Was ist Diabetes?
Kurz und bündig: Die Erkenntnisse zur Zuckerkrankheit haben sich in den letzten Jahren geändert. Was gibt es Neues? Man weiß heute, dass bei Diagnosestellung bereits etwa 50 % der Betazellfunktion gestört ist. Von Diabetes spricht man bei einem Nüchternzucker über 126 mg/dl und einem 2 Stunden – Wert über 200 mg/dl oder einem HBA1c über 6,5.
Die Prävalenz an Diabetes stieg von 1998-2008 von 5,2 auf 7,2 an, d.h. immer mehr Menschen erkranken an Diabetes. Korreliert man das Gesamtüberleben von Diabetikern mit dem HBA1c-Wert, zeigt sich ein U – förmiger Verlauf mit einem Maximum an Überlebenszeit bei 7,5. Die derzeitige Zielformulierung für den HBA1c-Wert liegt bei 6,5-7,5, ab einem Alter von 65 kann ein Wert von 7,5-9 toleriert werden, jedoch auch abhängig vom biologischen Alter.
Symptome und Diagnose von Diabetes
Bei einer strengeren Diabeteseinstellung wird die Neuropathie nicht besser, die Nephropathie möglicherweise, die Retinopathie schon. Ob eine Erblindung vermieden werden kann, ist bisher nicht belegt. Die NNH (Anzahl der Menschen, die behandelt werden müssen), um einen Herzinfarkt zu verhindern, liegt bei 117-150, die NNH für eine Hypoglykämie bei 15-52, d.h., der Therapieeffekt ist vorhanden, aber nicht sehr ausgeprägt.
In erster Linie versucht man deshalb inzwischen, eine Unterzuckerung zu verhindern. Eine bariatrische Operation (z.B. Magenverkleinerung) führt in etwa 70 – 80 % zu einer Remission des Diabetes, d.h., der Zusammenhang mit der Ernährung ist eindeutig. Das gleiche Ergebnis erzielt man mit einer Formuladiät mit ca. 600 – 800 kcal pro Tag oder mit intermittierendem Fasten (z.B. 16/8, d.h. 16 Stunden Fasten, dann 1-2 Mahlzeiten) oder alternierendem Fasten (z.B. 2 x wöchentlich).
Therapieansätze bei Diabetes
Kohlenhydrate erhöhen das Gewicht, indem bei der Cholesterinbiosynthese vermehrt VLDL gebildet und damit LDL erhöht wird, das Cholesterin, das schädigend auf Herz und Gefäße wirkt, wenn es im Übermaß vorhanden ist. Während das Nahrungsfett ca. 10-15 % ausmacht, entsteht bei der Lipolyse etwa 60 % Fett, das sich im Körper ablagert.
Will man einen einfachen Weg der Ernährung finden, sollte man Lebensmittel auswählen, die unter 1,5 Kalorien pro Gramm liefern. Auf der anderen Seite zeigte eine große Studie, dass bei einer Mittelmeerdiät, die als bisher die gesündeste Ernährungsform gilt, wenn ausreichend Walnüsse oder Olivenöl zugefügt wird (beides sehr kalorienreich), ca. 30 % weniger Herz – Kreislauferkrankungen auftraten. Daher sollte man Olivenöl oder Walnüsse nicht außer acht lassen.
Medikamentöse Optionen: Metformin, GLP-1-Agonisten, DPP-4-Hemmer und Insulin
Bewegung darf bei einer guten Diabetestherapie nicht fehlen. Man hat festgestellt, dass Krafttraining wirksamer ist als Ausdauertraining, was vermutlich daran liegt, dass die meisten Menschen zu wenig Ausdauertraining betreiben und man mit Krafttraining schneller etwas erreicht. Metformin wirkt in Muskel und Leber und aktiviert die AMPK (die auch bei Sport und Muskelaktivität aktiviert wird), führt zu einer Hemmung der Gluconeogenese, einer Oxydation der Fettsäuren, einer verminderten Synthese von VLDL.
Vorsicht ist geboten bei Niereninsuffizienz. Zugelassen ist das Präparat bis zu einer GFR von 45, dann mit der verminderten Dosis von 2 x 500 mg pro Tag. Nachgewiesen ist unter Einnahme eine Senkung der Mortalität (Sterblichkeit) an kardiovaskulären (Herz-Kreislauf-) Erkrankungen. Gefährlich werden kann unter der Einnahme das Auftreten einer Laktazidose. Diese ist v.a. bei Niereninsuffizienz erhöht und beträgt 7 pro 100 000 Patientenjahre.
Prävention und Vorbeugung von Typ-2-Diabetes
Zur Vermeidung einer Laktazidose sollte man beachten, dass das Medikament 48 Stunden vor einer Röntgenuntersuchung oder einer Operation bis 2 Tage danach abgesetzt wird. Glinide (Repaglinid, das als Monotherapie zugelassen ist und Nanteglinid, das nur mit Metformin zusammen zugelassen ist) fördern die Insulinsekretion durch Anregung der Betazellen der Langerhans’schen Inseln der Bauchspeicheldrüse wie Sulfonylharnstoffe auch, wirken jedoch schneller und kürzer wie diese und sind damit besser steuerbar.
Die Biguanide regeln die Glukoseaufnahme im Magen-Darmtrakt und verhindern daher starke Blutzuckeranstiege nach dem Essen, sie hemmen den Glukoseneuaufbau in der Leber und führen zu einer vermehrten Aufnahme von Zucker in die Muskulatur und zu einer erhöhten Ansprechbarkeit des Insulins, hemmen dabei gleichzeitig den Appetit und sind daher vor allem für übergewichtige Blutzuckerkranke sehr sinnvoll.
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