Anorexia nervosa: Ursachen, Symptome und Behandlung

Was ist Anorexia nervosa?

Definition und Häufigkeit der Magersucht

Die Anorexie oder Anorexia nervosa ist eine Essstörung, die vorwiegend im Jugendalter auftritt und deren Häufung jährlich zunimmt. Etwa 0,3 – 1 % der weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen erkranken derzeit an dieser Krankheit, etwa 0,3 Prozent männliche Jugendliche und zunehmend auch Kinder zwischen 10 und 14 Jahren.

Risikogruppen und kritische BMI-Werte

Zu den Risikogruppen gehören Mädchen, die durch Beruf oder Hobby mit dem Schlankheitsideal konfrontiert werden wie Tänzerinnen, Leistungssportlerinnen, Models u. s. w. Als kritische Gewichts-Untergrenze für Kinder und Jugendliche gilt die 10. BMI-Altersperzentile.

Ursachen und Risikofaktoren

Genetische Veranlagung und familiäre Einflüsse

Die Ursache der Anorexie ist noch nicht genau bekannt. Es scheinen mehrere Faktoren eine Rolle zu spielen. Man weiß, dass eine genetische Veranlagung vorhanden ist, da das Erkrankungsrisiko bei Mädchen, deren Familienmitglieder an dieser Störung leiden, ein um den Faktor 7 – 12 erhöht ist.

Psychische und soziokulturelle Faktoren

Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Harmoniebedürfnis, Zurückgezogenheit, Disziplin und Beharrlichkeit sind bei Anorexiekranken häufiger zu finden. Ein einengender, überbehütender Erziehungsstil der Eltern mit Harmoniestreben, Perfektionismus und hohem sozialem Sicherheitsbedürfnis scheint eine die Krankheit fördernde Rolle zu spielen.

Einfluss von Diäten und traumatischen Erlebnissen

Die Durchführung einer Diät zur Gewichtsreduktion kann ein Einstieg in die Krankheit sein, da es hierbei zu krankhaften Störungen des Körpergeschehens kommen kann, die eine Essstörung wiederum fördern. Risikofaktoren während der Geburt und frühe seelische Schockerlebnisse wie Missbrauch oder Misshandlung können die Erkrankung fördern.

Symptome und Diagnostik

Körperliche Symptome: Untergewicht, Amenorrhoe und Hautveränderungen

Auffällig ist eine trockene, schuppige Haut, häufig eine Lanugobehaarung am Körper, eine Blaufärbung der Finger- und Zehen (Akrozyanose), und eine marmorierte Haut. Hinzu kommen eventuell Minderwuchs, fehlende Menstruation und das Ausbleiben der Pubertätsentwicklung.

Diagnostik: Laborwerte, BMI und bildgebende Verfahren

Zunächst muss eine gründliche körperliche Untersuchung erfolgen, um eine durch andere Krankheiten bedingte Gewichtsabnahme auszuschließen. Die Laboruntersuchungen sind je nach Schwere der Erkrankung unauffällig, zeigen jedoch spezifische Abweichungen wie Blutarmut und veränderte Hormonwerte.

Therapieansätze

Ernährungstherapie und Zielgewicht erreichen

Im Vordergrund stehen das Erreichen eines normalen Körpergewichtes und eine körperliche Genesung. Das Führen eines Ernährungstagebuches und eine Ernährungsberatung und -überwachung sind wichtig.

Psychotherapie: Ängste und Denkmuster verändern

Begleitend sollte immer eine Psychotherapie durchgeführt werden mit dem Ziel, normale Denkmuster, die nicht mehr nur ernährungsgeprägt sind, zu erlernen, die mit der Krankheit in Zusammenhang stehenden Ängste, Depression und Zwänge zu behandeln.

Medikamentöse Ansätze: Antidepressiva und Vitamin-D-Therapie

Der Vorteil einer medikamentösen Behandlung ist nicht gesichert. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), die zu den antidepressiven Medikamenten gehören, können eventuell einen Gewinn bringen.

Komplikationen und Risiken

Körperliche Folgen: Osteoporose und Organversagen

Körperliche Komplikationen durch die Mangelernährung können bis zum Tod führen. Osteoporose durch mangelnde Nährstoffzufuhr ist eine weitere ernsthafte Komplikation.

Psychische Folgen: Suizidgefahr und soziale Isolation

Seelische Komplikationen, die zum Selbstmord führen können, sind ebenfalls ein Risiko. Soziale Abgrenzung mit dem Verlust der Kommunikation ist eine häufige Folge.

Wann ist eine stationäre Behandlung notwendig?

Kritisches Untergewicht und Selbstmordgefahr

Wenn ein kritisches Untergewicht unter der 10. Perzentile erreicht ist und ein ambulanter Behandlungsversuch bei engmaschiger Überwachung an der Mitarbeit des Patienten oder der betroffenen Familie scheitert oder Selbstmordgefahr besteht.

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