Dyszitis und Spondylitis sind lebensbedrohliche Krankheiten. Die Sterblichkeit in der Klinik beträgt 2-17%. Bei der Diszitis handelt es sich um eine bakterielle Infektion der Bandscheiben, bei der Spondylitis um eine bakterielle Infektion der Wirbelkörper. Beide können aufeinander übergehen.
Was sind Diszitis und Spondylitis?
Sieht man beim Röntgen bereits bakterielle Veränderungen an Bandscheiben oder Wirbelkörpern, kann oft bereits der Ursprungsherd nicht mehr verfolgt werden, denn meist vergehen 2–6 Monate zwischen Auftreten der Beschwerden und Diagnosestellung.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Infektion kann sich endogen über das Blut ausbreiten. Der bakterielle Herd kann irgendwo im Körper liegen. Aufgrund der Streuung über das Blut kann es zu einem Befall eines oder mehrerer Wirbelkörper kommen. Meistens breitet sich die Infektion in den vorderen Abschnitten der Wirbelkörper aus. Exogen kann es durch operative Eingriffe an der Wirbelsäule zu einem Befall kommen. Auch eine Streuung über die Lymphwege ist möglich.
Besonders betroffen sind Menschen mit reduzierter Abwehrkraft z.B. im Alter, bei Vorerkrankungen wie Diabetes, Nierenerkrankungen, Herzkrankheiten, Tumorerkrankungen, HIV, Tuberkulose, Drogenmissbrauch, jedoch auch Patienten, die mit Kortison oder Immunsuppressiva behandelt werden. Männer sind dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Gehäuft tritt die Erkrankung zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf. Die Neuerkrankungsrate in Deutschland beträgt 1:250 000.
Häufige Erreger wie Staphylococcus aureus und Pilzinfektionen
Als Erreger kommen Bakterien, Pilze und seltene Parasiten in Frage, wobei Staphylococcus aureus mit 30–80% der häufigste Keim ist.
Symptome und Diagnose
Klinische Untersuchung und Anamnese stehen im Vordergrund, wobei häufig ein Fersenstauchungsschmerz auftritt, ebenso ein Klopfschmerz. Das Wiederaufrichten der Wirbelsäule ist meistens schmerzhaft. Im Labor findet man eine massive Erhöhung der Entzündungswerte, vor allem des CRP.
Bei der Röntgenaufnahme können die radiologischen Zeichen fehlen. Das MRT ist das Verfahren der Wahl und zeigt die betroffenen Areale. Das CT kann jedoch knöcherne Destruktionen meist besser darstellen und ist deshalb oft zusätzlich sinnvoll. Selten sind Entzündungsszintigraphie mit markierten Leukozyten oder Positronenemissionstomographie notwendig.
Bedeutung des Erregernachweises vor Behandlungsbeginn
Dem Erregernachweis kommt eine hohe Bedeutung zu, deshalb sollte dieser möglichst vor Therapiebeginn durchgeführt werden. Hierzu kann eine Blutkultur angelegt, eine Biopsie per Stanze entnommen oder intraoperativ eine Gewebeprobe entnommen werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Es existieren noch keine einheitlichen Therapieleitlinien, da oft individuell vorgegangen werden muss. Voraussetzung, damit die Erkrankung ausheilt, ist die Ruhigstellung der Wirbelsäule und antibiotische Therapie sowie je nach Ausmaß der Erkrankung das Débridement und die Dekompression des Spinalkanals.
Die Antibiotikatherapie erfolgt nach Antibiogramm und Resistogramm. In der akuten Phase muss eventuell mit einem Breitbandantibiotikum begonnen werden, das meist intravenös verabreicht wird, bis sich die Lage stabilisiert. Dies kann 2–4 Wochen dauern. Manchmal ist auch schon früher eine Umstellung auf eine Tabletteneinnahme möglich. Oral muss dann die Therapie noch 6 Wochen bis 3 Monate weitergeführt werden (abhängig von den Blutwerten).
Konservative Therapie: Antibiotika und Ruhigstellung
Die konservative Therapie kann bei mildem Befall erfolgen oder, wenn das Operationsrisiko zu hoch ist. Wird operiert, benutzt man reklinierende Orthesen, um die Last auf die nicht betroffenen Wirbelsäulenabschnitte zu verteilen. Ist dies nicht möglich oder ist die untere Wirbelsäule betroffen, muss danach 6 Wochen Bettruhe eingehalten werden.
Prognose und Lebensqualität
Sowohl nach konservativer als auch nach operativer Therapie kommt es häufig zu Restbeschwerden oder zu Auswirkungen auf benachbarte Wirbelsäulenabschnitte. Die Lebensqualität scheint nach einer Operation besser zu sein als nach konservativer Behandlung. Zu einem Rezidiv kommt es in 0–7%.
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