckern. Infolge-dessen wurden Lebensmittel produziert, die speziell für Diabetiker geeignet sein sollten und weniger Zucker oder Zuckeraustauschstoffe enthielten. Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen ist dieses ernährungsphysiologische „Verbot“ jedoch hinfällig: Die Ernährungsempfehlungen zur Vorbeugung und Behandlung von Diabetes mellitus ähneln vielmehr denen für die Allgemeinbevölkerung.
Denn Diabetes mellitus ist nicht nur eine „Zuckerkrankheit“, also eine Erkrankung des Kohlenhydratstoffwechsels, sondern hat auch Störungen des Protein- und des Fettstoffwechsels zur Folge. Deshalb sind die Ziele der Diabetes-Therapie normale Blutzuckerwerte aber auch optimierte Blutfettwerte, normaler Blutdruck und normales Körpergewicht. Diese lassen sich durch bestimmte Ernährungsmaßnahmen positiv beeinflussen. Dazu gehört es, reichlich Ballaststoff- und vitaminreiche Nahrungsmittel zu essen. Obst, Gemüse und Salat sowie Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sollten täglich aufgenommen werden. Der Verzehr von fetten Wurst- und Käsesorten dagegen ist zu vermeiden, ebenso von Schokolade, Kuchen, Gebäck und Kartoffelchips. Milchprodukte sollten fettarm sein und zum Kochen Öle anstelle von festen, tierischen Fetten wie Butter benutzt werden. Gleichzeitig sollte die Menge an Kochsalz in der täglichen Nahrung begrenzt, zu große Mahlzeiten vermieden und Alkohol maßvoll konsumiert werden. Wichtigste Vorbeugungsmaßnahme ist neben einer gesunden, kalorienreduzierten Ernährung die tägliche Bewegung. Speziell auf die Bedürfnisse von Diabetikern ausgerichtete und als „Diabetiker geeignet“ deklarierte Lebensmittel sind damit entbehrlich.
Das gilt auch für Genussmittel wie Bier, Weine und Schaumweine, die mit einer diabetiker-freundlichen Produktion beworben werden. Diesen Genussmitteln wird, nach Abschluss des Gärprozesses, unter anderem Zucker zugesetzt. Dafür wird bei Produkten, die als „Diabetiker geeignet“ ausgelobt sind, Fruktose verwendet, ein Fruchtzucker, der in Honig und Obst vorkommt. Seine Süßkraft ist um 20 % höher als die von herkömmlichem Zucker, und er soll für Diabetiker besser geeignet sein.
Ob Fruktose tatsächlich verträglicher oder bekömmlicher für Diabetiker ist als herkömmlicher Zucker, hat das BfR jetzt bewertet. Das Institut kommt zu dem Ergebnis, dass Fruktose keine nennenswerten Vorteile hat und der Einsatz nicht zu empfehlen ist. Entsprechend hält das Institut auch die Auslobung von Genussmitteln als „für Diabetiker geeignet“ für verzichtbar. Diabetiker sollten allerdings bevorzugt Weine mit der Geschmackangabe „trocken“ oder „extra trocken“ für Schaumweine auswählen. Die Zuckerkonzentrationen dieser Produkte spielen für den Diabetiker bei moderatem Konsum nur eine untergeordnete Rolle und sind in der täglichen Ernährung zu vernachlässigen.
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise vom Bundesinstitut für Risikobewertung BfR zur Verfügung gestellt
Hier erhalten Sie auch weiterführende Informationen zu diesem Thema.
Stellungnahme Nr. 018/2008 des BfR vom 15. Januar 2008