Wir spüren sie, wenn wir uns die Sohlen auf heißem Pflaster verbrennen, wenn wir uns auf einer Wanderung eine Blase angelaufen haben, wenn sie beim Tanzen eingepfercht sind in enge, raffiniert geschnittene Stöckelschuhe, wenn wir eine Nagelbettentzündung haben oder der von Oma Erna gerbte Hallux wieder einmal drückt. Wir können uns über ihre Zartheit entzücken bei Babies, wenn wir sie in die Höhe gestreckt sehen oder auf der Suche nach den ersten Schühchen sind. Wir witzeln darüber, wenn sie verschweißt sind und den berühmten Käseduft ausstrahlen. Wir nehmen sie vielleicht an einem Sommertag wahr, wenn sie durch ihre leichte Schwellung die Grenzen unserer normalerweise gut sitzenden Schuhe sprengen. Ein Kriegsamputierter spürt selbst nach 20 Jahren noch, obwohl sie nicht mehr vorhanden sind mit einem mehr oder weniger stark auftretenden, täglichen, fast unerträglichen Phantomschmerz. Wir genießen die Empfindung beim Tautreten oder beim Spaziergang barfuss im Sand. Wir necken uns, indem wir uns an der Sohle kitzeln. Wir verschönern sie durch elegantes Schuhwerk, durch Lackieren der Nägel, durch unterschiedlichste Strümpfe und Socken. Wir legen sie vielleicht nach einem anstrengenden Arbeitstag hoch um das Gefühl zu haben:“Jetzt ist Ruhe eingekehrt“.
Sie tragen uns von den ersten Schritten, die wir machen durch alle Lebensabschnitte und Zeiten. Sie versagen uns höchst selten den Dienst, obwohl wir wenig Rücksicht auf sie nehmen. Wir schimpfen über sie, wenn sie uns Schmerzen bereiten. Kaum jemand sieht einen Grund dafür, sie zu pflegen, sich um sie zu kümmern, solange sie sich nicht melden. Ganz vehement nehmen wir sie wahr, wenn wir ein Problem mit ihnen haben. Wir können sie kaputt laufen (ein Beispiel sind Marschfrakturen, das sind Knochenbrüche im Fußbereich bei sehr langen Fußmärschen), wir können sie aber auch kaputt schonen (z. B. bei der Inaktivitätsosteoporose, d.h. ein Knochenrückgang durch mangelnde Bewegung und Benützung, der sich auch in den Füßen festsetzen kann.
Was können wir für dieses Paar tun, das uns treu durch ein ganzes Leben trägt?
Wir können sie zunächst einmal wahrnehmen. Wir können ihre Funktion erhalten, indem wir Wert auf gutes Schuhwerk legen und auch möglichst viel barfuss gehen. Wir können sie so beanspruchen, dass weder Über-, noch Unterbelastung entstehen. Wir können die Haut pflegen, indem wir sie regelmäßig eincremen. Wir können die Nägel regelmäßig pflegen, damit sie nicht von Krankheiten oder Unförmigkeit befallen werden. Wir können ihnen Zeit und einige Gedanken widmen, um heraus zu finden, was ihnen Probleme bereitet oder was ihnen gut tut.
Was sind schon Füße, können Sie denken. Mein Gehirn ist mir wichtiger. Erst, wenn Sie darauf verzichten müssen, lernen Sie sie wertschätzen. Jedes noch so kleine Organ in unserem Körper hat eine Bedeutung und sein Fehlen oder Fehlfunktionieren kann ganz erhebliche Beschwerden bereiten und die Lebensqualität einschränken. Sie müssen nicht gleich Kunstwerke mit den Füßen malen, beginnen Sie mit ein paar Handgriffen, damit Sie vielleicht einmal mit Zufriedenheit sagen können: “Weil mich meine Füße trugen…..“