Eine Krebserkrankung ist ein sehr einschneidendes Ereignis für den Patienten und konfrontiert ihn unweigerlich mit dem Thema Tod und Endlichkeit unseres Seins. Häufig werden nach der Diagnosestellung und Beschäftigung mit dem Verlauf der Krankheit verschiedene Stadien der Auseinandersetzung mit der Krebserkrankung durchlaufen. Im Vordergrund stehen sehr oft Ängste durch die Ungewissheit dessen, was auf einen zukommt und Ängste vor Schmerzen, Leiden und Sterben. Immer wieder erlebe ich, dass Patienten sich die Schuldfrage stellen und mich fragen, was sie verbrochen haben, weil sie diese Krankheit befällt. Oft wird die Krankheit als Strafe empfunden und – da fast jeder Mensch negative Lebensphasen kennt – als zusätzliche Qual, als ob man nicht schon genug in diesem Dasein durchgemacht habe. Das Leben läuft dann oft ab wie ein Film. Es entsteht häufig ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, weil man ja bei einer solchen Diagnose sowieso nichts ändern könne. Es tritt Trauer auf, weil man plötzlich erkennt, dass man von heute auf morgen alles, was man liebt, verlieren kann. Die Alltäglichkeiten, die sonst als selbstverständlich angenommen werden, bekommen plötzlich ein großes Gewicht. Sie werden in ihrer Wertigkeit völlig neu eingeordnet. Für einen Arzt ist es immer schwierig. eine solch gravierende Diagnose mitzuteilen, insbesondere, wenn keine Heilung zu erwarten ist. Es sind oft viele Gespräche nötig, um den Patienten zu unterstützen. Am liebsten möchten die Patienten den Zustand vor der Diagnose wieder haben, die Unversehrtheit des Gesunden. Diesen Wunsch kann man als Arzt leider häufig nicht erfüllen. Eine schwere Krebserkrankung verändert meiner Meinung nach das Leben immer. Meines Erachtens ist es sehr wichtig, die Betroffenen von der Schuldfrage zu erlösen. Kaum ein Mensch ist fehlerfrei oder kann von sich behaupten, sich immer gerecht verhalten zu haben. Was im Einzelnen zu einer schweren Erkrankung führt, ist allenfalls in sofern von Belang, dass man hinterher sein Verhalten verbessert. Zu einer sinnvollen und befriedigenden Lebensgestaltung gehört meine Erachtens in erster Linie die Akzeptanz des eigenen Charakters und des Seins. Es ist sicher eine schöne Vorstellung, an seinem eigenen Ideal zu arbeiten und erfordert eine enorme Kraft. Sich jedoch für seine Unzulänglichkeiten zu hassen oder zu bestrafen, kann nicht Sinn des Lebens sein. Intensität der Lebenserfüllung liegt sicher auch nicht nur in der Länge des Lebens, sondern in seiner Qualität und der Liebe zum Leben. So kann man vielleicht auch die Aussage von einer Patientin von mir werten, die mir in einem Gespräch mitteilte, dass sie nie vorher so glücklich und zufrieden war wie jetzt während ihrer Krebserkrankung, von der sie wusste, dass sie daran sterben musste. In dieser Phase ihres Lebens hatte sie sich befreien können von vielen Zwängen und Anforderungen,hatte den Mut gehabt, sich Zeit zu nehmen für die erfüllenden Dinge, die sie schon immer tun wollte. Für mich selbst besteht der Lernprozess darin, sowohl mich selbst als auch Andere immer wieder darin zu bestärken, den Mut aufzubringen, ihr Leben nach eigenen Regeln und Vorstellungen zu leben statt sich ständig nach den Regeln Anderer zu richten. Im Alltag ist das sicher nicht immer leicht und erfordert oft einen Spagat zwischen verschiedenen Ansprüchen und Pflichten. Wer sich jedoch ernsthaft auf die Suche nach Lösungen begibt, findet mit Sicherheit Möglichkeiten, seien Sie auch noch so klein. Wenn Sie sich selbst einmal zurückerinnern, fallen Ihnen bestimmt auch „nichtige“, kleine Begebenheiten ein, die für Sie persönlich eine große Bedeutung behielten oder sogar Ihr Leben verändert haben. Leben heißt auch, sich selbst wahrzunehmen.
Eine Antwort auf „Krebserkrankung“
Wir veröffentlichen so viele Erfahrungsberichte, da es anderen Betroffenen helfen kann, mehr Informationen zu ihrer Krankheit zu erhalten. Dadurch ergeben sich mehr Möglichkeiten, Fragen an Ihren behandelnden Arzt zu stellen, um die Vorgehensweise oder Behandlung besser zu verstehen. Aus diesem Grund sind auch die Erfahrungen anderer Menschen, die an dieser Krankheit leiden, wertvoll und können dem Einzelnen nützen. Wir freuen uns daher über jeden Erfahrungsbericht.
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Hallo.
Ich bin 68 Jahre und hatte 2010 die Prognose erhalten, dass ich Tonsillenkarzinom habe. Es folgten 2 größere OPs und 33 Bestrahlungen mit 10 Chemo Anwendungen ,10x a 22Std am Tropf.Den Kehlkopf habe ich noch, aber bin trotzdem Trachealkanülenträger weil ich nicht mehr richtig schlucken kann. Und deswegen auch eine PEG über die ich mich seitdem ernähre und auch trinke.Das klappt eigentlich ganz gut.
Aber das Essen fehlt mir immer mehr.
Vielleicht meldet sich jemand der die gleiche Krankheit hat und man sich vielleicht mal zum Erfahrungsaustausch treffen könnte.
Mfg
H.G.
Lieber Herr G.,
das können wir sehr gut nachempfinden. Wir wünschen Ihnen, dass sich Betroffene bei Ihnen melden. Da wir email – Adressen nicht veröffentlichen dürfen, wäre es vielleicht am besten, Sie geben über unser Portal einen Treffpunkt bekannt. Liebe Grüße
Ihr Biowellmed Team